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Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat

Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat

Titel: Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Sportjacken in der Schule getragen.«
    »Er ist mir vor ein paar Jahren in den Twin Cities über den Weg gelaufen«, erzählte sie. »Er gelt sich die Haare immer noch und hat so ein Bluetooth-Ding am Ohr, als würde er jeden Moment einen Anruf von seinem Agenten erwarten. Wie ein Filmstar.«
    Sie prusteten los. »Da kommt der Kellner«, japste Virgil. »Verscheuchen Sie ihn.«
    Sie tat ihm den Gefallen.
    »Mein Gefühl, dass mit dieser Kirche etwas nicht stimmt, wird immer stärker«, sagte Virgil. »Es könnte sich um Sex mit Minderjährigen im großen Stil handeln. Wie minderjährig, weiß ich noch nicht.«
    »Farmmädchen werden früh erwachsen. Wenn man mit Tieren groß wird, ist Sex kein wirkliches Geheimnis. Und auf dem Land kann man, wenn man möchte, viel Zeit allein verbringen. Da ist es leicht, sich mal mit dem Freund in die Büsche zu schlagen.«
    Virgil nickte. »Man breitet eine Decke im Kornfeld aus, und die Sache ist geritzt.«
    »Nicht nur die Sache, auch der Hintern, und das juckt wie die Hölle.«
    Wieder mussten sie lachen.
    »Bei Siebzehnjährigen würden die Leute, glaube ich, ein Auge zudrücken. Aber bei Dreizehnjährigen könnte sich ein Lynchmob in Bewegung setzen«, bemerkte Lee Coakley.
    »Kelly Baker wurde laut Aussage des Gerichtsmediziners von Iowa rangenommen wie in einem Hardcore-Porno«, erklärte Virgil. »Mit Peitschen, mehreren Partnern, möglicherweise gleichzeitig. Sie war zuvor schon auf ähnliche Weise missbraucht worden. Trotzdem ist nicht bekannt, ob sie sich prostituiert hat. Und Partner konnten bisher auch keine aufgespürt werden.«
    »Klingt ziemlich übel.«
    »Ja, allerdings.«
    Virgil erzählte ihr, dass er nach dem Telefonat mit Tripps Freund Jay Wenner versucht hatte, Pat Sullivan zu erreichen.
    »Die Farmer Craig und Van Mann haben mehrfach erwähnt, dass diese Sektenleute eine eingeschworene Gemeinschaft sind und sich nach außen abschotten. Wenn der schwule Junge ein Freund von Kelly Baker war, gehört er vermutlich der Sekte an und weiß, was sie getrieben hat. Wir müssen ihn finden. Und so bald wie möglich mit Sullivan reden.«
    »Der ist wahrscheinlich bei seinem Freund. Meinen Sie, wir sollten ihn aufscheuchen?«
    »Seine Kollegen in der Redaktion sagen, er arbeitet morgen, also erwischen wir ihn morgen früh. Heute Abend können wir sowieso nichts mehr ausrichten«, antwortete Virgil.
    »Haben Sie schon mal daran gedacht, bei einem der Kirchentreffen zu spionieren?«
    Er lächelte. »Ja.«
    »Da wäre ich mit von der Partie.«
    »Wir bräuchten Leute, denen Sie blind vertrauen. Möglicherweise hat die Sekte Crocker bei der Polizei eingeschleust … Wer im großen Stil Kindesmissbrauch betreibt, interessiert sich dafür, was die örtliche Polizei macht.«
    »Ich habe da jemanden, dem ich vertraue: mich«, sagte sie.
    Er nickte. »Okay. Wir werden wie Ninjas, wie schwarze Geister, übers Land schleichen.«
    »Und dabei von Schweinen gefressen.«
    »Minnesota-Ninjas haben keine Angst vor Schweinen«, versicherte Virgil.
    »Was sonst noch?«
    »Wir müssen eine Frau namens Birdy Olms finden. Der Name ist so ungewöhnlich, dass gute Aussichten bestehen, sie aufzuspüren.«
    »Darum kümmere ich mich. Und diese DNS-Probe von Ihnen ist im Labor. Jeanette bearbeitet sie. Angeblich hat jemand gesagt, es wäre supereilig.«
    »Ja, stimmt, ich hab meinen Chef gebeten, Druck zu machen«, erklärte Virgil. »Alle wollen ihre DNS-Proben möglichst schnell untersucht haben. Wir drängeln uns vor, und das gibt meistens böses Blut.«
    »Wir haben schließlich vier Leichen.«
    »Wenn die DNS-Analyse positiv ausfällt, haben wir Kathleen Spooner im Schwitzkasten. Sie ist in der Sekte aufgewachsen, hat sich aber von ihr distanziert. Mit der Androhung einer Anklage wegen Mordes gelingt es uns vielleicht, sie zu knacken.«
    »Die Sekte existiert schon ziemlich lange«, gab Lee Coakley zu bedenken. »Was die wohl machen, wenn sie das Gefühl haben, dass es ihnen an den Kragen geht?«

ELF
    Patrick Sullivan riss Virgil um sieben Uhr morgens aus dem Schlaf: »Hoffentlich hab ich Sie nicht geweckt. Ich habe gerade Ihre Nachricht gefunden.«
    »Ich muss mit Ihnen sprechen«, sagte Virgil. »Sind Sie zu Hause?«
    »Ja, aber bis um acht muss ich in der Redaktion sein.«
    »Ich bin in einer halben Stunde bei Ihnen.«
    Virgil duschte heiß, um Wärme für die Kälte draußen zu speichern, zog sich an und brach auf. So früh am Morgen war es bitterkalt, die trockene Luft messerscharf.

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