Virtuelle Küsse (German Edition)
dabei gab es nebenan noch zwei
andere Häuser. Hinter dem Grundstück fingen die Wiesen an. Dominic wohnte wirklich sehr
schön. Mein Herz fing wie wild an zu klopfen. Jetzt würde ich ihn wiedersehen! Gerade als
wir die Tür zur Garage öffnen wollten wurde sie von innen aufgerissen und ein Mann
mittleren Alters mit langen Haaren kam heraus und zündete sich eine Zigarette an. "Hi" sagte
er. "Hier ist die Raucherecke." Stimmte ja, Dominic rauchte nicht.
In der Garage war schummeriges Licht. Ich kam gar nicht dazu mich richtig umzusehen, weil
Dominic vor uns auftauchte. Er sah mich an, drehte sich um, formte mit den Händen einen
Trichter und rief in die Menge: "Hauptfrau, hier kommt meine Nebenfrau!"
Also hatte er den Spruch aus der Kingsbar doch wahr gemacht. Wie konnte er nur! Alle
Blicke waren auf mich gerichtet, und es war schlagartig ruhig. Ich strahlte Dominic an und
wünschte mir gleichzeitig der Boden würde sich unter mir auftun und mich verschlingen. Das
fing ja gut an! Na warte, Dominic Daltrey, dachte ich, jetzt wird sich zeigen, wie weit du bei
dem Spielchen wirklich mitspielst...!
Eine Frau gesellte sich zu uns und hielt Ben die Hand hin. "Maya- hallo." Mich übersah sie
völlig. Ich sah ihr ins Gesicht. Maya- Dominics Freundin. Zu mir kam kein >hallo<.
Schmale, dunkle Augen streiften mich kurz und ich wußte im gleichen Moment, sie mochte
mich nicht. Schmale Lippen. Ein Mensch, der nicht wirklich echte Gefühle zeigen konnte und
auch nicht über wirkliche Gefühle reden wollte, so viel wusste ich aus meinem Buch über
Physiognomie. Maya drehte sich um und verschwand im hinteren Teil der Garage. Ich atmete
fast dreißig Sekunden lang aus und merkte erst jetzt dass ich die ganze Zeit die Luft
angehalten hatte. Wir zogen unsere Jacken aus und legten sie über einen Stapel Weinkisten.
Ich sah Dominic an und er mich. Wie zwei Verschwörer! Er lachte und küsste mich
überschwenglich auf beide Wangen. Dominic, der Schauspieler, der Clown. Ich merkte es
sofort, dass das der Dominic aus der Kingsbar war. "Hallo Dominic, alles Liebe und Gute zu
Deinem Geburtstag. Das ist Ben, mein bester Freund. Ich habe Dir etwas mitgebracht. Hier,
für Dich." Ich gab ihm die Konserve, er nahm sie und trug sie zu einem Tisch, der schon mit
Geschenken voll war. "Dankeschön Dani, und Dir auch, Ben. Da kommen neue Gäste" sagte
Dominic. "Setzt euch wo ihr möchtet. Trinken steht überall rum. Wir sehen uns später, okay?"
Du liebe Güte, der Tisch- das war ja wie auf einem Kindergeburtstag. Kindergeburtstag? Die
Geschenke entsprangen teilweise wohl eher einem Sexshop. Ganz vorne lag ein Kuchen in
Penisform mit Hoden an den Seiten auf einem Silbertablett, die Eichel zierte ein silbernes
Piercing. Und in der Pizza finden wir dann die Kondome für den Gruppensex, dachte ich und
mußte lachen. Ben sah mich verwundert an. "Was ist?" "Ben, stell die Flasche ab uns setz
Dich mit mir hier hin." Ich ließ mich auf eine Holzbank vor dem Geschenketisch fallen. "Ich
brauche dringend etwas zu trinken." Ben entkorkte eine Flasche Rotwein und füllte zwei
Gläser. Ich trank meins zur Hälfte leer. Jetzt hatte ich wohl eine Fahne aber das war mir egal.
Unser Platz war gut. Von hier aus konnten wir die ganze Garage einsehen. Dominic hatte die
Tische in quadratischer Form angeordnet, an jedem Tisch saß eine kleine Gruppe und
unterhielt sich. Die rechte Längsseite neben der Eingangstür nahm ein Buffet ein, davor
standen auch einige Grüppchen. Ich schätzte dass etwa 40 Personen anwesend waren.
Dominic musste einen großen Bekanntenkreis haben. Die Gäste sahen nett aus, viele Männer
hatten lange Haare, aber keiner sah so schön aus wie Dominic.
Am Nebentisch saß ein Pärchen, der Mann war etwa vierzig Jahre alt, hatte auch lange Haare
und einen Schnauzer, und schaukelte gedankenverloren ein Baby, welches auf dem Tisch in
einer Plastiktrage stand. Lange Haare machen nicht automatisch ein schönes Gesicht, dachte
ich langsam. Die Frau war blond und kurzhaarig, mollig, langte gerade in eine Glasschale mit
Schokolade und würdigte uns keines Blickes.
Ich merkte wie der Alkohol bei mir Wirkung zeigte. Meine Augen fingen dann immer an zu
leuchten und ich strahlte die ganze Zeit und redete zuviel. Ich registrierte die Dinge um mich
herum aber die Gedanken dazu kamen wie aus weiter Ferne und schienen nicht zu mir zu
gehören. "Ben? Hast Du Hunger? Kennst Du jemand? Schau, da drüben ist Dominic...sieht er
nicht toll aus? Wenn Du
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