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Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat

Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat

Titel: Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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kannte Tripp? Machen irgendwelche Gerüchte die Runde?«
    »Jimmy ist keiner von den Guten«, antwortete Schickel. »Damit falle ich ihm übrigens nicht in den Rücken. Er weiß, was ich von ihm halte, das habe ich ihm ins Gesicht gesagt.«
    »Wieso mögen Sie ihn nicht?«
    »Er neigt zum Tyrannisieren. Nicht körperlich – das macht mich stutzig an dieser Tripp-Geschichte. Der Tripp-Junge war ein Supersportier. Jim Crocker ist stark wie ein Ochse, aber ich weiß nicht, ob er den Mumm gehabt hätte, sich mit Bobby Tripp anzulegen.«
    »Sie sagen, Crocker hat was Tyrannisches …«
    »Hinterhältig ist vielleicht der bessere Ausdruck. Er schleimt sich ein. Früher war er der Botenjunge von Harlan, wenn schlechte Nachrichten überbracht werden mussten, jemand gefeuert, gekündigt oder abgemahnt wurde. Er war wie der Assistent vom Chef, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Ja.«
    »Und er hat es gern gemacht. Und sich um die echte Arbeit gedrückt. Als er sich um den Sheriffposten beworben hat, sind praktisch alle Kollegen auf Lee zugekommen. Wenn er Sheriff geworden wäre, hätte ich gekündigt.«
    »Aber er ist nicht korrupt oder bestechlich?«
    »Er nimmt keine Schmiergelder. Doch es kann vorkommen, dass er jemandem einen Gefallen tut«, antwortete Schickel. »Vor zwei oder drei Jahren ist der Sohn von einem Arzt mit eins Komma eins Promille am Steuer erwischt worden. Hatte keinen Unfall und nichts und war auch sonst ein anständiger Junge, aber eben angetrunken. Sein Vater hat mit dem Sheriff geredet, ihm gesagt, sie hätten eine Ferienhütte oben in Kanada, und die Kanadier würden seinen Sohn nicht mehr ins Land lassen, wenn er vorbestraft wäre. Er wollte, dass man das bedenkt.«
    »Wie hat der Sheriff reagiert?«
    »Er hat ihm erklärt, dass es zu spät ist und er einen guten Anwalt anheuern soll. Im Ort wussten ja alle Bescheid. Als der Bezirksstaatsanwältin die Akte vorgelegt wurde, fehlte das Hauptbeweisstück, der Strafzettel mit dem Ergebnis des Alkoholtests. Die Staatsanwältin hat sich wegen manipulierter Beweise und schlampig verwalteter Unterlagen geweigert, den Fall weiterzuverfolgen. Sie war gar nicht unglücklich darüber, weil sie die Arztfamilie ungern in die Bredouille gebracht hätte. Das war ihre Chance, aus der Sache rauszukommen: Sie hat die Schuld einfach uns in die Schuhe geschoben. Was für eine Blamage! Es lag auf der Hand, dass Crocker den Strafzettel hat verschwinden lassen.«
    »Aber es gab keine Beweise dafür.«
    »Nein. Mit Crocker kann man mal ein Bierchen trinken und quatschen, doch er ist kein guter Kerl.«
     
    Sie folgten Dunn am Highway 7 von der I-90 herunter und wandten sich nach Süden, Richtung Battenberg. Schickel deutete auf das Silo: »Da hat Tripp Jake Flood umgebracht.«
    »Ach. War Crocker bei den Ermittlungen mit von der Partie?«, fragte Virgil.
    »Nein, damit hatte er nichts zu tun. Die wurden ausschließlich tagsüber durchgeführt, und Crocker hatte Nachtschicht.«
    »Hatte er letzte Nacht auch Dienst?«
    »Nein. Gestern und der Tag davor waren sein Wochenende. Heute Nacht arbeitet er wieder.«
    Sie fuhren an der Highschool vorbei und die Main Street hinunter bis zum Highway, dem sie ein paar Kilometer nach Osten und schließlich nach Süden folgten.
    »Er lebt ganz schön weit draußen«, bemerkte Virgil. »Hat er Familie?«
    »Nein. Seine Frau ist vor ein paar Jahren abgehauen. Ist jetzt mit ’nem Typ drüben in Jackson verheiratet. Oder besser gesagt: war. Das Haus gehört seinem Onkel. Soweit ich weiß, wohnt er gratis drin, weil es sonst wahrscheinlich leer stehen würde. Seine Eltern haben eine Farm weiter im Süden.«
     
    Das Farmhaus stand hinter einem Wäldchen mit Pyramidenpappeln und Eschenahorn, neben einem seichten Abwassergraben, der die Straße querte. Es handelte sich um ein typisches altes Minnesota-Haus: ein schmales, ein stöckiges Schindelgebäude, dem ein neuer Anstrich und frische Schindeln gutgetan hätten, vielleicht auch modernere Stromkabel. Aus dem Kamin stieg eine schmale Rauchsäule auf.
    Ein Geräteschuppen, zu dem frische Spuren führten, stand links von der Auffahrt, daneben ein drei Meter langer Propantank. Die vordere Veranda war mit jungfräulichem Schnee bedeckt; offenbar befand sich der Eingang an der Seite. An einem der Verandapfosten war eine nach Südwesten ausgerichtete Satellitenschüssel angebracht.
    Dunn lenkte seinen Wagen vor Virgil in die Auffahrt, wo sie ausstiegen und sich streckten.
    »Tja, dann mal los«,

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