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Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat

Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat

Titel: Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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auf einer Kommode. An den Wänden hingen keine Sportwimpel, sondern Poster von den Minnesota Vikings und den New Orleans Saints, dazu Postkarten, die meisten von nackten Frauen, alle mit Reißzwecken angebracht.
    »Die Postkarten haben nichts zu bedeuten«, erklärte Irma. »Die Jungs sehen sie irgendwo und schicken sie sich gegenseitig mit irgendwelchen dummen Bemerkungen auf der Rückseite, um einander in Verlegenheit zu bringen. Das machen alle.«
    »Wir lassen Sie jetzt allein«, sagte George Tripp. »Wir wollen nicht dabei sein, wenn Sie sich hier umsehen. Außerdem haben wir den Termin und müssen eine Entscheidung treffen …«
    Virgil wusste, dass er den Sarg meinte.
    »Gehen Sie ruhig. Ich bleibe hier, bis Sie wieder da sind.«
    Sie verließen das Zimmer.
    Virgil rief ihnen nach: »Hatte er ein Handy?«
    »Ja. Es liegt auf seinem Schreibtisch.«
    »Okay. Sie wissen nicht zufällig, ob er ein Passwort für seinen Computer hatte?«
    Zum ersten Mal lächelte Irma verlegen. »Er wollte es uns nicht verraten, hat gesagt, das wäre seine Privatsache. Ich kann mir schon vorstellen, was sich Jungs im Internet ansehen.«
    »Gut. Möglicherweise muss ich den Computer mitnehmen«, erklärte Virgil. »Meine Kollegen in St. Paul sind in der Lage, das Passwort zu knacken.«
    »Ich weiß nicht, wie viel so ein Computer wert ist …«, sagte George Tripp.
    »Sie kriegen ihn zurück«, versprach Virgil. »Ich gebe Ihnen eine Empfangsbestätigung. Gehen Sie jetzt – darüber unterhalten wir uns später.«
     
    Virgil wandte sich dem Computer zu, der sofort das Passwort verlangte. Virgil versuchte es mit »Tripp«, »BJ«, »Bobby«, »RJ«, »Irma«, »George« und, durch ein Poster an der Wand inspiriert, mit »Cardinals« und »Vikings«. Alles Fehlanzeige. Dann überprüfte er das Handy und fand darauf eine Liste von Namen und Telefonnummern. Er erkannte »Sullivan«, den Reporter, aber die anderen Namen sagten ihm nichts.
    Keine Baker, kein Flood oder Crocker.
    Die Techniker würden sich das Handy ansehen. Er legte es weg, trat an die Kommode, zog alle Schubladen halb auf, tastete Unterwäsche und Sommerkleidung ab und holte dann die Schubladen ganz heraus, um darunterzuschauen.
    Unter der untersten entdeckte er ein Plastiktütchen mit zwei Joints und ein Päckchen Zigarettenpapier. Nach kurzem Zögern steckte er beides in seine Tasche.
    In den Kleidungsstücken im Schrank fand er einige Benzinrechnungen. In den Schuhen war nichts versteckt.
    Einer plötzlichen Eingebung folgend, setzte er sich wieder an den Computer und gab »schwul«, »homosexuell« und »homo« ein, ohne Erfolg. Er hob die Matratze hoch, ging die Schreibtischschublade durch, die voll war mit Quittungen, abgerissenen Tickets und Fotos. Nichts wirklich Interessantes.
    Zwischen Papieren und Büchern suchte er nach persönlichen Dingen, ohne etwas zu entdecken – keine Zettel von irgendjemandem, nur alte Schulaufgaben. In dem Rucksack steckten Trainingsklamotten, zwei Zehn-Kilo-Hanteln sowie ein ausgedruckter Kalender mit Trainingsplan vor dem Hintergrund eines galoppierenden Pferdes mit flatterndem Schweif.
    Und ein zerknittertes Stück Papier mit einer Bleistiftzeichnung der Freiheitsstatue ohne Text. Vom Fuß der Statue bis zum Gesicht war ein langes Oval gezeichnet, das eine Acht sein konnte, mit einem sehr kurzen, runden Oberteil und einem langen unteren Oval. Der Zettel sah aus, als hätte Tripp ihn sich wieder und wieder angesehen und zum täglichen Training mitgenommen.
    Virgil gab »Mustangs« in den Computer ein – die Southwest Minnesota State Mustangs, wo Tripp das College besucht hätte. Dieses Passwort nahm der Rechner an.
    Virgil fand 776 eingegangene und 538 versandte E-Mails, alphabetisierte die eingegangenen und zählte zweiundzwanzig von KBaker.
    Nichts von Crocker oder Flood.
    Er notierte die Daten der Mails von KBaker. Die ersten stammten vom Juni des vorletzten Sommers, die letzten aus dem Herbst desselben Jahres. Die allerletzte war zwei Tage vor dem Mord an Kelly Baker eingegangen.
    Als Virgil die Mails überflog, ließ seine Euphorie nach: Es handelte sich um typische Teenagernachrichten, wann Kelly in der Stadt wäre, wer mit wem ging, Ferienjobs und Football. Offenbar war Kelly religiös gewesen: Sie erwähnte mehrfach, dass sie nicht in den Ort kommen könne, weil sie am Abend in die Kirche müsse, meist an einem Dienstag oder Freitag.
    Drei Nachrichten von Kelly Baker fand Virgil interessant.
    Die erste: »Echtes

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