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VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit

VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit

Titel: VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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verschmitztes Reiben der Hände. » Dann kann die Geistersuche ja losgehen.«
    Ich nickte. » Ja, wird bestimmt Spaß machen.«
    » Die Tour ist wirklich großartig«, erklärte Brincefield. » Ich mache sie schon zum zweiten Mal.«
    » Darf ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten?« Sallie war auf eine Plastikkiste gestiegen, die sie ungefähr auf Augenhöhe mit den anderen brachte.
    » Hallo, zusammen!«, rief sie. » Ich begrüße Sie zur weltberühmten Fletchers Geistertour!«
    Spärlicher Applaus.
    » Wir beginnen in wenigen Minuten«, übernahm Chris. » Nutzen Sie die Zeit, um sich miteinander bekannt zu machen. Wir werden die nächsten neunzig Minuten in Gesellschaft von Furcht einflößenden Geistern verbringen. Also denken Sie daran«– dramatisches Beben in der Stimme– » Zusammenhalt macht stark!«
    Allgemeines Gelächter. Chris war der geborene Entertainer.
    Brincefield begann sofort, Kontakt zu den übrigen Teilnehmern aufzunehmen. Ich brachte mich rasch außerhalb seiner Reichweite…
    Und rammte aus Versehen den Typ mit der ausgebeulten Hose.
    Ich erntete einen zornigen Blick. Sein hünenhafter Kumpel grinste.
    » Sorry«, sagte ich. » Hab dich nicht gesehen.«
    Wortlos trat er einen Schritt zur Seite. Aus Verlegenheit stellte ich mich vor.
    » Tory.« Ich streckte die Hand aus. Keine Reaktion.
    » Marlo«, sagte der Kleinere. Der Riese blieb stumm. Ohne ein weiteres Wort kehrten sie mir den Rücken zu und entfernten sich.
    » Na, schon Freunde gefunden?«, fragte Hi.
    » Schnauze.«
    » Wirklich erstaunlich, wie negativ viele Leute auf dich reagieren«, fuhr Hi fort. » Du scheinst da ein besonderes Talent zu haben.«
    » Ich finde es eher erstaunlich, wie…«
    » Sind alle bereit?« Sallie schnitt meine geistreiche Erwiderung ab. » Dann geht’s los.«

KAPITEL 26
    Die erste Stunde war fantastisch.
    Sallie und Chris führten uns durch dunkle Straßen, während sie uns mit Einzelheiten und amüsanten Anekdoten der Stadtgeschichte versorgten. Zwischendurch blieben wir stehen und steckten die Köpfe zusammen, um von berühmten Phantomen und Poltergeistern sowie von unerklärlichen Begebenheiten zu erfahren.
    So lernten wir mit der Zeit das gesamte Pantheon der Geister kennen, die von jeher im sogenannten Lowcountry herumgespukt hatten. Da gab es die Haints– tote Seelen in Gestalt von Menschen oder Gespenstern. Boo-hags– Wesen, die sich häuten und bei Mondlicht durch die Sümpfe streifen. Plat-eyes– einäugige Phantome, die an heißen Sommernächten in die Häuser eindringen.
    Sallie sprach von der beschützenden Kraft der Boo-Daddys, kleinen, aus dem Schlamm der Sümpfe, Louisianamoos, Süßgras und Salzwasser geformten Figuren, die in großen Sumpfaustern ausgebrütet werden. » Wenn ihr Angst vor all diesen Wesen habt«, sagte Sallie, » solltet ihr immer einen Boo-Daddy in der Tasche haben.« Sie schwenkte ihr persönliches Modell über dem Kopf. » Ein guter Boo-Daddy beschützt euch vor allen nächtlichen Kreaturen.«
    Unsere Route führte uns an vielen wohlbekannten Spukorten vorbei. Der South-End-Brauerei, dem » Rutledge«, einem plüschigen Gasthaus von anno Tobak, der Circular Congregational Church samt dem uralten Friedhof.
    Als wir am Dock Street Theater vorbeigingen, verrenkten wir uns die Hälse, um einen flüchtigen Blick auf Junius Brutus Booth zu erhaschen, der an dem Theater gespielt hatte und dessen Sohn später Abraham Lincoln erschoss. Doch wir hatten kein Glück. Dann kamen wir am Battery Carriage House Inn vorbei, einem Hotel, in dem sich angeblich ein männliches Wesen in das Bett weiblicher Gäste legt.
    Als Nächstes überquerten wir einen historischen Friedhof, auf dem man den Geist von Sue Howard Hardy fotografiert hatte, wie er am Grab seines Kindes weint. Im Poogan’s Porch Restaurant machten wie eine kurze Snackpause. Dort kann man angeblich hin und wieder beobachten, wie Zoe St. Armand, eine frühere Anwohnerin, aus einem der Fenster im Obergeschoss winkt.
    Schließlich erreichten wir an der Kreuzung von East Bay und Broad Street das Exchange Buildung, das alte Zollhaus.
    Zwei Steintreppen führen zu einem Eingang aus drei prachtvollen weißen Doppeltüren, über denen sich drei hohe weiße Fenster befinden. Die weiß-graue Fassade, einst von der Patina des Alters überzogen, erstrahlt nun wieder in seiner ganzen kolonialen Pracht.
    Wir versammelten uns am Fuße der einen Treppe.
    » Im Jahr 1771«, erklärte Chris, » in einer Zeit des blühenden Handels,

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