VIRALS - Tote können nicht mehr reden - Reichs, K: VIRALS - Tote können nicht mehr reden
Tag erinnern, an dem Katherine verschwand.«
Hi kratzte sich am Kinn. »Also noch mal in die Bibliothek? «
»Ich hab eine bessere Idee.«
»Was ist das DOE-Network?«, fragte Hi.
»Eine Organisation, die sich um Fälle lange verschollener Personen kümmert.« Erneut waren wir im Computerraum der Bolton Prep. »Ist nur ein Versuch, aber vielleicht haben sie ja wirklich einen Eintrag zu Katherine Heaton.«
Nachdem wir uns eingeloggt hatten, klickte ich die Homepage an und gab Katherines Namen ein. Ein Link erschien auf dem Bildschirm.
»Tatsächlich! Hier ist sie!«
Ein Doppelklick und wir hatten eine detaillierte Schilderung ihres Falls vor uns. Atemlos las ich den Bericht.
»Eine Frau namens Sylvia Briggerman hat damals die Vermisstenanzeige aufgegeben.«
»Na dann schau’n wir mal.«
Hi ging zum nächsten Computer und machte sich auf die Suche. »Im Großraum Charleston gibt es nur eine einzige
Person namens Briggerman, und zwar in Centerville auf James Island. Soll ich gleich mal anrufen?«
Ich nickte.
Hi wählte, lauschte, flog aus der Leitung.
»Ist ein Altersheim. Ohne Pin komme ich nicht durch bis zu ihrem Zimmer.«
Ich schaute auf die Uhr. 15.45.
»Der Bus nach Centerville braucht nur eine knappe halbe Stunde.«
»Eigentlich wollte ich Shelton helfen, auf Coop aufzupassen«, sagte Hi. »Der Kleine ist schon die ganze Zeit allein in unserem neuen Bunker.«
»Shelton schafft das schon. Diese Sache ist wichtiger«, entgegnete ich. »Briggerman ist vielleicht die letzte Person, die Katherine lebend gesehen hat.«
KAPITEL 57
Der Bus setzte uns nahe des verschlafenen James Island Parks ab. Von Bäumen gesäumte Wege schlängelten sich durch salziges Marschland. Wir gingen ein Stück nach Süden in Richtung Riverland, bevor wir nach links auf eine Privatstraße abbogen.
Im Schatten der riesigen Weiden war es angenehm kühl. Wir spazierten an gemächlich fließenden Bächen und moosbewachsenen Bänken vorbei. Nur das Plätschern des Wassers und das Sirren der Insekten war zu hören.
Zwei Fischreiher schauten aus dem Schlickgras heraus, ihre streichholzdünnen Beine im Wasser, und blickten unbewegt zu uns herüber. Hi rief ihnen etwas zu, ohne dass sie reagierten.
Das Terrain war typisch für das sogenannte Lowcountry – beschaulich, hübsch anzuschauen und stickig wie eine Sauna. Trotz des Geruchs des Brackwassers genoss ich unseren Ausflug. Der Irrsinn der letzten beiden Wochen hatte mich vollkommen vom Joggen abgehalten. Ich hoffte, bald wieder damit anzufangen.
Falls mich bis dahin nicht jemand erschoss.
Wenige Minuten später hatten wir unser Ziel erreicht, eine Ansammlung von Appartements, die zwischen den gelbgrünen Sümpfen und dem Stono River eingeklemmt waren. Die Shady Gardens Seniorenresidenz machte ihrem Namen alle Ehre. Das üppige Louisianamoos über unseren Köpfen sorgte für ein gleichbleibendes Zwielicht.
Als wir fast den Eingang erreicht hatten, fuhren dessen Türen zischend auseinander. Ein Geruch nach Klimaanlage und Desinfektionsmitteln hüllte uns ein.
Wir wandten uns an die Rezeption und fragten nach Sylvia Briggerman.
Straßensperre.
Roberta Parrish trug eine weiße Krankenschwesteruniform, an der ein Namensschild aus Messing befestigt war. Ihre Haarfarbe hatte einen Stich ins Orange und schien direkt aus der Flasche zu kommen. Künstliche Wimpern hingen an ihren Lidern wie kleine haarige Tausendfüßler.
Als sie uns erblickte, rang sie sich ein falsches Lächeln ab.
»Die Besuchszeit ist gerade vorbei«, sagte sie. Die Tausendfüßler gerieten in Bewegung. »Ich fürchte, Sie werden morgen wiederkommen müssen.«
»Gibt es denn keine Chance, dass wir Sylvia heute noch sehen können?«, fragte ich. »Ich möchte Ihnen keine Unannehmlichkeiten bereiten, aber wir sind den ganzen Weg von Downtown mit dem Bus gekommen.«
Roberta Parrish schüttelte den Kopf und schürzte die Lippen. »Wie Sie wissen, leidet Ms Briggerman unter Demenz. Da wollen wir ihren Tagesablauf nicht stören.«
»Das verstehe ich vollkommen, Ma’am.« Wie höflich von mir. »Aber wir wollen auch wirklich nur kurz Hallo sagen.«
»Sind Sie Angehörige?«
»Yes, Ma’am«, meldete sich Hi zu Wort. »Wir bekommen unsere Großtante Syl ja leider nie zu Gesicht.« Er wandte sich an mich. »Ich hab Dad so oft gesagt, dass sie näher an der Stadt wohnen muss, damit wir sie öfter besuchen können. «
Angesichts dieser Worte schien Roberta Parrish umzudenken.
»Nun ja, ich wollte mich nur
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