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Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat

Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat

Titel: Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Scheinwerferlicht entfernte. Virgil blieb stehen.
    »Wie zum Teufel ist er da rausgekommen?«
    »Vielleicht durch einen Schuppen oder durch die Scheune. Er wird nicht weit kommen. Auf der Straße holen die Kollegen ihn ein.«
    »Wenn er’s bis zur I-90 schafft, verlieren wir ihn im fließenden Verkehr.«
    »Wir beide werden ihn sowieso nicht erwischen, Virgil. Das müssen wir den andern überlassen.«
    Virgil nickte. »Scheiße. Ich hätte ihn mir gern selber geschnappt.« Die Rücklichter des Flüchtenden verschwanden hinter einem Hügel. »Sehen wir uns das Haus an.«
     
    Vier Streifenwagen standen auf dem Hof und in der Auffahrt, dahinter Polizisten, die Gewehre auf das Haus gerichtet. Virgil stieß so weit zurück, dass er Küchen- und Wohnzimmerfenster im Blick hatte, hinter denen gedämpftes Licht brannte.
    »Sieht irgendwie komisch aus«, bemerkte Schickel.
    Virgil sprang bei laufendem Motor aus dem Wagen und lauschte: nichts. Es war kalt und ruhig.
    Schickel, der auf der anderen Seite ausgestiegen war, richtete sein Gewehr auf die oberen Fenster. »Was halten Sie davon?«, fragte er Virgil.
    »Ich klopf mal.«
    Virgil überquerte den Hof, trat an die Tür, hämmerte dagegen. Keine Reaktion. Er drückte sie auf. Und roch das Benzin.
    »Benzin«, rief er Schickel zu.
    Ein anderer Polizist brüllte: »Weg da, Virgil!«
    Virgil schnupperte: deutlich, aber nicht überwältigend. »Ich werfe einen Blick rein.«
    »Vorsicht …«
    Er trat ein, ging ein paar Stufen hinauf. Der Benzingeruch wurde stärker, und in dem, was vermutlich das Esszimmer war, flackerte Licht. Hinter Virgil knarrte eine Tür. Als er sich umdrehte, sah er Schickel. Virgil wandte sich wieder der Küche zu, überquerte hastig den Linoleumboden und schaute ins Esszimmer.
    Der Tisch war an die Wand gerückt, und auf einem alten, abgetretenen Perserteppich lag ein Toter mit dem Gesicht nach oben, die Hände seitlich am Körper. Teppich und Boden waren mit Benzin übergossen; ein halbes Dutzend Votivkerzen war rund um den Toten auf dem Teppich aufgestellt, keine dicker als einen Zentimeter.
    »Verdammt«, flüsterte Schickel. »Raus hier, Virgil. Das ist eine tickende Zeitbombe.«
    »Kennen Sie den Mann?«, fragte Virgil, dem die Benzindünste in Nase und Rachen brannten.
    »Einstadt junior«, antwortete Schickel. »Er muss bei Rouse dabei gewesen sein.«
    »Wir können ihn nicht mitnehmen«, stellte Virgil fest. »Wenn wir ihn hochheben und dabei den Teppich berühren, könnte eine der Kerzen umfallen. Dann fliegt alles in die Luft.«
    »Gehen wir«, sagte Schickel.
    »Vorsichtig«, warnte ihn Virgil, und sie schlichen auf Zehenspitzen hinaus.
    Draußen rief Schickel einen Feuerwehrwagen herbei, und Virgil sorgte dafür, dass die anderen Autos sich weiter vom Haus entfernten. Dann warteten sie, eine, zwei, drei Minuten.
    »Vielleicht hätten wir ihn doch rausbekommen«, sagte Virgil.
    Schickel, der am Funkgerät war, teilte ihm mit: »Die Kollegen können den Truck sehen. Er ist ungefähr einen Kilometer vor ihnen, kurz vor der I-90. Er schafft’s zum Highway.«
    »Um diese Zeit ist nicht viel Verkehr«, sagte Virgil.
    »Jetzt sind hauptsächlich Farmer in ihren Pick-ups unterwegs. Wo will der hin? Wir werden ihn erwischen; es ist nur eine Frage der Zeit.«
    Im nächsten Moment flammte ein grelles Licht auf, dann ertönte ein lautes Zischen, und schließlich loderten Flammen aus dem Haus.
    »Wieder eins, Gene«, bemerkte Virgil. »Sehen wir nach, was bei den Floods los ist.«
     
    Jenkins war bei einem der anderen Polizisten mitgefahren, und Virgil bat die beiden, ihnen zum Haus der Floods zu folgen.
    Wie bei dem von Einstadt brannte Licht. Von der Auffahrt aus sahen sie einen neben der Seitentür geparkten Pick-up. Sie hielten an.
    »Raus«, sagte Virgil, und Jenkins sprang hinaus und richtete sein M16 auf das Haus.
    Schickel gab das Kennzeichen des Trucks an die Zentrale durch, und dreißig Sekunden später hatte er den Namen des Fahrzeughalters.
    »Das ist der Wagen von Emmett Einstadt«, erklärte Schickel. »Schwein gehabt. Jetzt kriegen Sie den Alten doch noch.«
    »Da bewegt sich was«, sagte Jenkins.
    Die seitliche Tür des Hauses öffnete sich, und wenig später rief ein Mädchen: »Nicht schießen!«
    »Ganz ruhig, Leute«, wies Virgil die Polizisten an und fragte in Richtung Haus: »Bist du das, Edna?«
    »Sind Sie das, Virgil Flowers?«
    »Ja. Alles in Ordnung?«
    »Ja. Meine Mom möchte, dass Sie reinkommen. Nur Sie. Wenn sonst noch

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