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Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat

Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat

Titel: Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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besuchen. Wissen Sie, was ich meine?«
    »Klar. Ich bin selbst in einem kleinen Ort aufgewachsen«, sagte Virgil.
    »Im Lauf der Jahre merkt man, dass alle Mitglieder dieser Kirche untereinander heiraten, manche, besonders die Mädchen, sehr jung. Oft wird eine Achtzehnjährige Ehefrau von einem Dreißig- oder Vierzigjährigen, und man fragt sich, wie die sich so gut kennenlernen konnten. Als Kelly ermordet wurde, haben Beamte der Polizei von Iowa sich erkundigt, ob wir wüssten, mit wem sie gegangen ist, aber wir hatten keine Ahnung. Wir haben ja nicht mal mitgekriegt, dass sie mit jemandem zusammen war. Hin und wieder haben wir sie mit einem älteren Mann im Auto gesehen, alt genug, um ihr Vater zu sein, mit einem verheirateten Mann. Jemandem von der Kirche.«
    »Glauben Sie, dass die Mädchen … äh … missbraucht werden?«, fragte Virgil.
    »Bezeugen könnte ich das nicht, aber meine Kinder würde ich nicht in ihrer Nähe wissen wollen«, antwortete Brian Craig.
    »Sie treffen sich sonntags? Soweit ich weiß, kommen sie in den Scheunen der Gemeindemitglieder zusammen.«
    »Ja, aber nur in ein paar ausgewählten Scheunen. Bei den Floods, den Bochers und den Steinfelds, weil die die größten und am besten isolierten haben, in denen es nicht so kalt ist. Sie treffen sich auch am Mittwochabend. Sonntagvormittag und mittwochs nach Einbruch der Dunkelheit. Manchmal auch am Freitag.«
    Virgil wandte sich dem Thema Bobby Tripp zu. »Haben Sie Kelly Baker je in Gesellschaft eines Jungen gesehen, den Sie für schwul hielten?«
    Craig runzelte die Stirn, »Allzu viele Schwule gibt’s hier draußen wohl nicht.«
    »Ein paar muss es geben«, erwiderte Virgil.
    »Keine Ahnung«, sagte Craig.
    »Kennen Sie Peter Van Mann?«
    »Klar kennen wir Pete. Der ist nicht schwul. Was hat er angestellt?«
    »Angeblich ist er auch nicht sonderlich gut auf die Bakers zu sprechen.«
    »Stimmt«, bestätigte Judy Craig. »Er hatte mal einen Deutschen Schäferhund, der hat Louise Baker gebissen. Pete hat die Arztrechnung übernommen, aber die Bakers haben ihn auf Schmerzensgeld verklagt und gewonnen. Er musste ein Stück Land verkaufen, um die Strafe zahlen zu können.«
    »Der Biss hat sie doch nicht entstellt, oder? Jedenfalls ist mir nichts aufgefallen«, bemerkte Virgil.
    »Nein. Ich glaube, es ging ihnen nur ums Geld«, antwortete Craig. »Sie haben ihre Chance gewittert.«
    Craig begleitete Virgil zum Truck. »Wird sicher schwierig rauszufinden, was in der Kirche wirklich läuft. Ich kenne hier in der Gegend niemanden, der ausgestiegen wäre. Es sind immer dieselben Familien, und die halten an ihrem Glauben fest.«
     
    Virgil fuhr zum Haus von Van Mann, wo er eine einsame Gestalt, gefolgt von einem schwarzen Labrador, die schneebedeckte Auffahrt hinaufgehen sah. Virgil bog ein, und er und der Mann erreichten den Hof gleichzeitig. Virgil sprang aus seinem Truck und stellte sich vor.
    »Kommen Sie rein«, sagte Van Mann. »Komm, Jack.«
    Sie setzten sich an den Küchentisch, und Jack legte sich Virgil zu Füßen.
    Peter Van Mann war Farmer, verwitwet, ein großgewachsener, schlanker, kahlköpfiger Mann mit Brille und grünen Augen. Er musterte Virgil von der Seite. Durch ein Erkerfenster war ein Baum mit einer Reifenschaukel zu sehen. Seine Kinder seien alle nach Kalifornien gezogen, erzählte Van Mann, eines nach dem anderen, wegen Jobs in der Computerbranche.
    »Die kommen erst wieder, wenn ich sterbe und sie das Grundstück verkaufen müssen«, erklärte er.
    »Ziemlich dunkel hier im Winter«, bemerkte Virgil.
    »Und still und kalt. Ich glaube, die Stille hat sie vertrieben. Ich mag die Stille und die Kälte.«
    Seine Frau, sagte er, sei an Krebs gestorben, seiner Ansicht nach verursacht durch landwirtschaftliche Chemikalien, die nach dem Zweiten Weltkrieg, in ihrer Kindheit, eingesetzt worden seien.
    »Ich kann mich noch erinnern, wie die Moskitosprayer kamen und alles mit DDT einnebelten. Manchmal sind wir in einer richtigen Wolke rumgelaufen. Jetzt büßen wir dafür.«
    Über die Bakers wusste er nur zu sagen, dass ihre Klage gegen ihn Betrug gewesen sei.
    »In den Gräben wächst Spargel, den hat Louise Baker rausgeschnitten. Old Pat, das war mein Hund damals, ist ihr nach. Keine Ahnung, warum, er hatte nie zuvor jemanden gebissen. Wahrscheinlich hat sie einen Stein nach ihm geworfen oder ihn mit einem Stock geschlagen. Sie hat behauptet, er hätte sie einfach angefallen. Mabel Gentry, unsere Briefträgerin – ist bestimmt

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