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Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat

Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat

Titel: Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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zwanzig Jahre her, da waren noch alle Kinder daheim –, hat sie zu ihrem Haus begleitet, und ihr Vater hat sie zum Arzt gebracht. Der hat die Wunde genäht und ihr Schmerztabletten gegeben. Die Rechnung über zweihundert Dollar habe ich übernommen. Trotzdem haben sie mich verklagt. Damals ging es uns Farmern mies. Sie haben gewonnen, und ich musste sechzehn Hektar Land verkaufen, um die Strafe zahlen zu können. Die Grundstückspreise waren im Keller. Heute ist derselbe Grund fünf- oder sechsmal so viel wert. Tut mir immer noch im Herzen weh.«
    »Und wieso war die Klage Betrug?«
    »Juristisch gesehen nicht, doch Sie verstehen sicher, was ich meine«, antwortete Van Mann. »Auf einer Farm passiert schon mal was. Sie ist gebissen worden und hatte Schmerzen, aber das ist keine große Sache für einen Farmer. Fünfzigtausend Dollar war das auf keinen Fall wert.«
    »Sie hatten keine Versicherung?«
    »Hab ich mir gespart – war mir zu teuer. Wie gesagt: Es waren schlechte Zeiten damals.«
    Van Mann sagte noch, dass er nicht viel über die Sekte wisse, sein Vater sie als »üble Sache« bezeichnet habe und nicht darüber reden wollte. »Die bleiben für sich, immer schon, haben keinen Kontakt zu den Nachbarn, mischen sich nicht in die Politik ein, bewerben sich nie um Ämter.«
    »Spielt Sex eine Rolle in dieser Glaubensgemeinschaft?«
    Van Mann lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. »Der Gedanke ist mir auch schon gekommen. Aber echte Informationen habe ich nicht.«
    »Wissen Sie, ob je jemand von der Kirche weggegangen ist?«
    Van Manns Augen verengten sich. »Angeblich hat sich mal eine Frau abgesetzt. Sie hieß Birdy, daran erinnere ich mich noch. Muss zehn bis zwölf Jahre her sein. Birdy Olms. Ich glaube, sie musste zum Arzt, und als ihr Mann sie abholen wollte, war sie verschwunden.«
    »Sie ist nicht zurückgekommen?«
    »Nicht dass ich wüsste. Sie war nicht in der Kirche aufgewachsen, sondern stammte irgendwo aus dem Norden. Keine Ahnung, wo Roland Olms sie kennengelernt hat.«
    »Birdy Olms.«
    »Ja.«
    Als Virgil die Homosexuellenfrage stellte, schüttelte Van Mann den Kopf. »Diese Leute halten Distanz. Wenn Kelly Baker einen schwulen Jungen kannte, gehörte der wahrscheinlich zur Sekte. Oder war irgendwie mit ihr verwandt.«
    »Sie hatte einen Ferienjob bei der Dairy Queen.«
    »Ja, manchmal arbeiten die Teenager dort«, bestätigte Van Mann. »Ich könnte mir vorstellen, dass die Bakers Geld gebraucht haben. Dafür, dass Baker schon so lange Farmer ist, stellt er sich ziemlich dämlich an.«
     
    Als Virgil sich von Van Mann verabschiedete, war es dunkel. Er versuchte noch einmal, Pat Sullivan zu erreichen. Dessen Kollegen von der Zeitung teilten ihm mit, dass Sullivan seinen Bericht über Mankato abgeliefert habe und vermutlich in die Twin Cities unterwegs war, um dort die Nacht zu verbringen.
    Virgil rief Lee Coakley an, als er auf die I-90 einbog. »Holiday Inn, in zwanzig Minuten?«, fragte er.
    »Im Restaurant. Bis gleich.«
    Dass sie sich für das Restaurant entschieden hatte, deutete er nach seinen Erfahrungen mit Frauen als gutes Omen.
     
    Lee Coakley trug wieder Zivilkleidung, eine hellbraune Jeans, eine schwarze Bluse, einen tiefgrünen Pullover und ihre Cowboystiefel. Virgil hatte eine Nische weit von den drei belegten entfernt gewählt.
    Sie setzte sich zu ihm. »Ich kann das nicht.«
    »Ach.«
    Sie beugte sich zu ihm hinüber. »Ich würde wirklich gern, aber ich kann nicht mit jemandem, den ich kaum kenne, ins Bett hüpfen. Darüber habe ich mir den ganzen Nachmittag das Gehirn zermartert.«
    »Ich auch.«
    »Mit was für einem Ergebnis?«
    Virgil lehnte sich zurück und schloss die Augen. »Ist schon eine Weile her, dass ich mit einer Frau geschlafen habe, und es fehlt mir. Also würde ich es probieren und mir hinterher Gedanken machen. Sie sind ziemlich attraktiv. Aber so ist es angenehmer. Wir lernen uns besser kennen und gehen dann miteinander ins Bett.«
    »Okay«, sagte sie und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Sie machen’s mir wirklich leicht. Sind Sie großzügig oder durchtrieben?«
    »Hey, ich bin aus Marshall. Da kommen keine durchtriebenen Typen her.«
    »Ich kannte schon mal einen.«
    »Sie lügen«, widersprach Virgil. »In Marshall gibt’s keine durchtriebenen Typen.«
    »Doch. Er hieß Richard Reedy …«
    »Richard.« Virgil lachte. »Richard kenne ich. Der war zwei Klassen über mir, hat sich die Haare zu einem Hahnenkamm gegelt und

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