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Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne

Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne

Titel: Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Sechzigern, auf Hüttenart gemütlich. Auf der Armlehne eines Sessels lag eine Bibel. Virgil nahm sie, wog sie in der Hand und sagte zu den beiden Frauen: »›Lügnerische Lippen sind dem Herrn ein Gräuel.‹ Sprichwörter zwölf, zweiundzwanzig.«
    »Zwölf, zweiundzwanzig?«, wiederholte Margery.
    »Sie fluchen die ganze Zeit und zitieren dann ungerührt aus der Bibel?«, fragte Zoe.
    »Halten Sie den Mund«, entgegnete Virgil. »Alle setzen.«
    Sie setzten sich.
    »An dem Tag, als Erica McDill ermordet wurde, waren Sie doch hier draußen, oder?«, fragte Virgil Zoe.
    »Ja, wegen der Buchhaltung. Ich bin am folgenden Tag, als Sie gekommen sind, fertig geworden. In Minnesota muss man jedes Vierteljahr die Daten der Beschäftigten angeben; die Steuer ist einen Monat später fällig.«
    »Wann sind Sie gegangen?«
    »Irgendwann am Nachmittag, glaube ich.«
    Sie sah Margery an, die mit den Schultern zuckte. »Keine Ahnung.«
    »Keine vagen Antworten jetzt«, ermahnte Virgil Margery. »Schließen Sie die Augen und konzentrieren Sie sich. Wann haben Sie Zoe an dem Tag zuletzt gesehen? Und was haben Sie davor getan?«
    Margery schloss die Augen und verschränkte die Finger im Schoß. Nach einer Weile antwortete sie: »Sie ist über den Parkplatz gegangen. Ich hab mich mit Helen im Büro unterhalten …« Sie öffnete die Augen. »Helen war am Aufbrechen, und ich wollte, dass sie die Buchhaltung am nächsten Morgen abschließt, bevor Zoe wiederkommt. Helen muss immer vor drei weg, weil sie ihren Jungen um Viertel nach drei von der Krippe abholt. Also war es wohl kurz vor drei.«
    »Kann das sein?«, fragte Virgil Zoe.
    Sie nickte. »Ja, könnte hinkommen.«
    »Würden Sie das vor Gericht beschwören?«, wollte Virgil von Margery wissen.
    »Ja, und Helen wahrscheinlich auch, denn sie hat mit Zoe gearbeitet und anschließend Steve abgeholt.«
    »Ihr Sohn?«
    »Ja, er ist drei«, antwortete Margery.
    »Um welche Uhrzeit ist Erica McDill Ihrer Ansicht nach mit dem Kanu losgefahren?«, fragte Virgil.
    »Am frühen Abend, vielleicht so gegen sechs? Ich weiß es nicht genau, weil niemand sie gesehen hat. Das ist nichts Ungewöhnliches, es paddeln ständig irgendwelche Leute rum.«
    »Zoe ist also etwa um drei gegangen und Erica erst drei Stunden später aufgebrochen.«
    »Genau«, sagte Margery.
    »Kennen Sie die Straße, die an dem Bach aus dem See vorbeiführt?«
    »Klar, da fahre ich immer im Herbst rauf. Wir versuchen, mit den Leuten in der Gegend gutnachbarschaftliche Beziehungen zu pflegen.«
    »Wo würde ein Killer seinen Wagen verstecken?«
    Margery überlegte kurz. »Es gibt drei Häuser, die auf den See blicken, und zwei Jagdhütten, nicht direkt am Wasser. Man könnte sein Auto hinter einer Hütte abstellen. Oder in einer Auffahrt. Das ist alles ziemlich zugewachsen da; von der Straße aus würde man einen Wagen nicht sehen.«
    »Wir haben dort nicht viel gefunden«, sagte Virgil. »Der Schütze wäre ein großes Risiko eingegangen. Was, wenn jemand ihn beobachtet hätte …?«
    »In den Hütten ist nicht viel – Betten, Elektroöfen, eine Pumpe, Tische und Stühle. Nichts, was zu stehlen sich lohnt. Deshalb sind die Tore zur Straße hin zu, aber nicht verschlossen. Geschlossenes Tor bedeutet, es ist niemand da. Wenn jemand ein paar Tage zum Jagen dort verbringt, lässt er das Tor offen.«
    »Man könnte also ohne Weiteres ein Tor öffnen, die Auffahrt rauffahren, das Tor wieder schließen und wäre nicht mehr zu sehen.«
    »Ja.«
    »Machen Sie die Steuer für irgendjemanden da oben?«, fragte Virgil Zoe.
    Sie schüttelte den Kopf. »Die Leute dort sind nicht aus der Gegend. Sie kommen, glaube ich, aus den Twin Cities.«
     
    Sie kehrten zum Wagen zurück.
    »Wo geht’s jetzt hin?«, erkundigte sich Zoe.
    »Zu Ihnen ins Büro. Sie haben doch sicher einen Kalender.«
    »Ja.«
    Sie fuhren schweigend zurück in die Stadt. Unterwegs rief Virgil im Büro des Sheriffs an und sprach mit dem diensthabenden Beamten: kein Windrow.
    »Glauben Sie, er ist tot?«, fragte Zoe mit leiser Stimme.
    »Ich weiß es nicht.« Virgil schlug aufs Lenkrad. »Ich komme einfach nicht voran.«
     
    In ihrem Büro fuhr Zoe den Computer hoch, warf einen Blick in ihren Kalender, entdeckte zwei Termine am fraglichen Tag und erinnerte sich: »Mit denen war ich mit Sicherheit bis nach fünf beschäftigt.«
    »Das wäre nicht lange genug, Zoe«, sagte Virgil. »Wenn Sie um fünf hier weggefahren wären, hätten Sie’s ohne Schwierigkeiten da raus

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