VIRALS - Tote können nicht mehr reden - Reichs, K: VIRALS - Tote können nicht mehr reden
der Gazette.
Wir eilten zum Mikrofilm-Lesegerät. Shelton fand die entsprechenden Zeitungsartikel der Gazette aus dem Jahr 1969. Die nächste Stunde saßen wir eng aneinandergedrückt vor dem Monitor und lasen begierig die Lebensgeschichte von Katherine Anne Heaton.
Ihr Verschwinden hatte in Charleston für großes Aufsehen gesorgt. Am 24. August 1969 war sie von zu Hause aufgebrochen und in Richtung der Docks am Ripley Point gegangen. Danach hat sie niemand mehr gesehen. Wochenlang durchkämmte die Polizei die ganze Gegend. Ohne Erfolg. Mitte September wurde die Suche eingestellt.
In dieser Zeit veröffentlichte die Gazette eine Reihe von Hintergrundberichten. Katherine war in West Ashley aufgewachsen, einer bescheidenen Wohngegend östlich der Halbinsel. Sie besuchte die St. Andrew’s Parish School, hatte exzellente Noten und sogar einen Nachwuchspreis in den Naturwissenschaften gewonnen. Freunde sagten, Katherine habe nach dem Schulabschluss auf die Charleston University gehen wollen.
In der verzweifelten Hoffnung auf ein Happyend durchsuchten wir die Zeitungsausgaben mehrerer Wochen. Nichts. Ihre Geschichte schien plötzlich beendet.
Dann platzte die Bombe.
Im Oktober des Jahres 1969 brachte die Gazette eine Titelstory, in der es um Einwohner des Charleston County ging, die in Vietnam getötet worden waren. Darunter auch Francis »Frankie« Heaton. Der Artikelschreiber machte darauf aufmerksam, dass Frankie Heaton der Vater der immer noch vermissten Katherine Heaton sei, von der weiterhin jede Spur fehlte.
»Seht mal her, Jungs! Hier steht, dass Katherine, einer Tante zufolge, stets die Erkennungsmarke ihres Vaters bei sich getragen hat.«
»Das ist sie!« Shelton stieß einen lang gezogenen Pfiff aus. »Wir haben die richtige Person erwischt. Ich wette, sie hat die Marke auf Loggerhead verloren.«
»Aber was hat sie dort überhaupt gemacht?«, fragte ich. »Ich glaube nicht, dass sie der Typ war, der auf einsamen Inseln wilde Partys gefeiert hat.«
»Ist sie jemals gefunden worden?«, fragte Hi.
»1969 jedenfalls nicht.«
Shelton nahm den Film aus dem Gerät. »Sollen wir mit 1970 weitermachen?«
»Mein Gott, ihr seid aber fleißig! Schon irgendwas gefunden? « Wie auf Kommando drehten wir uns um, als wir die Stimme von Mr Limestone hörten.
»Ja, Sir. Wir sind da gerade auf etwas gestoßen, hätten aber noch ein paar Fragen.«
»Nur zu! Wir schließen zwar bald, aber vielleicht kann ich euch ja eine Hilfe sein.«
Shelton fackelte nicht lange. »Haben Sie schon mal von einem Mädchen namens Katherine Heaton gehört?«
Limestones Augen flackerten unmerklich. »Wie … äh … war noch mal der Name?« Seine quäkende Stimme war um eine Oktave nach oben geschnellt.
»Katherine Heaton«, wiederholte Shelton. »Ein Mädchen von hier, das seit den 60er-Jahren vermisst wird. Ihr Vater hat in Vietnam gekämpft. Haben Sie schon mal von ihr gehört?«
»Leider kann ich euch nicht helfen.« Urplötzlich stand ein anderer Brian Limestone vor uns. Seine Hilfsbereitschaft war verflogen. Auf einmal machte er einen nervösen Eindruck. »Ich muss diesen Raum jetzt schließen. Wenn ihr dann bitte Schluss machen würdet.«
»Tut mir leid, wenn wir Ihnen zur Last fallen«, sagte ich begütigend. »Wir hätten nur gerne gewusst, was mit Katherine passiert ist. Bei den alten Zeitungsartikeln sind wir nicht weitergekommen. Können Sie uns sagen, wo wir noch mehr zu diesem Thema finden?«
»Nein, kann ich nicht. Ich hab jetzt zu tun. Ich dachte, ihr macht nur eure Hausaufgaben.« Sein knochiger Finger zeigte in Richtung Ausgang. »Geht jetzt bitte. Ihr müsst ein anderes Mal wiederkommen.«
Wir tauschten erstaunte Blicke. Limestone warf uns tatsächlich raus. Erstaunt suchten wir unsere Sachen zusammen und verließen überstürzt das Gebäude.
Auf der Straße drehte ich mich noch mal um und schaute zur Bibliothek zurück. Limestone stand in der Tür und starrte uns hinterher.
»Was war das denn?«, fragte ich. »Der Typ war ja nicht wiederzuerkennen. «
»Das kannst du laut sagen«, entgegnete Shelton. »Sobald ich ihn etwas gefragt habe, hat der total zugemacht.«
»Typisch Bibliothekar«, warf Hi ein. »Die haben was gegen Jungs. Nur gut, dass ich nicht auch noch meine jüdische Klappe aufgerissen habe.«
»Allerdings«, gluckste Shelton. »Ich wette, das ist so ’n Nazi, ein richtiger Rassist.«
Ich grinste. »Frauen scheint der aber auch nicht zu mögen. «
Natürlich machten wir nur Spaß. Was
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