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Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Titel: Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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Eingesicht trommelte kurz mit den kleinen Mittelpfoten auf den Boden. Jojojo stieß wieder ihren zustimmenden Laut aus.
    »Außerdem brauchen wir jemanden, der die Kevins betreut.«
    Will hatte Jojojo auch eine Aufgabe auf dieser Reise geben wollen und ihr die kleinen Kundschafter-Maschinchen anvertraut, um sie im richtigen Moment einzusetzen. Leider hatten die kaum daumengroßen Apparate in der feuchten Luft des Regenplaneten eine fatale Tendenz, in kürzester Zeit kaputtzugehen. Auch wenn der alte Harenbergh seit Jahren daran arbeitete, den Dingern etwas mehr Widerstandskraft einzuimpfen, hatte sich an dieser Tatsache nichts Wesentliches geändert.
    »Das meine ich doch gar nicht«, sagte Toronlukas nach einigem Zögern. »Ich frage mich, warum er nicht einfach seine geheimnisvollen Kumpels fragt, ob die mal kurz hinfliegen und nachschauen können.«
    Rijo lachte leise. »Ich glaube, er traut denen in letzter Zeit nicht mehr so ganz über den Weg.«
    »Wenn er es je getan hat«, sagte Toronlukas und stoppte den Geländekugler.
    Jojojo stieß ein gelangweiltes Seufzen hervor. Es war nicht auszumachen, ob das ihr menschlicher Teil gewesen war oder das Südseitengeschöpf.
    Diesmal war es nicht seine Unentschlossenheit, die Toronlukas zum Anhalten gebracht hatte, sondern eine völlig richtige Reaktion auf etwas Neues.
    Die drei Vilmer erblickten vor sich den Rand des Wolkengebirges; so früh hatten sie nicht darauf zu stoßen erwartet, und so seltsam sah der Fuß der Riesenpflanze sonst auch nicht aus. Wild wuchernde Äste bildeten fremdartige, verwickelte Muster, manchmal wirre Knoten, von denen einige offensichtlich abgestorben waren. Hier und da klebten längliche, kopfgroße Gebilde, die so etwas wie Fühler oder Wimpern von sich streckten und sachte damit wedelten.
    Jojojo startete wortlos die Geräte, um eine Rundumaufnahme von dieser Position aus anzufertigen. Toronlukas sah zwischen seiner geplanten Route und dem Ding da draußen hin und her.
    »Das ist falsch«, bemerkte er dann. »Das Gestrolch sollte erst gut zweihundertfünfzig Meter weiter südlich beginnen und aus einem stabilen Luftwurzelgitter samt dazwischen blubberndem Mulm bestehen. In dem es vor Leben nur so wimmelt.«
    Sie schauten wieder hinaus.
    Da wimmelte gar nichts. Da rührten nur diese Geißeln in der Luft herum. Da herrschte eine unnatürliche Stille. Schon eine ganze Weile hatten sie keine einzige Schreile mehr brüllen hören, das war ungewöhnlich.
    Jojojo sagte etwas. Ihre Stimme klang kratzig.
    »Regen«, sagte sie.
    Sowohl Rijo als auch Toronlukas war eingeschärft worden, mit den sehr seltenen Wortmeldungen der Nachträglich Zusammengesetzten so umzugehen, als wären sie ganz normal und eben nicht ein Wunder. Toronlukas konnte das gut verstehen, er selbst hatte es auch hinter sich, vor Jahren schon. Ihm hatten damals die Tränke und Elixiere geholfen, die man heute fälschlicherweise Torons Heilmittel nannte. Jojojo war völlig ohne Hilfe und nur mit einer komplett überforderten Brink an ihrer Seite neu zusammengefügt worden, während ihr ursprüngliches Eingesicht vor ihrer aller Augen starb.
    Sie hatte alles Recht der Welt, sich merkwürdig zu benehmen.
    In diesem Fall hatte sie eine völlig zutreffende Bemerkung gemacht: Der ewige Regen hatte aufgehört. Das kam zwar hin und wieder vor, aber kaum, wenn die Wolken den Himmel so sehr verfinsterten wie jetzt gerade.
    Es sei denn ...
    Rijo und Jojojo sahen einander an und hatten offenbar denselben Gedanken. Rijo schaltete einen Außenscheinwerfer ein und leuchtete nach oben. Jojojo startete einen ihrer Kevins und ließ ihn im Lichtkegel emporsteigen, an einer immer mehr überhängenden Wand aus pflanzlichem Irrsinn entlang. Nachdem der kleine Apparat den im Dunst zerfasernden Lichtkegel verlassen hatte, kletterte er weiter nach oben.
    Jojojos Mittelpfoten bedienten das kleine Steuerpult, das den Flug des künstlichen Schmetterlings steuerte, und ihre menschlichen Hände kümmerten sich um die Steuerung der Kamera und darum, den Kevin möglichst lange funktionstüchtig zu halten.
    Toronlukas betrachtete das verwackelte Bild, das der Apparat sendete.
    »Wir sind längst unter dem Wolkengebirge«, stellte er fest. »Es hat sich nach außen geneigt ... oder es ist aus irgendeinem Grund nach außen gewachsen.«
    »Ein Gestrolch, das sich aufbläst wie ein Ballon, ist genau – was?«, fragte Rijo.
    »Ein krankes Gestrolch«, antwortete Toronlukas brav.
    »Das muss dann aber eine ganz

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