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Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne

Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne

Titel: Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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»Aber die Sache ist kompliziert. Wenn Sie geglaubt hätten, dass Wendy Berni irgendwann den Laufpass gibt, wie offenbar alle vermuten, wäre wahrscheinlich nicht Berni Ihr Ziel gewesen. Erica McDill stellte die größere Bedrohung dar. Sie hätte Ihnen nicht nur Wendy, sondern auch die Lodge wegnehmen können.«
    »Ich gehe jetzt ins Bett«, sagte Zoe und stand auf. »Falls Sie doch noch beschließen sollten, mich zu verhaften, rufen Sie mich bitte an, damit ich mir zuvor die Haare waschen kann.«
    »Das sagen sie alle.«
    Draußen im Truck strich er Zoes Namen von seiner Liste der Verdächtigen. Überprüfen würde er die Kreditkartendaten dennoch, damit er nicht wieder zum Narren gehalten wurde.

EINUNDZWANZIG
    In jener Nacht überlegte Virgil, warum jemand wie Jud Windrow möglicherweise aus keinem erkennbaren Grund tot im Straßengraben lag und warum jemand, der an Gott glaubte wie Virgil, fluchte.
    Virgil hing einem unkonventionellen Glauben an, der weder notwendig christlich noch unchristlich war und seiner Beschäftigung mit der Natur und seiner Kindheit mit der Bibel entsprang. Gott war vielleicht kein unveränderlicher Sachverhalt, nicht allmächtig, allgegenwärtig oder zeitlos. Unter Umständen ließ Er sich eher mit Wellen vergleichen, die in eine unvorhersehbare Zukunft rollten. Es konnte gut sein, dass die Menschen Neuronen ähnelten, Zellen von Gottes Intelligenz …
    Quatsch, Mann; gib mir mal den Joint.
    Was auch immer Gott sein mochte: Virgil bezweifelte, dass er sich allzu viele Gedanken über Flüche, Sex oder den Tod machte. Er ließ Mensch und Welt ihr Schicksal selbst gestalten. Auch Leute wie Virgil, die über die unsichtbare Welt nachgrübelten, jedoch Sklaven ihrer Triebe waren und die Moral Gottes ignorierten, falls der überhaupt eine besaß.
    Virgil fürchtete, dass er ein Mann war, der alles gleichzeitig wollte – seine Philosophie, das hatte ihm ein Wiedergeborener Christ einmal erklärt, erlaubte es ihm, praktisch ohne Einschränkungen zu tun und zu lassen, was er wollte, wie ein gewöhnlicher, gottloser Kommunist. Mit dem Gedanken »gottloser Kommunist« schlief er ein.
     
    Fünf Stunden später klingelte sein Handy. Er setzte sich mit einem Ruck im Bett auf, tastete danach und fand es in der Tasche seiner Jeans, die auf dem Boden lag.
    »Hallo?«
    »Slibe Ashbach hat eine Visa- und eine Scheckkarte«, teilte Sandy ihm mit. »Die Visa-Karte hat er bei einer Tankstelle in Grand Rapids verwendet, früh am Morgen des Tages, an dem Constance Lifry ermordet wurde. Am selben Tag hat er sie noch einmal in Clear Lake, Iowa, benutzt, um drei Uhr früh der folgenden Nacht wieder in Clear Lake und ein letztes Mal später an diesem zweiten Tag in Grand Rapids. Es sind knapp fünfhundert Kilometer von Grand Rapids nach Clear Lake, um die zweihundertfünfzig von Clear Lake nach Swanson, Iowa, abhängig davon, welche Route man wählt, oder fünfhundert bis fünfhundertfünfzig Kilometer insgesamt. Dann noch mal fünfhundert Kilometer zurück nach Grand Rapids. Geht man davon aus, dass sein Truck alle fünfhundert Kilometer aufgetankt werden muss, könnte er durchaus von Grand Rapids nach Clear Lake, von Clear Lake nach Swanson, zurück nach Clear Lake und schließlich nach Grand Rapids gefahren sein. Es passt genau. Sogar die Zeit, wenn Constance um zehn Uhr abends umgebracht wurde.«
    »Du bist ein Schatz«, sagte Virgil. »Könntest du mir das alles bitte mailen?«
    »Von wegen Schatz. Bei unserem letzten Gespräch hab ich ganz andere Worte von dir gehört.«
    »Ich habe im Moment keine Zeit für eine emotionale Auseinandersetzung …«, begann Virgil.
    »Du hast nie Zeit für eine emotionale Auseinandersetzung. Ruf an, falls du sie mal finden solltest.«
    Sie legte auf.
    Virgil zuckte zusammen und kratzte sich seufzend an den Eiern.
     
    Slibe.
    »Slibe war’s«, erklärte Virgil der Decke des Motelzimmers, die ihm keine Antwort gab.
     
    John Phillips war klein und muskulös, hatte rote, schüttere Haare und trug einen blauen Anzug, der Virgils Ansicht nach überhaupt nicht zu seinem Teint passte. Die Falten in Phillips’ Gesicht ließen ihn skeptisch wirken. Vermutlich hatte er den Satz »Das wollte ich nicht« ein paarmal zu oft gehört. Er saß als Bezirksstaatsanwalt von Itasca County an einem Schreibtisch vor einer amerikanischen Flagge, und seine Miene wurde von Sekunde zu Sekunde skeptischer.
    Sanders, der Sheriff, lauschte mit übereinandergeschlagenen Beinen Virgil, während dieser

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