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Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat

Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat

Titel: Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Und die Tage waren dunkel, so kurz vor der Wintersonnenwende. Sullivan hatte Virgil den Weg erklärt, so dass dieser neunundzwanzig Minuten nach dem Aufstehen bei ihm war.
    Sullivan wohnte im ersten Stock eines stattlichen weißbraunen Hauses im viktorianischen Stil an der Landward Avenue. Als Virgil eintraf, kratzte der Reporter gerade den Frost von der Windschutzscheibe seines Jeep Cherokee.
    »Wann sind Sie zurückgekommen?«, fragte Virgil. Wenn Sullivan gerade erst aus den Twin Cities zurückgekehrt wäre, hätte er den Frost nicht abkratzen müssen.
    »Gestern Abend. Ich hatte Angst, dass ich in einen Stau gerate, wenn ich über Nacht bleibe. Was gibt’s?«
    »Ich hätte noch ein paar Fragen zu Tripp«, antwortete Virgil.
    Sullivan ging ihm voran ins Haus und eine alte Holztreppe mit poliertem Mahagonigeländer hinauf.
    »Nicht schlecht«, bemerkte Virgil.
    »Der Preis stimmt«, sagte Sullivan und schloss seine Tür auf. »In den Twin Cities würde mich die Wohnung fünfzehnhundert mehr kosten als hier.«
    Es war eine geräumige Wohnung: Schlaf- und Wohnzimmer, Küche und ein an den Schlafraum angrenzendes Bad.
    »Soll ich Ihnen in der Mikrowelle einen Kaffee heiß machen?«
    »Gern«, sagte Virgil und setzte sich auf einen Stuhl am Küchentisch.
    Kurz darauf brachte Sullivan den Kaffee und nahm ihm gegenüber Platz. »Schießen Sie los.«
    »Da draußen tut sich eine Menge«, begann Virgil. »Kelly Baker und die anderen Morde stehen meiner Ansicht nach miteinander in Verbindung. Ein Mann, der es wissen müsste, hat uns gesagt, dass Kelly Bobby Tripp einen schwulen Mann vorgestellt hat. Wahrscheinlich jemanden, den sie aus ihrer Glaubensgemeinschaft kannte.«
    »Und jetzt wollen Sie von mir wissen, wer das gewesen sein könnte.«
    »Ja.«
    »Keine Ahnung«, sagte Sullivan. »Es würde mich wundern, wenn Bob sexuell aktiv war.«
    »Was, wenn er Ihnen nichts davon erzählt hat? Vielleicht konnte er das ja nicht mal sich selbst gegenüber eingestehen … Haben Sie je einen Mann in Kellys Gesellschaft gesehen, der Interesse an Ihnen gezeigt hat?«
    Sullivan blickte nachdenklich in seine Tasse. »Da könnte was gewesen sein …«
    Virgil trank einen Schluck Kaffee und wartete.
    »Ich habe mich mit Bob nicht in der Öffentlichkeit getroffen, weil die Leute es noch nicht erfahren durften. Aber einmal bin ich ihm zufällig in der Dairy Queen begegnet; er und Kelly Baker waren mit einem Mann da. Und bei dem hatte ich das Gefühl … Das war mir völlig entfallen.«
    »Kennen Sie ihn?«
    »Nein. Er war groß«, antwortete Sullivan. »Über zwei Meter, nicht wirklich attraktiv, aber irgendwie interessant, wie aus Holz geschnitzt. Der Abraham-Lincoln-Typ.«
    »Wie alt?«
    Sullivan zupfte nachdenklich an seinem Ohr. »Ich würde sagen, älter als Bobby. Über zwanzig, noch keine dreißig. Dunkle Haare, lang, nicht wie ein Hippie, sondern wie ein Farmer.«
    »Hm. Danke.«
     
    Virgil erhob sich.
    »Geben Sie mir wenigstens eine klitzekleine Information für meinen Artikel«, bettelte Sullivan und nahm ein schmales, halbvolles Notizbuch sowie einen Kugelschreiber von der Arbeitsfläche.
    Virgil überlegte kurz. »Wir glauben, eine Verbindung zwischen dem Mord an Kelly Baker und den Morden an Jacob Flood und Bob Tripp zu erkennen. Mehr darf ich Ihnen nicht verraten. Wir haben Beweismaterial, das gerade vom Labor des SKA ausgewertet wird. In ein oder zwei Tagen könnten wir einen Schritt weiter sein. Chemische Analysen brauchen ihre Zeit. Ich würde Sie bitten, keine namentliche Quelle für diese Informationen zu nennen. Sonst bekomme ich Ärger.«
    »Okay.« Sullivan schrieb etwas in sein Notizbuch. »Was ist mit den Hinweisen darauf, dass Bob eine homosexuelle Affäre hatte?«
    »Wir wissen nicht sicher, ob es überhaupt eine gegeben hat«, antwortete Virgil. »Welchen Sinn hätte es, so etwas zu behaupten, wenn es sich am Ende vielleicht als falsch herausstellt?«
    Sullivan nickte und klappte das Notizbuch zu. »Warum gehen Sie der Spur dann überhaupt nach?«
    »Der Sex selbst spielt keine Rolle, obwohl er juristisch gesehen ungesetzlich gewesen sein könnte, falls Bob noch nicht volljährig war.«
    »So ein Quatsch …«
    »Ich wollte es nur erwähnt haben«, sagte Virgil. »Wichtiger ist mir Folgendes: Wenn dieser andere Mann ein enges Verhältnis zu Kelly Baker hatte, weiß er vielleicht, was mit ihr passiert ist, und wer sie umgebracht hat. Sie haben mir genug Informationen gegeben, um ihn aufzuspüren. Wenn er

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