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Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat

Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat

Titel: Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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nur wenige Musikinstrumente hatten. Im Winter kam man kaum weg, und in der Kirche standen sich alle sehr nahe … Keine Ahnung, wann es anfing; die Sache mit dem Frauentausch könnte bis in die Anfänge zurückreichen. Manche waren sehr jung, dreizehn oder so. Die Jungen wurden mit vierzehn zum Mann und mussten voll arbeiten. Gott, in den Sechzigern hat ein berühmter Rock-’n’-Roll-Star eine Dreizehnjährige geheiratet, weil das damals noch ging, und das ist keine hundert Jahre her …«
    »Wie passte das zur Philosophie der Kirche?«, wollte Virgil wissen.
    »Man kann die Bibel lesen, wie man möchte, und das haben sie getan«, erklärte Alma.
    »Nein, nein, nein«, widersprach Einstadt. »Es steht alles drin, was die Alten getan haben, und es wurde nicht bestraft, weil es nicht falsch war. Schaut euch die Geschichte von Lot an. Die Welt des Gesetzes findet es richtig, in den Irak zu ziehen und hunderttausend Menschen umzubringen, aber falsch, mit Leuten zu schlafen, die einem nahestehen. Klingt das vernünftig? Unser Handeln war rechtens …«
    »Was Sie getan haben, war vermutlich das perverseste Verbrechen in der Geschichte des Staates Minnesota«, sagte Virgil. »Offen gestanden bin ich auch nicht allzu glücklich über den Irakkrieg, aber es gibt Argumente dafür und dagegen, und nur ein Idiot kann einen solchen Vergleich bemühen.«
    »Wir haben nicht in Ihrer Welt des Gesetzes gelebt«, erklärte Einstadt. »Sondern in der Welt des Geistes, und die war besser. Sie ist es immer noch und wird es wieder sein. Wir werden Veränderungen vornehmen …«
    »Das können Sie sich abschminken, weil Sie im Gefängnis sitzen werden«, erwiderte Virgil.
    »Es ist eine Religion«, beharrte Einstadt. »Wollen Sie uns unserer Religion wegen verfolgen?«
    »Allerdings«, antwortete Virgil.
     
    Alma hatte die ganze Zeit über ihren Vater gemustert. Nun wanderte ihr Blick zu Virgil. In ihren dunklen Augen spiegelten sich die Bilder aus dem stummen Fernseher.
    »Nicht alle in der Kirche waren mit dabei«, sagte sie. »Manche haben sich distanziert, andere die Kirche ganz verlassen und sind weggezogen, also geht es nicht um die gesamte Kirche, sondern um die einzelnen Menschen darin.«
    »Aber wenn die Leute wussten, was lief«, sagte Virgil, »auch ohne sich selbst zu beteiligen, haben sie sich ebenfalls schuldig gemacht. Sie müssen der Welt des Gesetzes vertrauen.«
    »Wir haben uns am Geist orientiert«, erklärte Einstadt. »Und die Welt des Geistes sagt, dass nichts Falsches ist an einer angemessenen sexuellen Beziehung zwischen …«
    »Sex ist in Ordnung«, sagte Virgil. »Doch hier geht es nicht um Sex, sondern um Sklaverei. Den Kindern bleibt keine Wahl. Sie können nicht nein sagen. Wir haben Hunderte Fotos, aufgenommen von Karl Rouse. Die zeigen keinen Sex, sondern Demütigung, völlige Unterjochung und verzweifelte Kinder, die von alten Männern zu ihrem eigenen Vergnügen benutzt werden. Ich begreife nicht, wie ein Mensch tun kann, was Sie getan haben. Sie sind Ungeheuer, Relikte aus der Zeit der Sklaverei, und Ihre Sklaven waren Ihre eigenen Kinder. Sie widern mich an.«
    »Körperliche Liebe widert Sie an …«
    »Unsinn«, widersprach Virgil. »Ich habe mit einem der Opfer gesprochen, mit der Tochter von Karl Rouse. Die Sprache, die sie verwendet, hat nichts Liebevolles; sie stammt aus einem Pornofilm. Ich habe als Polizist schon so manches gesehen, aber sie hat mich bis ins Mark erschüttert. Und das ist ihr nicht mal bewusst …«
    »Weißt du noch, was du gemacht hast, als du mich das erste Mal rauf ins Schlafzimmer gebracht hast?«, fragte Alma. »Dass Mutter weinend unten in der Küche saß und du sie geschlagen hast, bis sie einen blutigen Mund hatte? Anschließend hast du mich ins Schlafzimmer gezerrt. Erinnerst du dich, wozu du mich gezwungen hast? Ich habe nicht verstanden, was passiert. Eines Tages hat meine erste Monatsblutung eingesetzt, und sobald sie vorbei war, hast du aufgehört, mein Vater zu sein, und bist der Mann geworden, der mich jede Woche vergewaltigt hat.«
    »So war das nicht«, widersprach Einstadt. »Dir hat es gefallen. Weißt du noch, wie du mir die Hand geführt hast? Wie du …«
    »In der Hoffnung, dass du mir nicht wehtust.«
    »Alma, ich habe genug gehört«, mischte sich Virgil ein. »Sie müssen ihn mir überlassen. Bitte.«
    »Damit das vor Gericht ausgewalzt wird? Meinen Sie, ich möchte in den Zeugenstand treten und das alles schildern? Nein. Deshalb haben wir die

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