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Violas Wahnsinnslover

Violas Wahnsinnslover

Titel: Violas Wahnsinnslover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florella Sander
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gönnte ich ihnen nicht. 'Wir haben es ja gewusst. Einmal Macho, immer Macho. Weiß der Henker, warum ihm alle auf dem Leim gehen.'
    Das wollte ich nicht hören.
    ◊



Ich liebte Flüsse, weil sie mir ein Gefühl von Unendlichkeit gaben. Das Wasser war in Bewegung, ständig und ewig, wenn niemand eingriff. Ich wollte allein sein. Am Ufer sitzen. Mit meinen Füßen das Wasser durchpflügen. Nicht mehr an Bernd denken.
    Ich weiß nicht wie lange ich dort an der Alten Weser gesessen hatte, als eine SMS von Franzi kam. Sie grillten unweit von mir und erwarteten mich.
    Noch immer tropften Tränen wie Perlen auf mein T-Shirt, während ich das Rad durch die Dämmerung schob. Überall lachten Menschen. Der Geruch von Grillfleisch stieg mir in die Nase. Ich hörte Gitarrenmusik. Jemand sang dazu 'Scarborough Fair'. Nicht gerade ein Lied, das meine Stimmung aufbesserte. Die Stimme kannte ich doch. Ich schloss die Augen und spürte den bekannten Impuls im Becken. Eine neue Tränenflut wollte sich ihren Weg aus den Augen bahnen.
    »Viola«, rief Franzi. »Hier sind wir.«
    Fünf aus dem Feministinnenklub scharrten sich um Bernd. Ein Komplott. Auf einmal arbeiteten sie mit dem Superhero Hand in Hand. Als Entertainer war er ihnen gut genug, aber mehr trauten sei ihm nicht zu. Und er war keinen Deut besser, er benutzte sie ebenso für seine Zwecke. Was versprach er sich? Eine Dreierbeziehung? Standen einem Macho von Haus aus zwei Frauen zu?
    »Besten Dank, Franzi«, sagte ich.
    »Och, dafür nicht, er hatte noch was gut bei mir.« Also hatten sich die schärfste Emanze und der größte Macho von Bremen gegen mich verbrüdert. Oder sollte ich sagen verschwestert? Weiber, die noch vor Stunden von sexueller Hörigkeit, Machtmissbrauch und Patriarchentum gesprochen hatten, scharrten sich um ihn wie Hühner um einen Hahn.
    Ich schob mein Fahrrad schnell weiter, Bernd kam mir nach. Die Gitarre baumelte am Gurt auf seinem Rücken hin und her.
    »Auf solche Zicken kann ich gar nicht. Denen lauf ich sonst auch nicht hinterher. Du bist nicht allein im luftleeren Raum, Viola. Wenn du austeilst, musst du auch einstecken können.«
    »Lass mich einfach in Ruhe.« Ich stieg auf mein Rad.
    Bernd hielt es am Gepäckträger fest. »Du hörst mir jetzt mal zu. Du gehst mit einem Mann ins Bett und plötzlich kennst du ihn nicht mehr. Damit komme ich nicht klar.«
    »Wer steigt hier mit wem ins Bett? Du vögelst doch jede im Viertel und lässt sie mit 'nem Kind sitzen.«
    Ich wollte weitergehen, aber die Macht meiner eigenen Worte erregte mich. Seine erregten mich ebenso. Als er gesungen hatte, als die gezupften Akkorde sich mit seinen eigenen Bässen mischten, erlag ich ein weiteres Mal seiner einzigartigen Magie. Ich atmete dahin, wo die Lust entstand und spielte wie in Trance mit dem Scheidenmuskel. Anspannung und Entspannung. Öffnen und Schließen.
    »Vorsicht, Viola. Vorsicht!« Seine erotische Stimme bekam plötzlich wieder diesen grauenhaften, metallischen Unterton. »Wenn du ein Mann wärst, würde ich dir für diesen Satz eine reinhauen.« Bernd sah wirklich zornig aus, das erkannte ich trotz der Dunkelheit. Seine Augen wurden klein, und die Augenbrauen zogen sich zusammen.
    Seine Worte lösten einen neuen Tränenstrom aus. Ich blieb stehen, um mir die Nase zu putzen.
    Bernd legte mein Rad auf den Boden und umarmte mich. »Tut mir leid, ich war zu impulsiv. Unsere Körper sprechen die richtige Sprache und unsere Köpfe nicht. Ich habe Vivi heute zum letzten Mal gesehen. Sie wird heiraten, beide werden in seiner Heimat, in Australien leben. Jack, übrigens auch unser Trennungsgrund, wird Torsten adoptieren. Ob er mein Sohn ist, weiß ich nicht. Jack hat sie schon gevögelt, als wir noch zusammen waren. Du bedeutest mir mehr. So viel mehr. Dich liebe ich nach einem Tag hundert Mal so viel, als sie damals nach einem Monat.«
    Warme Lippen legten sich auf meinen Mund, sanft drang seine Zungenspitze ein und umrollte meine. Zuerst zärtlich, dann fordernd und verlangend, so wie ich es liebte.
    Wir gingen noch ein Stück, bis wir keine Leute mehr hörten und sahen. Ich zog die Wolldecke vom Rad und breitete sie dicht am Ufer im Schutz von Büschen aus. Die Luft war wenig abgekühlt von der Hitze des Tages. Wir zogen uns aus und gingen ans Ufer. Das Wasser lockte mich, aber ich tauchte nur kurz die Füße hinein. Bernd verzehrte sich nach mir, aber eine kleine Lektion wollte ich ihm noch erteilen. Er hatte mich nach einer vollkommenen Nacht im

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