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Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat

Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat

Titel: Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Tür bei vorgelegter Kette.
    »Ja?«
    »Ms. Spooner? Virgil Flowers vom SKA. Ich ermittle in dem Mord an Ihrem Exmann und würde mich gern mit Ihnen unterhalten.«
    »Oh …« Sie bekam eine Gänsehaut. Das ist aber schnell gegangen, dachte sie. »Ich muss wieder in die Arbeit«, sagte sie. »In zehn Minuten muss ich dort sein.«
    »Ich könnte mit Ihrem Chef reden. Der hat bestimmt Verständnis …«
    »Moment, ich löse die Kette.« Sie öffnete die Tür ganz. »Kommen Sie rein. Ich hab Jim ewig nicht gesehen. Natürlich weiß ich, dass er ermordet wurde … Ein bisschen traurig war ich schon, schließlich waren wir fünf Jahre verheiratet, aber das ist lange her.«
    Interessant, dachte Virgil, die erste Lüge.
    Virgil trat ein und sah sich um. Einbauküche zur Linken, der Geruch nach einem Nudelgericht in der Luft; ein kleines Wohnzimmer geradeaus, ein Flur mit einer Tür nach links, vermutlich das Schlafzimmer. Ordentlich, nicht teuer. »Wenn wir uns kurz setzen könnten …«
    Virgil nahm auf dem Sofa Platz und gab Kathleen Spooner eine Dreißig-Sekunden-Zusammenfassung: Tripp hatte Flood aus unbekannten Gründen umgebracht; Crocker hatte Tripp getötet, um etwas zu verbergen, das Tripp wusste; es bestand ein Zusammenhang mit dem Mord an Kelly Baker.
    »Wissen Sie, ob Jim die Floods, die Bakers oder die Tripps kannte?«
    »Er und Jake Flood waren seit der Kindheit befreundet«, antwortete sie. »Wir kannten die Bakers, weil wir alle aus derselben Gegend stammen. Man sah sich beim Gottesdienst.«
    »Sie sind auch aus Battenberg?«
    »Ja. Meine Familie hat eine Farm ungefähr eineinhalb Kilometer von der der Floods entfernt. Die Familien dort kamen im neunzehnten Jahrhundert aus Deutschland. Deshalb kennen wir uns alle.«
    »Meine Kollegen aus Iowa haben im Verlauf ihrer Ermittlungen vermutlich mit sämtlichen Leuten aus der Kirche gesprochen, oder?«, fragte Virgil.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass die Kirche was damit zu tun hat. Es ist auch keine richtige Kirche. Wir halten Gottesdienste bei den Mitgliedern ab, in der Scheune, wenn’s nicht zu kalt ist. Manchmal finden gleichzeitig mehrere statt, und es verteilt sich. Dabei sprechen wir über die Bibel und so.«
    »Aha.« Virgil kratzte sich am Kopf. »Ich dachte, die Kollegen aus Iowa hätten mit allen Freunden und Nachbarn der Bakers geredet. Egal. Hatten Sie, als Kelly Baker ermordet wurde, eine Ahnung, in was sie verwickelt und mit wem sie zusammen gewesen sein könnte? Besuchte sie die Gottesdienste, oder hatte sie sich davon distanziert?«
    »Das kann ich Ihnen wirklich nicht sagen. Die Bakers leben im südlichen Teil des County, wir sehen sie nicht jeden Tag. Angeblich … war sie sexuell aktiv. Das hat mich überrascht, aber ich kannte sie nicht gut genug, um darüber Bescheid zu wissen. Vielleicht hat sich das ergeben, als sie im Ort gearbeitet hat.«
    »Sind Sie zu Hause unterrichtet worden?«
    »Ja. Lesen, Schreiben, Rechnen, Deutsch. Dreizehn Jahre lang, fünf Tage die Woche.«
    »Gehört das zu Ihrem … äh … Glauben?«
    »Es ist wesentlich, dass die Kinder von den Einflüssen der Schule ferngehalten werden.« Sie sah auf die Uhr. »Ich muss jetzt wirklich los.«
    »War Jim Ihnen gegenüber jemals gewalttätig?«, fragte Virgil.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Jim war langweilig. Deswegen habe ich ihn verlassen. Er ist aufgestanden, hat gefrühstückt, ist zur Arbeit gegangen, heimgekommen, hat gegessen, sich aufs Sofa gesetzt, Bier getrunken, ist ins Bett. Jeden Tag. Mein ganzes Leben wäre so verlaufen. Dass er den Trippjungen umgebracht haben soll, wundert mich.«
    »Wissen Sie, ob er mit einer Frau zusammen war?«
    »Keine Ahnung. Ich habe ihn lange nicht gesehen und kann nur über die Vergangenheit sprechen.« Wieder ein Blick auf die Uhr. »Jetzt bleiben mir noch zwei Minuten für zwei Häuserblocks.«
    »Ich nehme Sie mit. Wo arbeiten Sie?«
    »Bei CVS. Ich bin stellvertretende Geschäftsführerin, verantwortlich für die nicht verschreibungspflichtigen Produkte.«
    Als sie auf dem Flur die Reißverschlüsse ihrer Parkas zuzogen, sagte Virgil: »Mich interessiert die Verbindung zwischen Jacob Flood und den Bakers. Dass Flood und Kelly Baker ermordet wurden. Standen sie einander nahe?«
    »Alle Mitglieder der Kirche stehen sich irgendwie nahe – insgesamt achtzig bis hundert Familien. Soweit ich weiß, waren die Floods den Bakers auch nicht näher als irgendjemand sonst – sie wohnen an entgegengesetzten Enden des

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