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Violas bewegtes Leben

Titel: Violas bewegtes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Trigiani
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dir erzählen.«
    »Ich möchte Filmemacherin werden. Und ich lese viel über Künstler«, fange ich an.
    »Weiter.«
    »Meine Eltern sind Dokumentarfilmer, meine Großmutter ist Schauspielerin, ich bin sozusagen umgeben von Kreativität.«
    »Das ist toll.«
    »Ja, schon, aber nicht immer. Ich verbringe viel Zeit in einer Fantasiewelt, wenn Sie verstehen, was ich meine. Ich denke mir gerne Sachen aus. Und ich glaube, deshalb habe ich mir auch sie ausgedacht.«
    »Sie?«
    »Den Geist.«
    »Du bist der Meinung, du hättest einen Geist gesehen?«
    »Bitte glauben Sie mir. Ich habe die Frau wirklich gesehen.«
    »Wie sieht sie denn aus?«
    »Wie ein alter Filmstar, außer dass sie erst fünfundzwanzig ist.Und sie trägt ein rotes Kleid und einen schwarzen Hut und Schnallenschuhe … natürlich war sie nur ganz kurz zu sehen, als ich sie das letzte Mal gesehen habe. Ich nenne sie die Rote Frau.«
    »Viola, hast du dich schon mal näher mit dem Unterbewusstsein beschäftigt?«
    Ich schüttle den Kopf.
    »Das Unterbewusstsein ist der Motor, der deine Fantasie antreibt. Es schläft nie. Sicher wolltest du schon mal etwas filmen und hattest dabei ein ganz bestimmtes Bild im Kopf. Und als du dann durch die Kamera geschaut hast, änderte sich auf einmal das Licht, und du hast genau dieses Bild vor dir gesehen?«
    »Das passiert mir ständig.«
    »Tja, das ist dein Unterbewusstsein.«
    »Sie meinen, ich bin völlig normal? Obwohl ich Gespenster sehe?«
    Mrs. Zidar lächelt. »Du entwickelst dich zu einer Künstlerin. Du fängst an, deine innere Stimme zu hören und möchtest diese Stimme interpretieren. Und genau das tun Künstler.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Du kannst nicht gut schlafen, weil du darüber nachdenkst, was du kreieren möchtest.«
    »Sie meinen, ich arbeite unbewusst an einem Film?«
    »Du arbeitest an etwas. Ich weiß nicht, ob es ein Film werden wird, aber irgendwas ist da auf jeden Fall.« Mrs. Zidar schaut mich an. »Ich möchte, dass du darüber nachdenkst, was das bedeutet – und wo deine Inspirationen herkommen. Du weißt schon, der Ort in deinem Innern, wo die Kunst entsteht.«
     
    Wie alle Vierbettzimmer, die von den fünfundsiebzig Mitgliedern des Schulanfängerjahrgangs bewohnt werden, ist auch der Vierer Nr. 11 vom Geruch und der Aura eines Friseursalons erfüllt. Keine Ahnung, wie das Stromnetz der Schule das aushalten soll. Wir bereiten uns alle auf die Party vor, fönen unsere Haare, sprühen uns mit Haarspray ein, schminken uns und – zumindest ein paar von uns – bügeln unsere Klamotten. Draußen stehen die Busse aufgereiht wie eine Reihe gelber Hustenbonbons und warten darauf, mit Schülerinnen gefüllt zu werden, die sich in ihr schickstes Partyoutfit geworfen haben.
    Romy hat nachmittags um vier herum angefangen, die passende Kleidung auszuwählen. Seitdem hat sie sich mindestens siebenundzwanzig Mal umgezogen. Es sind immer die sportlichen Mädchen, die am längsten brauchen, um sich für eine Party herauszuputzen. Das ist nicht so ihr Ding. Sie fühlen sich in Uniform am wohlsten und brauchen deshalb besonders lange, um ein passendes Outfit zusammenzustellen. Marisol wollte eine neue Frisur für den Tanzabend ausprobieren (ein großer Fehler). Erst benutzte sie ein Glätteisen, um ihre Haare zu glätten, und nun wellt sie sie wieder mit dem Lockenstab (ich sehe schon ein Loch in der Ozonschicht vor mir von dem vielen Haarspray, das sie heute verbraucht hat).
    Suzanne kam vom Duschen ins Zimmer geschneit und schlüpfte in eine Röhrenjeans und eine weiße Spitzenbluse … und schon sieht sie perfekt aus, wie immer.
    Ich lege den Fön zur Seite und bürste meine Haare in Form. Mein Pony ist genau die zwei Zentimeter gewachsen, die es brauchte, damit ich die Haare wieder hinter meine Ohren stecken kann. Dieser Triumph bedeutet mir mehr als eine Eins inmeiner Gartenbauklausur. Endlich keine braven Stirnfransen mehr!
    Marisol wird bis zur Abfahrt der Busse damit beschäftigt sein, ihre Locken wiederherzustellen, und da ich schon fertig bin, schalte ich meinen Computer ein und checke meine Mails. Ich sehe, dass Andrew online ist, und schicke ihm eine Message.
     
    Ich: Ich gehe nachher auf eine Party.
    AB: Warum das denn?
    Ich: Um zu tanzen.
    AB: Mit Jungs?
    Ich: Ja.
    AB: Und da gehst du hin?
    Ich: Meine Mitbewohnerinnen haben mich gezwungen.
    AB: Ja klar.
    Ich: Ich habe wirklich keine Lust. Ich werde quasi gezwungen mitzufahren – Gruppenzwang.
    AB: Verstehe.
    Ich: Wie läuft’s

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