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VIRALS - Tote können nicht mehr reden - Reichs, K: VIRALS - Tote können nicht mehr reden

VIRALS - Tote können nicht mehr reden - Reichs, K: VIRALS - Tote können nicht mehr reden

Titel: VIRALS - Tote können nicht mehr reden - Reichs, K: VIRALS - Tote können nicht mehr reden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Haaren und Kleidern, während Shelton das Schloss knackte. Ich bedauerte, keine Jacke mitgenommen zu haben.
    Schließlich sprang die Tür auf und wir drängten hinein.
    Das Erdgeschoss sah aus wie der Boden eines Vogelkäfigs. Eines Käfigs, der seit Jahren nicht sauber gemacht worden war. Stöckchen. Federn. Tonnenweise Vogelschiss. Der scharfe Gestank von Ammoniak raubte uns fast den Verstand.
    »Was ist das?« Shelton hatte zwei graue Kästen an der Wand entdeckt. Von ihnen verliefen Kabel, die weiter oben in Rissen des Mauerwerks verschwanden.
    »Das sind Dehnungsmesser. Die überprüfen, ob die Spalten und Risse in den Wänden größer werden.« Hi zeigte auf zwei weitere Kästen. »Sie messen auch die Neigung des Turms. Eine Art Frühwarnsystem, falls das ganze Ding irgendwann umkippen sollte.«
    »Wie beruhigend«, sagte Ben.
    Eine verrostete Wendeltreppe schraubte sich hinauf. Ich legte den Kopf in den Nacken und blickte senkrecht nach oben. Cirka dreißig Meter über mir schnitt die Treppe durch die Decke hindurch.
    »Auf geht’s«, sagte ich.
    »Ist das wirklich sicher?« Shelton drückte mit beiden Händen gegen die Wand. »Ich hab das Gefühl, ich könnte den einfach umkippen.«
    »Dieser Leuchtturm steht seit über einem Jahrhundert«, sagte Hi. »Ich denke, ein paar Teenager wird der auch noch verkraften. Sogar so schwergewichtige wie mich.«

    »Komm schon, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit«, ergänzte Ben und setzte sich in Bewegung. Seine Schritte erzeugten ein sanftes Klirren. Rostpartikel rieselten zu Boden.
    Wir anderen folgten ihm nacheinander: ich, Shelton, Hi.
    Während ich nach oben rotierte, stapfte ich an hohen, schmalen Fenstern ohne Scheiben vorbei. Vögel flatterten von den verwitterten Vorsprüngen auf, aufgeschreckt durch unsere plötzliche Invasion.
    Als ich oben angekommen war, schnappte ich nach Luft.
    Hol unbedingt deine Joggingschuhe wieder raus!, ermahnte ich mich.
    Die Stufen mündeten in ein kleines, rundes Zimmer. Der Boden war mit alten Vogelnestern, zerbrochenen Eierschalen und vom Wind verstreutem Unrat übersät. Mehrere Bewohner dieses Zimmers krächzten laut, bevor sie durch das Fenster davonflogen.
    »Hier stinkt’s wie in einem Hühnerstall«, beschwerte sich Ben.
    »Das ist der Beobachtungsraum.« Shelton hielt sich die Nase zu. »Hier befand sich auch der Motor, der das Leuchtfeuer angetrieben hat.«
    »Wo führt die hin?« Hi war zu einer Treppe gegangen, die sich am hinteren Ende des Raumes befand.
    »Der Linsenraum müsste eine Etage über uns sein.« Shelton zeigte auf eine Öffnung, die sich auf halber Höhe der Stufen befand. »Über die Treppe gelangt man auch auf die Galerie. Ich kann gern drauf verzichten.«
    Drei fragende Blicke.
    »Die Galerie ist ein schmaler Balkon, der einmal um den ganzen Leuchtturm herumläuft«, erklärte Shelton.
    »Cool!« Ich eilte die Stufen hinauf und trat ins Freie. Sog die frische Luft tief ein.

    Die niedrig stehende Sonne warf rosa und gelbe Strahlen über den blaugrünen Ozean. Unter mir trafen sich Küste und Meer. Der Saum sah aus wie ein krümeliges Tischtuch. Ich erkannte unsere winzige Gemeinde auf Morris, dahinter Fort Sumter und Sullivan’s Island.
    Zu meiner Linken sah Folly Beach wie eine Ansammlung von Monopolyhäuschen aus, die sich am Strand zusammendrängten. Vereinzelte Lichter schimmerten gelblich im rosigen Abendlicht.
    Ich schaute über die Schulter nach oben. Der Leuchtturm wurde von etwas gekrönt, das einem riesigen Vogelkäfig glich. Aber der Käfig war leer. Seemöwen hockten auf den Eisenbeschlägen und warfen mir skeptische Blicke zu.
    Ich stellte mir vor, wie mächtig das Licht einst gewesen war, das von hier aus die Dunkelheit durchschnitten und Seefahrern den Weg in den Hafen von Charleston gewiesen hatte. Es muss ein großartiger Anblick gewesen sein.
    Hi und Ben erschienen auf dem Balkon.
    »Wow!« Ben blickte auf seinen kleinen Flitzer hinunter, der tief unter ihm in den Wellen dümpelte. Aus seinem Gesicht wich die Farbe.
    »Shelton, sieh dir das an!«, rief Hi.
    »Vielen Dank, aber ich möchte heute nicht in den Tod stürzen.«
    »Dein Pech.«
    Ich ging um den Turm herum, ließ das Panorama auf mich wirken. Unbefugter Zutritt oder nicht, ich hätte ewig hierbleiben können.
    »Wir sollten jetzt gehen.« Bens Stirn war feucht. Er vermied jeden weiteren Blick nach unten. »Hier gibt es nichts zu finden, und jeden Moment kann ein Boot vorbeikommen.«
    »Eine Sache müssen wir noch

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