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Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat

Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat

Titel: Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Lee Coakley.
     
    Eine Minute später meldete sich Patras: »Es ist was faul in Battenberg.«
    »Was?«, erkundigte sich Lee Coakley.
    »Ich hab mir Flood genauer angesehen. An seinem Hinterkopf befinden sich tiefe Schnitte und Abdrücke von zwei Schlägen. Das gleiche Muster wie das Gitter. Vor diesen Schlägen gab’s noch einen anderen. Ebenfalls am Hinterkopf, bevor er auf dem Gitter aufgekommen ist.«
    »Hat ihn der Truck erwischt?«
    »Ich glaube nicht, dass es der Truck war«, antwortete Patras.
    »Was dann?«, fragte Lee Coakley mit einem unguten Gefühl.
    »Ich denke, der Junge hat ihm eins übergezogen, mit einem Rohr, einem Baseballschläger oder was Ähnlichem. Er behauptet, außer ihm wär niemand dort gewesen.«
    »Er ist ein anständiger Junge, Ike«, sagte Lee Coakley. »Ich kenne Bobby Tripp und seine Familie.«
    »Anständiger Junge hin oder her: Die Sache ist nicht koscher. Der Schnitt von dem Gitter hat eine kleine Arterie an der Kopfhaut durchtrennt. Die Wunde hat ein bisschen geblutet, aber nicht so viel, wie sie sollte.«
    »Was heißt, dass sein Herz nicht mehr geschlagen hat.«
    »Genau. Er war bereits tot, als sein Kopf auf das Gitter geknallt wurde. Wenn ihn ein Truck umgefahren hätte und er auf dem Gitter gelandet wäre, hätte sein Herz ein oder zwei Minuten lang weitergeschlagen, auch bei einer schweren Hirnverletzung. Es wäre nicht gleich zum Herzstillstand gekommen und hätte ziemlich viel Blut geben müssen, und das gab’s nicht. Das weist darauf hin, dass die Gitterwunde mindestens ein oder zwei Minuten nach der ersten Verletzung entstanden ist. Außerdem war die ursprüngliche Verletzung tassenförmig, und der Gitterabdruck befindet sich nicht in der Mitte des Tassenmusters.«
    Lee Coakley schloss die Augen und rieb sich die Stirn. »Okay. Was sonst?«
    »Der Mann war voller Sojabohnen. Er hatte sie in der Nase, in den Ohren, im Hals, im Nabel und an Stellen, die nie die Sonne sehen. Aber er hat keine eingeatmet. Ich hätte welche in der Lunge finden müssen, wie Wasser bei einem Ertrunkenen, doch das habe ich nicht. Als sich die Sojabohnen über ihn ergossen, hat er nicht mehr geatmet.«
    »Hm. Die anderen Verletzungen könnte er sich nicht zugezogen haben, als Bobby ihn aus dem Bohnenhaufen gezerrt hat?«
    »Nein. Die Abfolge ist eindeutig. Ein schwerer Schlag, ein paar Minuten später der heftige Aufprall auf dem Gitter, gezielt, an genau derselben Stelle wie der ursprüngliche Schlag. Das sieht nach Absicht aus. Und dann noch die Sojabohnen. Für mich hat der Junge den Unfall zumindest vorgetäuscht. Es ist bestimmt nicht so abgelaufen, wie er es schildert.«
    »Er behauptet, er hätte den eigentlichen Unfall nicht beobachtet …«
    »Lee, ich sage dir, das stimmt nicht. Meiner Ansicht nach wurde Flood ermordet.«
    »Okay, habe verstanden, Ike«, erklärte Lee Coakley. »Ich trommle meine Leute zusammen, und wir schauen uns die Sache an. Verdammt, er ist wirklich ein anständiger Junge.«

ZWEI
    Virgil Flowers machte sein Boot winterfest. Wurde auch Zeit, denn im Garten lagen fast dreißig Zentimeter Schnee. Trotz der Kälte arbeitete er bei offenem Garagentor, des Lichts wegen.
    Ein weißer Geländewagen hielt in der Auffahrt, und auf der Fahrerseite stieg eine großgewachsene Blondine aus. Sie war schlank, hatte ein knochiges Gesicht und eine scharf geschnittene Nase, die aussah, als wäre sie einmal gebrochen worden. Sie trug die Haare zu einem kurzen Pferdeschwanz gefasst, eine schlichte Brille mit Goldrand, eine hüftlange Segeltuchjacke, schwarze Handschuhe und Cowboystiefel, in denen sie über eins achtzig groß war.
    Die Frau hatte etwas Winterliches: In ihrem Haar glänzten silbrige Strähnen, und um die kristallklaren Augen hatten sich Fältchen eingegraben.
    Während sie die Auffahrt hinaufging, zog sie die Handschuhe aus. »Sind Sie Virgil Flowers?«
    »Ja, Ma’am.«
    »Sie sehen nicht gerade wie ein Polizist aus.«
    »Auch Polizisten können attraktiv sein«, entgegnete Virgil.
    Sie verzog den Mund zu einem Lächeln und streckte ihm die Hand hin. »Lee Coakley, Warren County.«
    »Sheriff, erfreut, Sie kennenzulernen.« Virgil wischte sich die rechte Hand an der Hose ab und reichte sie ihr. »Ich wollte schon lange mal bei Ihnen vorbeischauen, war aber zu beschäftigt.«
    »Ich möchte Sie um Unterstützung bitten.«
    »Kommen Sie rein. Wollen Sie einen Kaffee oder eine Cola light? Ich bin sowieso fast fertig hier draußen.«
    »Sie haben die Saison ein bisschen

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