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Violas Wahnsinnslover

Violas Wahnsinnslover

Titel: Violas Wahnsinnslover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florella Sander
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das auch bis zur allerletzten Konsequenz tun! Wenn es dir ums Töten geht, dann darfst du auch keine lebenden Pflanzen verzehren. Kein Gemüse. Kein Obst.«
    »Waahaas? Lebende Pflanzen? Ich nehme doch nur Früchte einer Pflanze, die sie sowieso hergeben würde, Kartoffeln, Tomaten, Äpfel, Getreide.«
    Nur sein strenger Gesichtsausdruck hinderte mich daran, ihm einen Vogel zu zeigen. Dieser Spinner. Sollte ich vielleicht aufstehen und gehen? Ich könnte zur Toilette müssen. Dann würde ich schnell verschwinden und ihn da sitzen lassen. Im Viertel gab es eine Party bei Lara, und an der Alten Weser wurde gegrillt. Aber es war noch viel zu früh, außerdem würde Bernd dort später vielleicht auch sein, wenn er seine Backerei beendet hatte.
    Ich war wie festgeklebt auf dieser Eckbank in der Küche.
    ◊
    Bernd setzte sich an den Küchentisch. Mir gegenüber. Spürte dieser Mann überhaupt nichts? Ignorierte er meine Ablehnung? Oder genoss er das Spiel der Eroberung, weil er sich ohnehin sicher war, mich zu bekommen, wenn er wollte?
    »Die Pflanze wird schon vorher geerntet, sie wird gemäht oder ausgerissen. Jedes geerntete Korn enthält den Keim des Lebens in sich, und du isst ihn. Mit deiner Einstellung und jener von diesen vegetarischen Spinnern darfst du gar nichts essen.«
    Ich setzte mich aufrecht hin, meine Oberweite präsentierte sich ihm im schönsten Licht. Der runde Ausschnitt des Shirts eröffnete eine tiefe Senke zwischen den Brüsten, auf die er nun fasziniert starrte. Endlich hielt er mal fünf Sekunden den Mund. Ich drückte meinen Brustkorb noch weiter heraus.
    »Du darfst nicht mal auf Gras gehen, weil du dabei Kleinstlebewesen tötest. Wie die Jaina-Buddhisten, die einen Mundschutz tragen, um keine Kleinstlebewesen einzuatmen. Wo sie gehen, fegen sie vorher vorsichtig, damit sie nichts zertreten. Verrückt! Du darfst nicht mal einen Blumenstrauß pflücken, ohne Reue. Wer sagt dir, dass ein Baum nicht fühlt, wenn er zersägt wird.«
    Oh, Mann, was für ein Erbsenzähler. Ich hörte ihm kaum noch zu. Doch dann geschah etwas Seltsames. Meine Hand spürte auf der Tischplatte plötzlich die Vibrationen seiner tiefen Stimme. Es war unglaublich, das Brummen füllte meinen Brustkorb aus, und plötzlich kribbelte es zwischen meinen Beinen. Eine Welle von Lust schwappte über mich. Ich spürte die Schwingungen im gesamten Becken. Alles vibrierte. Der Raum vibrierte. Ich bekam ein solches Verlangen zu vögeln, dass ich nicht mehr in der Lage war, ihn anzusehen. Meine Augen konnten noch nie lügen, er hätte alles in ihnen gesehen. Die Wollust. Die Unersättlichkeit. Allein seine Stimme dirigierte mich in diesem Moment wie eine Marionette, vielleicht redete sie sogar einen Orgasmus herbei. Seine stimmlichen Vibrationen verzauberten mich, zärtlich streichelte Wort für Wort meine Seele, und ich wurde willenlos.
    Ich wusste nicht mehr, worüber er sprach und hörte nur noch Wortfetzen. Buddhismus. Atheismus. Orgasmus.
    Orgasmus? Ich lachte. Das war ein Stichwort.
    »Du bist ja doch noch da, Viola. Willkommen im Hier und Jetzt.« Er grinste, und sein Blick bekam plötzlich etwas Warmes, Verlangendes. Ich schaute schnell woanders hin.
    Als er begann, sich in der Nähe des Herdes Platz zu schaffen und Schüsseln aus dem Schrank zu kramen, sah ich mich völlig verloren. Er würde mich nehmen, so oder so. Er würde das Spiel so lange ausdehnen wie es ihm passte. Meine Zimmertür würde er nicht als Grenze akzeptieren, das war mir klar.
    Bernd goss die Milch in einen Topf auf dem Herd. Als sie warm genug war, verrührte er sie mit einem Würfel Hefe in einer Steingutschüssel. Dazu gab er Mehl, vermischte alles zu einem Teig und stellte die Schüssel mit einem Handtuch bedeckt in den warmen Backofen. Nicht ohne mir zu sagen, dass die Gradzahl nicht höher als fünfzig sein dürfte, weil sonst die Hefezellen absterben würden. Er redete und redete, bis mein Zustand einer Trance glich. Im Eiltempo entkorkte er die Flasche Rotwein, die er mitgebracht hatte und goss sich ein Glas ein.
    »Magst du, oder darfst du auch nichts trinken?« Der spöttische Klang in der Stimme war nicht zu überhören.
    Alles in allem war diese Figur fast zwei Jahrhunderte zu spät auf die Welt gekommen. Sie passte besser zum Wilden Westen. Damals hätte sein kerniges Auftreten noch beeindruckt. Sobald ihm jemand widersprochen hätte, hätte er mit seinen Stiefeln klacken und sofort den Colt ziehen können.
    Ich nahm das Glas.
    »Wenn du mir

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