Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat
Rooney getan?«
Der Lauf der Schrotflinte richtete sich auf Rooney, so schnell, dass Virgil, selbst wenn er vorbereitet gewesen wäre, nichts hätte unternehmen können.
»In der Welt des Geistes nichts Schlimmes«, antwortete Alma. »Er hat sich die Frauen genommen, wie es in den Regeln vorgesehen ist. Das heißt, mich und die Mädchen. Doch soweit ich das verstehe, wurden wir nach den meisten anderen Gesetzen, auch nach denen der Bibel, vergewaltigt.«
»Wenn Sie nicht eingewilligt haben, war es Vergewaltigung, ja. Und falls er sexuell mit den Mädchen verkehrt hat, war das auf jeden Fall Vergewaltigung, egal, ob sie einverstanden waren oder nicht, weil sie zu jung sind, um sich einverstanden zu erklären«, sagte Virgil.
»Ich habe als Junge gelernt, dass das rechtmäßig ist«, jammerte Rooney.
»Wir haben dich angefleht, es nicht zu tun«, entgegnete Edna.
»Mädchen müssen eingeführt werden«, erklärte Rooney. »Was kann ich dafür, dass man mir das beigebracht hat?«
»Überlassen Sie seine Bestrafung dem Gesetz«, sagte Virgil zu Alma. »Wenn Sie ihn erschießen, landen Sie im Gefängnis. Nach allem, was Sie durchgemacht haben, wäre das nicht gerecht.«
»Wo, glauben Sie, bin ich seit dreiundvierzig Jahren?«, fragte Alma.
Helen sagte zu Virgil: »Er hat mich mit nach oben genommen, mir die Kleider runtergerissen und meine Bluse kaputt gemacht, nicht am Saum, sondern mitten im Stoff. Ich konnte sie nicht mehr flicken. Den Riss wird man immer sehen.« Sie nestelte an ihrem Kleid herum.
»Das ist jetzt nicht mehr so wichtig, selbst wenn …«, begann Virgil.
»Wir dürfen nur zwei Kleider haben«, erklärte Edna. »Mehr wäre eitel.«
»Und was ist geschehen, nachdem er dich aufs Bett gedrückt hatte?«, hakte Alma nach.
»Ich musste ihn in meinen Mund lassen, und dann hat er mich genommen. Anschließend musste Edna ihn in ihren Mund lassen, und er hat sie genommen. Am Ende mussten wir ihn beide in den Mund lassen, und er ist auf dem schmutzigen Weg in mich rein.«
»Sag Mr. Flowers, wie oft er das gemacht hat«, forderte Alma sie auf.
»Fast jeden Tag. Er hat mich geschlagen, richtig fest …« Die Stimme des Mädchens wurde lauter, als würde sie alles noch einmal durchleben.
Virgil mischte sich ein. »Mrs. Flood, Sie sollten die Mädchen dem nicht aussetzen. Die beiden brauchen psychologische Betreuung.«
»Natürlich. Ich bin sicher, dass sie die erhalten, dass Sie sich, wenn es irgendwie geht, darum kümmern«, sagte Alma. »Aber das ist im Moment nicht der Punkt. Jetzt beschäftigen wir uns mit Rooney. Ich bin eine alte Kuh, und die Männer mögen mich nicht mehr so wie früher. Ich werde Ihnen nicht schildern, was Rooney mit mir gemacht hat, aber er musste sich bei mir mehr abmühen als bei den Jungen. Stimmt’s, Wally?«
»Tut mir leid, tut mir wirklich leid, wenn’s dir nicht gefallen hat. Ich dachte, du magst das«, beteuerte Rooney.
Alma wurde wütend. »Ich hab dir gesagt, dass ich es nicht mag, hab dich angebrüllt, und das letzte Mal ist sogar Blut geflossen. Wie kannst du nur auf die Idee kommen, dass jemand, der so blutet, Spaß daran haben könnte?«
»Jake hat das auch immer gemacht; ich hab’s gesehen«, verteidigte sich Rooney.
»Ist das alles, was dir dazu einfällt? Jake hat das auch immer gemacht? Ich sag dir eins, Wally, wenn Jake noch hier wäre, würde er neben dir sitzen, ihr drei nebeneinander aufgereiht.«
»Bitte erschieß mich nicht, Alma. Ich wollte dir nicht wehtun«, jammerte Rooney.
Den Lauf ihrer Waffe nach wie vor auf Rooney gerichtet, sagte Alma zu ihrem Vater: »Und was hast du zu seiner Verteidigung vorzubringen?«
»Frauen müssen den Männern dienen«, antwortete Emmett Einstadt. »Dafür hat Gott sie erschaffen. Rooney ist vielleicht nicht der Beste von uns, aber er gibt sich Mühe. Du hättest dich schon noch an ihn gewöhnt.«
Sie schüttelte den Kopf. »Das kann ich mir nicht vorstellen. Jake mochte ich anfangs, und am Ende habe ich ihn gehasst. Bei Rooney war’s von Anfang an Hass. Wie du uns ihm ausliefern konntest, werde ich nie begreifen. Wie oft haben wir nein gesagt?«
»Ich wusste nicht, dass ihr nein gesagt habt«, mischte sich Rooney ein. »Was ich eurer Ansicht nach getan habe, tut mir leid; ich wollte euch wirklich nichts Böses. Aber so ist die Natur nun mal.«
»Mrs. Flood«, meldete sich Virgil zu Wort, »nach allem, was die beiden erzählt haben, können wir sie verhaften. Ich verspreche Ihnen, dass sie den Rest
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