Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

Titel: VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
Vom Netzwerk:
weiß, gibt es keinen Weg für Vilm, daran etwas zu ändern. Die werden sich über dieses Ding nicht freuen, und es ist mir schleierhaft, wie ein solches Vorhaben vor den bekanntlich misstrauischen Augen der Goldenen verborgen bleiben kann. Die Goldene Bruderschaft wird toben, wenn sie davon erfährt. Und wenn es jemanden gibt, mit dem ich nicht verfeindet sein möchte, dann ist es die Goldene Bruderschaft. Vor allem möchte ich nicht, dass Oniskus Ärger mit denen bekommt.«
    Die Erwähnung von Oniskus wischte das Lächeln von den Gesichtern Frankas und Konstantins. Mitwisser bei etwas zu sein, das den Interessen der Goldenen zuwiderlief, war nicht ungefährlich, erst recht auf Oniskus, wo die Bruderschaft eine erhebliche Rolle spielte. Konstantin scharrte auf seiner Glatze herum, dort, wo er sich vorhin gestoßen hatte.
    Es war an Marja, die Besorgnisse der Oniskier zu zerstreuen. »Das Monopol der Goldenen Bruderschaft endet präzis an jenem Tag, an dem Vilm in der Lage ist, den Strombedarf von Vilm Village aus eigener Kraft zu decken«, sagte sie. »Uns ist klar, dass die Entfellten Gift und Galle spucken werden, wenn sie mitbekommen, dass sie hereingelegt worden sind und sich ihr für die Ewigkeit gezimmertes Monopol in Luft auflöst. Sollen sie doch. Wir haben nicht vor, diese Truppe völlig aus dem Geschäft zu werfen. Das könnten wir uns nicht leisten. Es kann uns allerdings niemand verwehren, unsere Ressourcen für uns selber zu verwenden.«
    Will fiel ein. »Niemand außer uns weiß von dem Projekt, und wenn wir morgen oder übermorgen damit herauskommen, kann die Bruderschaft nichts unternehmen.« Er grinste; sein Eingesicht bleckte das Gebiss. »Und natürlich befinden Sie sich im Irrtum, wenn Sie unseren Wasserturm als Großprojekt irdischen Stils betrachten. Das ist ein vilmsches Projekt. Es hat angefangen als kleine Station, um die herum merkwürdige Pflanzen wuchsen. Die Pflanzen überwucherten die Station mit einem fast ebenen Dach, woraufhin die Station aufgestockt werden musste. Unter dem Gewicht der Station sackte der nasse Boden ein. Die Stiele, die das regenleitende Dach trugen, wurden länger.« Will sah die Oniskier strahlend an. Er wollte die Gäste nicht mit Rätselfrüchten verwirren und der Macht, die geschickten Vilmern mit einer ausgewogenen Kombination verschiedener Drogen verliehen wurde. Und mit den wenig hübschen Nebenwirkungen wollte er die Oniskier nicht konfrontieren. Mit Wurzelsystemen, die titanische Erdarbeiten erledigten, auch nicht. »Das war alles, im Prinzip jedenfalls. Der Prozess setzte sich so lange fort, bis alles nah genug an den felsigen Untergrund herangekommen war, um den Abfluss der herunterströmenden Wassermassen abzusichern. Dann hörte es auf, ehe es unwirtschaftlich wurde. Jetzt ist es ein vom andauernden Regen gespeistes Perpetuum Mobile der vilmschen Art.«
    »Und woher haben Sie gewusst, dass das alles funktionieren würde? Und die Goldene Bruderschaft?«, fragte Martino. »Die werden schäumen vor Wut; soweit sie dazu überhaupt in der Lage sind, meine ich. Wer hat diesen genialen Vertrag damals überhaupt ausgehandelt?«
    Marja wies auf Will; absichtlich zielte sie dabei mit dem Finger auf Will-J. Die Oniskier starrten das Eingesicht an, als hätten sie nie eines gesehen. Wahrscheinlich stimmte das. Wahrscheinlich ging den dreien erst in diesem Augenblick auf, dass mehr an den Vilmern dran war als die Tatsache, dass sie auf Schritt und Tritt von Wesen begleitet wurden, die fast wie irdische Hunde aussahen. Wahrscheinlich erkannten die Oniskier erst in diesem Moment, da Will-J hoheitsvoll den breiten Kopf neigte, als nehme sie die Huldigungen eines imaginären Volkes entgegen, dass sie einem Irrtum aufgesessen waren, was die Natur der Vilmer betraf. Möglicherweise waren sie bloß Opfer der Herrschaft Atibon Legbas über die Nachrichtenkanäle. Das Flottenkommando weigerte sich beharrlich, die Vilmer als neue Lebensform zur Kenntnis zu nehmen.
    »Mit dem Vertrag ist alles in Ordnung«, sagte Will. »Die Goldenen haben es als völlig unrealistisch betrachtet, dass Vilm seinen Bedarf an Energie jemals ohne ihre Hilfe decken könnte. Und was das Drumherum des Projekts betrifft: Wenn man auf anderen Ebenen mit der Welt verbunden ist, auf der man lebt, als nur denen des Hörens, Sehens und Schmeckens, dann bringt man Dinge fertig, die anderswo nicht möglich sind. Jammerschade um die Gestrolche und Pflaumenbäume, die diesem Ding zum Opfer fallen mussten ...

Weitere Kostenlose Bücher