Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat
County.«
»Ich habe mich mit Emmett Einstadt über Jacob Flood und die Bakers, Kelly Baker im Besonderen, unterhalten. Er scheint Ihrer Ansicht zu sein – sie waren sich nahe, sahen sich aber wohl nicht jeden Tag. Er war etwas durcheinander wegen Kelly.«
»Na ja, Emmett lässt eigentlich nicht allzu viel raus. Aber er hat bei ihrer Beerdigung eine schöne Ansprache gehalten.«
Virgil deutete auf seinen Truck, und sie stiegen ein.
»Wie lange gibt es die Glaubensgemeinschaft schon?«
»Seit die Familien aus der alten Heimat gekommen sind. Bereits mein Urgroßvater war dabei.«
»Die meisten heiraten innerhalb der Kirche?«
»Oh, ja. Wir kennen uns alle von klein auf und haben viele Gemeinsamkeiten: Wir besuchen keine Schule und haben deshalb keine Schulfreunde. Ich dachte immer, ich würde mal einen Außenstehenden heiraten, doch am Ende bin ich bei Jim gelandet, jemandem, den ich mein Leben lang kannte.«
Sie näherten sich der Apotheke, und Virgil sagte: »Könnte sein, dass ich mich noch mal bei Ihnen melde. Jims Rolle in der Angelegenheit verwirrt mich. Warum er jemanden wie Tripp umbringt und anschließend so schnell selbst ermordet wird.«
»Ich habe nicht die geringste Ahnung. Aber wenn der Tripp-Junge sowohl Kelly als auch Jacob kannte und Sie wissen, dass er einen der Morde begangen hat …«
»Warum hat Jim ihn getötet?«
»Das ist mir ein Rätsel«, antwortete sie. »Ich kann mir eigentlich nur vorstellen, dass er durchgedreht ist, falls der Junge ihm von dem Mord an Jake erzählt hat. Jim und Jake sind zusammen aufgewachsen, haben miteinander gejagt, Fallen gestellt und Wanderungen unternommen. Mehr fällt mir dazu nicht ein.«
»Wer hat Jim ermordet? Und warum?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Haben Sie sich die Tripps genauer angesehen?«
»Wir glauben, dass der Mord von einer Frau begangen wurde.«
»Ach. Nun, ich war’s nicht«, versicherte sie. »Mrs. Tripp ist auch eine Frau …«
»Stimmt.« Virgil streckte ihr zum Abschied die Hand hin.
Sie öffnete die Tür, stieg aus und winkte ihm zu, als sie die Apotheke betrat.
Virgil blickte ihr nachdenklich nach.
Einstadt hatte behauptet, die Bakers nicht zu kennen. Das war eine Lüge; er kannte sie sogar ziemlich gut. Und Crockers und Floods Freundschaft sowie Crockers Ehe mit Kathleen Spooner rückten die Glaubensgemeinschaft in den Fokus. Der Einzige, der nichts mit ihr zu tun hatte, war Bobby Tripp.
Virgil fragte sich, wer kurz vor ihm selbst in Kate Spooners Wohnung gewesen war und die feuchten, großen Fußabdrücke auf dem Teppich hinterlassen hatte. Und ob diese Spuren schuld daran waren, dass Kathleen Spooner eine Pistole in der Tasche hatte.
Der Lippenstift auf Crockers Penis fiel ihm ein. Die meisten berufstätigen Frauen in Minnesota trugen keinen Lippenstift, jedenfalls nicht tagsüber. Anders Kathleen Spooner. Befand sich auf Crockers Penis genug Lippenstift für einen Vergleich mit einer Probe aus Kathleen Spooners Bad oder von ihrer Frisierkommode?
Virgil zog vorsichtig seinen Parka aus und schob den Ärmel seines Hemds zurück. An seinem Handgelenk haftete ein fünf Zentimeter langer Streifen doppelseitiges Klebeband. Die äußere Seite war mit Fasern und ein paar dunklen Haaren von Kathleen Spooners Sofa bedeckt.
Das sollte für eine DNS-Analyse reichen, dachte Virgil, zog das Band von seinem Handgelenk und steckte es in einen wiederverschließbaren Plastikbeutel. Vielleicht entsprach das nicht ganz den Vorschriften, weil er keinen Durchsuchungsbefehl besaß, aber immerhin hatte sie ihn hereingebeten. Sobald er mehr wusste, würde er sie noch einmal besuchen.
Oder auch nicht.
NEUN
Auf dem Weg nach Süden rief Virgil Bell Wood vom Kriminalamt in Iowa an. »Ich fahre runter nach Estherville«, sagte er, als Wood sich meldete. »Es haben sich interessante Dinge ergeben. Ich muss mit John Baker und seiner Familie reden.«
»Da werden Sie nicht viel rausfinden. Denen ist die Sache bis heute ein Rätsel. Sie haben Kelly ihre Auffahrt raus- und die Straße runterfahren sehen. Wir haben sie einzeln befragt, John und … der Name seiner Frau fällt mir gerade nicht ein …«
»Luanne.«
»Ja. John und Luanne und ihre Kinder, und sie haben alle das Gleiche gesagt. Klang nicht abgesprochen.«
»Ich will sie zu diesen neuen Morden befragen … Haben Sie mal nachgehakt, was das für eine merkwürdige Religion ist?«
»Nicht wirklich. Aber ich erinnere mich, dass sie dunkle Kleidung tragen und die
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