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Virtuosity - Liebe um jeden Preis

Virtuosity - Liebe um jeden Preis

Titel: Virtuosity - Liebe um jeden Preis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Martinez
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New York. Komisch, dass sie es bisher mit keinem Wort erwähnt hatte, aber wahrscheinlich rechnete sie damit, dass ich den Guarneri-Wettbewerb gewinnen und das Konservatorium ein Jahr zurückstellen würde.
    Jeremy räkelte sich. »Die Schule ist …« Er hielt inne und dachte nach. »Intensiv. Es ist irgendwie gut, für eine Weile weg zu sein. Ich lerne eine Menge dort, aber den Druck, der dort herrscht, spürt man schon, wenn man nur den Korridor mit den Übungsräumen entlanggeht. Überall liegt dieses verrückte Maß an Talent und Ehrgeiz in der Luft, sodass alle ständig gereizt sind, verstehst du? Ehrlich gesagt macht es mich ganz verrückt. Und alle Schüler wissen, dass du nur einen einzigen schlechten Tag haben musst und zwanzig andere Violinisten sofort nach deinen Fersen schnappen und nur darauf warten, deinen Platz im Orchester einzunehmen oder dir dein Stipendium wegzuschnappen oder was auch immer. Und dann ist das Ganze auch noch ein Internat und man kann sich dem Stress nicht entziehen. Man kann nicht zur Familie flüchten. Zumindest kann ich es nicht, weil meine in Leeds lebt. Das ist gute dreieinhalb Stunden nördlich von Surrey gelegen.«
    »Vermisst du sie?«
    »Ich denke einfach nicht daran. Einige der Wochenenden verbringe ich bei meiner Großmutter in ihrem Haus im Süden. Sie wohnt direkt am Strand in einem Häuschen am Ärmelkanal.«
    »Das klingt nett.«
    Er lächelte. »Das ist es auch. Gigi wohnt in der Nähe von Charminster.«
    »Gigi? Das ist aber ein niedlicher Spitzname für eine Großmutter.«
    »Ihr richtiger Name ist Georgianna. Jedenfalls bin ich also nicht vollkommen allein …«
    »Das hätte ich nicht sagen sollen. So hatte ich es gar nicht gemeint. Ich …«
    »Schon gut, Carmen.« Er legte seine Hand auf meine.
    »An der nächsten Haltestelle müssen wir aussteigen«, erklärte ich und stand auf.
    Wir gingen stumm zurück zum Hotel. Was wollte er mir zeigen? Es musste etwas mit der Geige zu tun haben. Vielleicht hatte er ein unglaublich tolles neues Instrument oder irgendein riesiges Guarneri-Geheimnis oder … was?
    Natürlich gab es da noch eine andere Möglichkeit. Im Kino und im Fernsehen bedeutete »Kommst du noch mit auf mein Zimmer?« immer Sex. Aber das konnte es nicht sein. Diana würde jetzt die Augen verdrehen und stöhnen, dass ich so furchtbar naiv sei – nicht aus Angst um meine Unschuld, sondern weil ich noch verwundbarer wäre, als ich es ohnehin schon war, wenn ich tatsächlich mit Jeremy ins Bett ging. Ich würde mein ungeschütztes kleines Herz in seine Hand legen.
    Ich ballte die Hände zu Fäusten und schlang die Arme um den Körper, um mich ein wenig aufzuwärmen. Es war schrecklich, dass sie mir diesen Gedanken überhaupt eingeflüstert hatte.
    Aber wäre es denn so schlimm, wenn es wirklich nur um Sex ginge? Könnte ich nicht wenigstens für eine Nacht vergessen, dass er Jeremy King war, und mir später um die Folgen Sorgen machen?Es schien ein kleiner Preis im Vergleich zu dem perfekten Stück Normalität – Liebeskummer später für einen Moment des Glücks jetzt. Und falls ich mich darauf gefasst machte, dass irgendeine Form des Betrugs im Spiel war, könnte ich heute Abend vielleicht einfach tun und lassen, was ich wollte. Vielleicht.

Kapitel 14
    »Trautes Heim, Glück allein«, scherzte Jeremy und sah zum Hotel auf. Die Lichter in den Fenstern des Drake glitzerten im Nachthimmel und das Hotel wirkte wie ein mit Kristallen besetzter Pfeiler. Der Portier nickte uns zu, als er die Tür für uns öffnete, und Jeremy begrüßte ihn mit einem freundlichen »Hey«. Er hatte bereits einige Wochen hier verbracht und sich wahrscheinlich mit dem gesamten Personal angefreundet.
    Ich hatte ganz vergessen, wie elegant die Eingangshalle war: die Blumen, die Kronleuchter, der lagunenblaue Teppich. Vor dem ausladenden Treppenaufgang, der in die Lobby führte, blieb ich stehen. Meine innere Stimme warnte mich eindringlich: Geh nach Hause .
    Jeremy sah sich nach mir um. »Kommst du?«, fragte er. Ich folgte ihm.
    Die kalte Luft, die sich draußen auf unsere Körper gelegt hatte, war bereits einer wohligen Wärme gewichen, als wir die oberste Stufe der Treppe erreicht hatten. Wir durchquerten die Lobby, vorbei an der Rezeption und dem Concierge, vorbei an den bequemen Sofas, auf denen zwei Frauen in Abendkleidern neben ihren Männern in Smokings saßen, bis hin zu den Aufzügen. Jeremy drückte auf den Knopf. Wir warteten. Warum bekam ich plötzlich keine Luft

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