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Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat

Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat

Titel: Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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gefragt, und er hat sich auf Jim gestürzt …«
    Virgil stellte weitere Fragen über die Glaubensgemeinschaft und erfuhr etwas über ihre Vorgeschichte: Sie ging auf eine fundamentalistische Bewegung in Deutschland zurück, die ihren Ursprung in den 1830er Jahren hatte. Die Mitglieder waren in den 1880er Jahren in Scharen in die Vereinigten Staaten ausgewandert, wo sich die Gruppe aufgesplittert hatte. Die meisten Zweige waren in anderen Kirchen des Mittleren Westens aufgegangen und am Ende verschwunden, nur nicht der Teil in Minnesota.
    »Wir sind die Letzten«, erklärte John Baker. »Die Letzten, die noch die alten Traditionen kennen.«
    Im weiteren Gesprächsverlauf erhielt Virgil keine nützlichen Informationen mehr. Kelly Baker hatte sich in der Küche mit ihnen unterhalten, mit den Kindern ein christliches Computerspiel gespielt und war zur Sammelstelle aufgebrochen, nicht überstürzt. Das war alles.
     
    Virgil und Bill Clinton setzten sich in den Truck und fuhren die Auffahrt hinunter.
    »Und, was halten Sie von ihnen?«, fragte Virgil Clinton.
    »Weiß nicht. Die Sache mit dem moslemischen Pathologen …«
    »Hier draußen haben die Leute ihre eigenen Vorstellungen von Moslems und Juden«, erklärte Virgil.
    »Ja, aber nicht alle denken sofort an eine Weltverschwörung«, entgegnete Clinton. »Und dann noch die Predigt über Moral und Benimm. Mich würde interessieren, wie sie ›Moral‹ definieren. Haben Sie da drin mal geschnuppert?«
    »Die Suppe? Die roch ziemlich gut.«
    »Nein, ich meine das Dope.«
    Virgil rieb sich die Stirn. »Das war’s! Ich hab’s für Kräuter in der Suppe gehalten.«
    »Ist auch ein Kraut, allerdings nicht in der Suppe«, sagte Clinton. »Der Geruch hängt in Vorhängen, Sofa und Teppichen. Sie hat die Suppe gekocht, um den Geruch zu kaschieren. Diese Leute sind christlich-fundamentalistische Kiffer.«
    »Was hat es mit dieser Kirche nur auf sich?«, überlegte Virgil. »Heute habe ich mit einer Frau geredet, die dazugehört und eine Pistole mit sich rumträgt. Ich glaube, manche von denen wissen weit mehr über Kelly Baker, als sie zugeben wollen.«
    »Irgendwas ist da total faul«, sagte Bill Clinton. »Ich wünsche Ihnen viel Glück dabei rauszufinden, was.«

ZEHN
    Virgil rief Lee Coakley an, die vorschlug, sich im Restaurant des Holiday Inn zu treffen, nicht im Büro und »nicht im Café, wo der halbe Ort zuhört«.
    »Soll mir recht sein«, sagte Virgil. »Bis in zwanzig Minuten.«
     
    Die meisten Sheriffs in Minnesota trugen Uniform. Virgil sah Lee Coakley das erste Mal uniformiert, als sie das Holiday Inn betrat und den Parka auszog. Darunter kamen der Sheriffstern und die Pistole an der Hüfte zum Vorschein.
    Virgil, der bereits in einer Nische saß, begrüßte Lee: »Sie sehen aus wie eine Polizistin.«
    »Fühlt sich komisch an, die Uniform«, gestand sie. »Früher, vor meiner Ermittlerzeit, habe ich fünf Jahre lang eine getragen und nicht gemocht. Aber weil ich heute mit den Mädels unterwegs war …«
    »Sozusagen ein Solidaritätsbeweis«, vermutete Virgil. »Haben Sie irgendwas rausgefunden?«
    »Nichts wirklich Neues. Crocker und Jacob Flood waren befreundet. Sie gehören alle einer fundamentalistischen Sekte mit Ursprung in Deutschland an und unterrichten ihre Kinder zu Hause. Die Gottesdienste finden abwechselnd bei den Mitgliedern statt.«
    »In Scheunen«, sagte Virgil.
    »Über ihren Glauben scheint nur bekannt zu sein, dass er konservativ ist«, berichtete Lee Coakley. »Sie sind samt und sonders Farmer oder stammen aus Farmerfamilien. Manche behaupten, sie wären distanziert, andere, es gebe auch welche, die im Ort arbeiten und wie alle andern sind. Crocker zum Beispiel.«
    Sie bestellten Hamburger und Pommes, einen Kaffee für Lee Coakley und eine Cola light für Virgil.
    Als der Kellner weg war, fragte Lee: »Haben Sie von Kathleen Spooner etwas Neues erfahren?«
    »Nicht viel. Sie hat ausweichend geantwortet. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie Crocker umgebracht hat.«
    »Wie bitte?«
    »Ich durfte auf ihrem Sofa Platz nehmen, und mit einer speziellen SKA-Ermittlungstechnik habe ich Haare von ihr bekommen«, erklärte er. »Die schicke ich in unser Labor und mache den Technikern Feuer unterm Hintern, damit wir übermorgen mehr wissen.«
    »Virgil, wie …?«
    Virgil erzählte ihr von Kathleen Spooners Waffe, von dem Lippenstift und dass niemand wusste, mit welchen Frauen Crocker ausgegangen war. »Weil sie vertraut genug mit ihm war, um

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