VIRALS - Tote können nicht mehr reden - Reichs, K: VIRALS - Tote können nicht mehr reden
andere als
ein harmloser Dieb. Wenn der auf Morris Island war, dann wird er einen konkreten Grund gehabt haben.«
Völlig richtig. Aber ich kann dir leider nicht mehr erzählen.
»Du hast recht«, entgegnete ich. »Am besten, ich vergesse die ganze Sache. Ich will ja nicht unbedingt in ein Wespennest stechen.«
Chance sah mich prüfend an. Nervös schlug ich die Augen nieder.
Dann begann er sanft meine Hand zu streicheln. Seine Liebkosung ließ meine Wangen erglühen.
»Leg dich bitte nicht mit dem Typ an, Tory. Ich mag dich. Ich könnte es nicht ertragen, wenn dir etwas zustößt.«
Ich traute mich nicht, den Mund zu öffnen.
»Ich weiß, dass du dich nicht so schnell einschüchtern lässt. Aber Jimmy Newman ist einfach zu gefährlich.«
Chance beugte sich ganz nah an mich heran und fügte mit ernster Stimme hinzu: »Es könnte dir wer weiß was passieren. «
Mein Puls raste.
»Ich verspreche dir, Chance, dass ich nichts unternehmen werde.«
Ein Lächeln breitete sich auf seinem attraktiven Gesicht aus. Mein Gott, er war wirklich hinreißend.
Bevor ich reagieren konnte, zog er mich an sich, drückte mir einen sanften Kuss auf die Wange und ließ mich wieder los.
»So klug wie immer.«
Damit stand er auf und schlenderte davon.
Ich war wie erstarrt.
Chance Claybourne hatte mich geküsst.
Heiliger Bimbam.
KAPITEL 56
Ich schaute mich aufmerksam um. Wollte mich vergewissern, dass ich immer noch auf dieser Welt war.
Und erblickte Hi, sein Sakko wie immer verkehrt herum, der hastig in Richtung Schulhaus zurückeilte.
Verflixt.
»Moment mal!«
Hi straffte den Rücken, drehte sich langsam um und stapfte zu meiner Bank.
»Oh, hallo!«, sagte er mit Unschuldsmiene. »Hatte gar nicht gesehen, dass du hier sitzt.«
»Was du nicht sagst.« Ich stützte meine Hände in die Hüften. »Und warum guckst du mich dann so verlegen an? Wen hast du denn gesehen?«
»Also, ich hab bestimmt nicht gesehen, dass du und Chance hier rumgeknutscht habt wie ein frisch verknalltes Paar, wenn du darauf anspielst«, antwortete er grinsend. Dann schüttelte er betrübt den Kopf. »Schäm dich, du böses Mädchen! «
»So war das gar nicht!« Ich errötete bis zu den Ohren. »Oder vielleicht doch …« Ich hielt mir eine Hand vor die Augen und spähte durch die Finger. »Er hat angefangen!«
»Das geht mich nichts an«, sagte Hi. »Aber keine Sorge. Ich schweige wie ein Grab.«
»Danke. Und nur zu deiner Information: Ich will niemand den Freund ausspannen. Er hat mich geküsst, nicht umgekehrt. «
»Klar.« Hi zwinkerte. »Typisch Frau.«
Grrr.
»Was hat denn dein Süßer herausgefunden?«
Ich blickte in meinen Notizblock, dankbar für den Themenwechsel. »Der Fingerabdruck stammt von einem Mann namens James Newman. Ziemlich schwerer Junge, scheint in die organisierte Kriminalität verstrickt zu sein.«
»Organisierte Kriminalität?« His Stirn legte sich in Falten. »Hört sich nicht gut an. Und wo treibt der sich rum?«
»Das müssen wir herausfinden.«
»Verstehe, weil die Bullen ihn nicht finden, müssen wir das tun.«
»Uns bleibt nichts anderes übrig. Der Typ hat uns in der Bibliothek nachspioniert. Also ist er unsere einzige Spur im Fall Heaton.«
»Ich hab mir schon meine Gedanken gemacht.« Hi ließ sich neben mich auf den Stuhl sinken. »Wir packen das hier vielleicht völlig falsch an. Dieser Newman arbeitet doch wahrscheinlich für irgendeinen Auftraggeber, richtig? Und diesen Auftraggeber müssen wir finden.«
»Okay, aber wie?«
»Über das Motiv«, antwortete er. »Wir müssen herausfinden, warum Katherine Heaton ermordet wurde.«
Hörte sich plausibel an. Und schien auch sicherer, als einen skrupellosen Schwerverbrecher quer durch Charleston zu jagen.
»Dann sollten wir uns mit den näheren Umständen von Katherine Heatons Verschwinden beschäftigen«, sagte ich. »Vielleicht finden wir ja etwas, das die Polizei 1969 übersehen hat.«
»Wir haben doch schon alle Zeitungen gewälzt«, erwiderte Hi. »Was sollen wir denn noch tun?«
Ich hatte eine spontane Idee.
»Was ist mit Katherines Familie?«
»Ihr Vater war Vollwaise. Und Katherines Mutter ist bei ihrer Geburt gestorben.«
»Katherine war erst sechzehn, als Frankie Heaton in Vietnam getötet wurde. Sie muss doch bei irgendjemand gewohnt haben, während ihr Vater im Krieg war.«
»Vielleicht bei der Familie ihrer Mutter?« Hi schien zu zweifeln.
»Wo auch immer. Wenn diese Person noch lebt, dann kann sie sich bestimmt genau an den
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