Virtuelle Küsse (German Edition)
würde,
jemals in meinem Leben einen anderen zu lieben, egal was ab jetzt aus uns werden würde.
Noch während ich Dominic küsste, wusste ich das alles - und diese Erkenntnis war furchtbar,
und es trieb mir die Tränen in die Augen, die ich mit einer ungeduldigen Bewegung
wegwischte als Dominic sich von mir löste.
"Ich glaube ich gehe jetzt besser" sagte er leise und sah mich an. Ein Gefühl der Panik machte
sich in mir breit, aber ich nickte nur, wünschte fast, er wäre schon weg, wollte ihn anschreien'geh nicht, bleib'- und war unfähig irgendetwas zu sagen oder zu tun. Dominic zog sich im
Flur seine Jacke an und öffnete die Tür. "Ich melde mich wegen Deiner Patronen", sagte er
mit belegter Stimme. "Machs gut, Dani, und gute Nacht." Er zog die Tür ins Schloss und ich
war allein. Der Zauber blieb.
19
Terminkalender Donnerstag, 08.November 2001: >Dominic und ich haben uns geküsst. Er hat
mich verhext. Und er weiß es. Er weiß es!!! Ich habe mich nicht entschuldigt, das sollte ich
unbedingt noch tun.<
"Dominic und ich, wir haben uns geküsst, Annie" erzählte ich meiner Freundin einen Tag
später in der Firma. Es klang so lapidar, als ich das sagte. Worte konnten nicht das
wiedergeben, was sich in dem Moment zwischen uns bewegte. "Und was wirst Du jetzt tun?"
"Nichts. Was sollte ich auch? Er hat Maya, da wird er auch bleiben. Ich mache mir da keine
Hoffnungen. Aber Annie, noch niemals vorher habe ich so etwas erlebt. Kennst Du das
Gefühl, dass sich irgendetwas außerhalb von Deinem Körper abspielt und Du bist doch
vollständig integriert? So war das. Und ich bin ein total visueller Typ, Annie. Dominic ist so
schön, ich könnte ihn stundenlang anschauen ohne auch nur irgendwas zu sagen oder zu tun.
Einfach nur anschauen und das Bild und die Stimmung in mir aufnehmen. Naja, jetzt nicht
mehr! Jetzt müsste ich wahrscheinlich nach kurzer Zeit schon irgend etwas tun..." Ich grinste
sie an. "Aber Annie, das Bild, als er bei mir war und der Kerzenschein von der Seite sein
Gesicht beleuchtet hat- das war so schön! Ich hätte davon Bilder machen müssen. Ich weiß
warum ich verrückt bin, ich weiß warum und es ist mir egal!"
Ich lachte sie an.
"Du bist da anders als ich, Dani. Ich bin eine bodenständige Jungfrau und Du bist ein
sensibler, sensitiver Krebs. Ich kann nicht so tief lieben wie Du, das ist ganz sicher. Bei mir
spielt sich immer alles nur bei fünfzig Prozent ab. Aber glaub mir, ich leide auch nur bei
fünfzig Prozent wenn etwas auseinander geht, es trifft mich nie sehr hart. Ich habe nach
kurzer Zeit alles vergessen und bin wieder offen für was Neues. Nach Ron kam der Prokurist
und danach Dave. Der eine vögelt auf dem Hochsitz, der andere im Keller und Dave am
liebsten im Bett, wenn er mal einen guten Tag erwischt und bei ihm was geht. Für Männer
gibt es eh keine Liebe, es gibt für sie nur Sex. Dadurch drücken sie Liebe aus. Das war schon
immer so, seit wir Höhlenmenschen waren. Wenn sie Lust auf Sex haben, nehmen sie das,
was verfügbar ist. Also musst Du immer verfügbar sein für den Mann deines Herzens. Weißt
Du was? Komm nächsten Freitag mit mir in die Gala- Halle, dort ist eine Pferdeshow mit den
schönsten Pferden der Welt. Ich habe zwei Karten. Möchtest Du?"
"Gern. Aber Annie, was soll ich denn jetzt machen? Ich habe morgen nachmittag ein Date mit
Jan. Das ist eine neue Internet- Bekanntschaft von mir. Ich habe gar keine Lust hinzugehen.
Dabei ist Jan sicher super-nett, das hab ich im Gefühl."
"Natürlich gehst Du hin, sei doch nicht blöd. Dann sinnierst Du nicht die ganze Zeit über
Dominic nach. Das bringt doch eh nichts. Du musst jetzt bei ihm sowieso einfach abwarten
wie es weitergeht." "Ach Annie, was würde ich ohne Dich machen? Du denkst immer so
praktisch, das würde ich niemals fertig bringen."
"Ja und ich schüttel` nach dem Sex Daves Schamhaare meiner Untermieterin aufs Fensterbrett
und lüfte das Zimmer und Du würdest noch vier Wochen in diesem Bett schlafen, stimmt´s?"
"Ja, aber nicht nach einer Nacht mit Dave, Annie." Wir mussten beide lachen. Bis Montag,
Du Liebe."
Endlich Wochenende.
In der Nacht hatte es geschneit. Ich hasste den Schnee, ich hasste den Winter, ich hasste die
Kälte, und dementsprechend war meine Laune. Wäsche bügeln stand an, und ich tat es gern
weil es mir die Hände wärmte.
Samstag mittag sah ich in mein virtuelles Postfach. Nur eine Nachricht von Jan und eine von
Mike. Jan schrieb mir seine Telefonnummer und bat
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