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Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Titel: Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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weniger freundlichen Übernahmen ... Und im Flottenkommando gibt es derart viele Dienststellen, die einander auszustechen versuchen, dass nicht einmal die ältesten Familien der Zentralier sicher sind, wer gerade das Sagen hat.«
    Er warf Will einen hilflosen Blick zu.
    »Wir sind lange genug dabei; ich weiß, wovon ich rede.«
    »Prima«, sagte Will und beobachtete wieder das verschwenderische Lichterspiel der Lampyridus , die immer noch über der Stadt dahintrieb und aus Leibeskräften glitzerte. Weil der Regen mittlerweile zu einem entschlossenen Herabrauschen dichter Wasserketten übergegangen war, sah es ein bisschen aus wie ein exotischer Fisch in einem Aquarium.
    »Wir werden also sehr aufpassen müssen«, setzte der Administrator hinzu und trank seinen kalt gewordenen Kaffee aus.
    »Übrigens«, sagte Sergios und nahm die Hand von seiner roten Linie, »ich habe gerade in den Datenbanken der Oosterbrijk2 nachgesehen. Lampyridus ist nicht nur der Name dieses Angebers da, sondern auch der wissenschaftliche Name eines irdischen Leuchtkäfers, beziehungsweise des Glühwürmchens. Und der Stoff, der dieses kleine Insekt zum Leuchten bringt, heißt – ausgerechnet – Luciferase.«
    »Das ist kein Scherz?«, fragte der päpstliche Abgesandte.
    »Nein«, erwiderte der Zentralier.
    Er hatte seinen Tee immer noch nicht angerührt.

17. Die Pflanzung
    Adrian Harenbergh testete eine seiner neuesten Ideen. Er hatte eine Reihe dünner, metallischer Stäbe aufgereiht und mit dicken, isolierten Kabeln verbunden. Die abgesteckte Strecke war kaum dreißig Meter lang und wand sich zwischen den Gestrolchen dahin, so wie eben Platz dagewesen war. Er hatte darauf geachtet, dass die Pflanze-Tier-Zusammenballungen auch vor vilmschem Leben nur so strotzten, denn genau das wollte er ausprobieren: Wie die einheimische Flora und Fauna – die oft gar nicht so leicht auseinanderzuhalten waren – auf seine neue Erfindung reagierte.
    Und weil das Ganze, wenn es denn funktionierte, eine Überraschung für seine Eliza sein sollte, tat er es heimlich.
    In Sichtweite knabberte ein Rehschwein an abgestorbenen Gestrolchzweigen herum, immer wieder misstrauisch zu dem Menschen hinüberäugend. Man hatte es noch nicht geschafft, eines dieser Tiere wirklich zahm zu machen. Sie waren und blieben extrem vorsichtig. Dieses wachte immer mit einem Kopf, während der andere beim Fressen fast im Gestrolch verschwand. Alle paar Minuten wechselten sich beide Enden des Rehschweins ab.
    Es war gut, dass das Tier da war. Auch der gelegentliche, infernalische Lärm war gut. Er bedeutete, dass in den Gestrolchen auch Schreilen hockten. Und mit bloßem Auge konnte Adrian ein paar Astwürger erkennen, die sich um Äste tief im Inneren gewickelt hatten. Er mochte diese Wesen nicht mehr leiden, seitdem er mit eigenen Augen gesehen hatte, wie eines davon einen der seltenen Wolkentaucher erwischte. Es war plötzlich durch die Luft gepeitscht und hatte den winzigen schwarzen Vogel von seiner Flugbahn gepflückt. Dann hatte es sich, den kleinen, zappelnden Körper fest im Griff, ins Innere des Gestrolchs zurückgezogen.
    Harenbergh trat zurück und schritt dann die sich hin- und her windende Linie ab, zu der er seine Metallstäbe angeordnet hatte. Es schien alles in Ordnung zu sein.
    Er stöpselte den Hauptstecker in den Verteiler und schaltete den Strom ein.
    Zunächst geschah gar nichts. Die Pflöcke summten leise, das war alles. Der alte Adrian Harenbergh holte den Klappstuhl hervor, den er in weiser Voraussicht mitgebracht hatte. Er wusste ja, dass es eine Weile dauern würde, ehe sich seine Apparate vollständig aufgeladen hätten. Mit einem leisen Ächzen ließ er sich in dem Ding nieder. Aus welchem Grund auch immer es seinen Weg nach Vilm geschafft hatte – vielleicht hatte jemand auf dem ursprünglichen Zielplaneten der Siedler angeln wollen –, es erfüllte nun endlich seinen Zweck.
    Die Metallstäbe begannen zu leuchten. Winzige glimmende Punkte erschienen dort, wo sie jeweils ihrem benachbarten Stab zugewandt waren. Adrian beugte sich gespannt vor. Gleich würde das Feld zwischen den Elementen seines neuartigen Zaunes stark genug sein.
    Wie zielstrebige Glühwürmchen tanzten winzige Funken von Stab zu Stab, immer mehr davon, bis zwischen jeweils zwei Stäben ein schwach leuchtendes, völlig ebenes Rechteck aus mattgelbem Licht aufgebaut worden war.
    Adrian steckte schnell die Finger in die Ohren.
    Keinen Augenblick zu früh.
    Mit markerschütterndem

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