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Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Titel: Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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Ein-Mann-Raumstation endlich Hilfe zu schicken, etwas kosten lassen. Was sich dort aus den Wolken herabsenkte, strahlte heller, als es die Sonne Vilms in ihren wolkenlosesten Momenten je tun könnte. Es handelte sich um die Barke Lampyridus , ein mehrere hundert Meter langes Schiff, dessen Rumpf und dessen Ausleger mit Projektoren gespickt waren. Unaufhörlich farbige Lichtspiele in die Luft hinausfeuernd, schwebte das protzige Ding langsam über die Stadt hinweg.
    »Das ist eine Präsentation des Reichtums«, sagte Sergios.
    »Und der unweigerlich damit einhergehenden Geschmacklosigkeit«, knurrte Will.
    Wie um zu zeigen, wie kalt ihn das Schauspiel ließ, trank er Kaffee, der noch ein bisschen zu heiß dafür war.
    Dennoch starrten beide die prachtvolle Erscheinung an. So großspurig dieser Auftritt auch war, er verfehlte seine Wirkung nicht. Vermutlich standen überall auf den Straßen Leute herum und gafften zum Himmel empor, während ihnen der Regen in die offenen Münder und Mäuler lief.
    Pünktlich flackerte die vorher eigens hierfür reservierte Bildwand auf und zeigte die zarte Gestalt des Nuntius, der in seinem Arbeitszimmer saß.
    »Willkommen«, sagte Sergios.
    Der päpstliche Abgesandte neigte elegant seinen seltsam kleinen Kopf und erwiderte so wortlos den Gruß.
    Ohne den Blick von dem dahinschwebenden Spektakel der Lampyridus abzuwenden, sagte Will: »So. Nun sind sie da, die Lamettaträger des Flottenkommandos. Und sie haben jede Menge Lametta mitgebracht, wie man sieht.«
    »Ganz zu schweigen von Flitterkram und Glasperlen«, murmelte Sergios.
    »In der Tat«, sagte die Hochwürdigste Exzellenz.
    Die Barke stand nun still über der Stadt und glitzerte und strahlte wie ein gigantisches Kaleidoskop, in dessen Inneren bunte Sönnchen umeinander kreisten. Wo sich die Lichtkaskaden aus den Auslegern mit denen überschnitten, die aus dem Rumpf hervortraten, schienen pulsierende Sekundärsonnen aufzublitzen. Der Widerschein all der farbigen Lichter an der Unterseite der Wolken breitete sich zu einem gigantischen, buntwattigen Hintergrund für das Schauspiel aus.
    »Die müssen es ja nötig haben«, bemerkte Will trocken.
    Da es wieder stärker zu regnen begann, wurde die Licht- und Farborgie sehr eindrucksvoll durch die Brechungseffekte in all den Regentropfen verstärkt. Sergios meinte, mehr Farben aufsprühen zu sehen, als so ein Regenbogen normalerweise haben konnte.
    »Bei unserer jüngsten Aussprache«, sagte Will und baute seinen graubepelzten Körper direkt vor dem Abbild des Nuntius auf, »haben Sie eingeräumt, dass eigenmächtige Expeditionen zum Riesengestrolch tatsächlich keine sonderlich gute Idee sein könnten. Ich werde Sie wie versprochen niemals danach fragen, auf welche Weise Sie zu dieser Erkenntnis gelangt sind, Chef.«
    Der Nuntius vollführte eine seiner sparsamen, aber ausdrucksvollen Gesten, ein Fingerballett der gütigen Zustimmung.
    »Wir wollten miteinander reden, kurz ehe die Delegation des Flottenkommandos eintrifft«, fuhr Will fort. »Warum erst jetzt, großer Vorsitzender?«
    Der Nuntius lächelte ein feines Lächeln, das angesichts seines winzigen Kopfes wie ein breites Grinsen wirkte.
    »Erst während des Anflugs der Lampyridus konnten wir Kontakt mit unseren Gewährsmännern an Bord aufnehmen«, sagte er mit sanfter Stimme. »Wer und was an Bord ist, wird offiziell streng unter Verschluss gehalten, und zwar jetzt immer noch.«
    »Na, wir sind sicher, dass Sie Bescheid wissen«, warf Sergios ein.
    »In der Tat«, wiederholte der Nuntius. »Sie werden erstaunt sein. Wir nehmen an, wir müssen unsere Bitte um Verschwiegenheit in dieser Sache nicht wiederholen?«
    »Natürlich nicht«, sagte Will. »Obwohl mich schon interessieren würde, wieso Sie uns vorab Informationen zukommen lassen, die so furchtbar geheim sind, Maestro.«
    »Es gibt in der Kurie durchaus gewisse Kreise, die auf Ihrer Seite stehen, Administrator«, entgegnete der Abgesandte.
    Er zögerte und dachte einen kurzen Moment nach.
    »Oder sagen wir, es gibt in gewissen Kreisen ein begründetes Interesse, nicht allen Plänen Erfolg zu gönnen, die von den Leuten an Bord der Lampyridus verfolgt werden.«
    Das waren so Sätze, über die Will erst kurz nachdenken musste.
    »Ach so«, sagte er dann.
    Sergios nickte.
    Der Nuntius verblasste nun neben einem Porträt, das auf der Bildwand eingeblendet wurde.
    Ein Milchbubi in der Uniform des Flottenkommandos, der trotz seines militärischen Haarschnitts viel zu jung

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