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Virulent

Virulent

Titel: Virulent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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neutralisierten, wodurch die CysAsp-Proteasen bei den umgebenden Zellen eine tödliche Kettenreaktion in Gang setzen konnten, die nun ihrerseits CysAsp-Proteasen freisetzten, welche weitere Zellen zerstören, und immer weiter.
    Margaret hatte diesen Prozess bekämpft, indem sie mehrere Mittel testete, die möglicherweise als CysAsp-Protease-Hemmer in Frage kamen. Ein versuchsweise eingesetztes Medikament namens W DE -4-11 erwies sich dabei als das Wundermittel, das die Apoptose-Kettenreaktion erfolgreich zum Stillstand brachte. So wurde menschliches Gewebe gerettet, obwohl die Leichen der Dreiecke auch weiterhin innerhalb weniger Stunden verwesten.
    Sie war also in der Lage, lebende Wirtskörper zu operieren, die Dreiecke zu entfernen und das WDE-4-11 einzusetzen, um die Apoptose zu stoppen. Entgegen Perrys naiver, gewaltbereiter Überzeugung konnte sie die Betroffenen tatsächlich retten. Wenn sie das tun würde, wäre die Rettung des Gewebes
jedoch nur ein erster Schritt; auch die psychischen Wirkungen musste sie behandeln. Dazu standen ihr eine ganze Reihe von Psychopharmaka zur Verfügung, wozu auch die Mittel zählten, die sie zur Wiederherstellung des verlorenen chemischen Gleichgewichts in Perrys Kopf eingesetzt hatte und die ihm einen Anschein von geistiger Gesundheit verliehen.
    Jedenfalls hatte sie das die ganze Zeit über geglaubt.
    Sie konzentrierte sich darauf, das Dreieck aus dem Bein des toten Jungen zu schneiden. Das menschliche Gewebe würde bewahrt werden, aber das Dreieck würde sich innerhalb weniger Stunden in schwarzen Schleim verwandeln, und deshalb musste sie sich beeilen.
    13
Völlig betrunken
    Dew parkte den Lincoln vor Perrys Zimmer in seinem Motel. Große, nasse Schneeflocken waren an die Stelle von Regen und Hagel getreten, passend zur Binsenweisheit: Wenn dir das Wetter in Wisconsin nicht gefällt, dann warte einfach zehn Minuten. Dew hatte denselben Witz über Michigan, Ohio und Indiana gehört – und er hatte überall gepasst.
    Perry saß auf dem Beifahrersitz. Er war mit einem Bier in seiner linken Hand eingeschlafen, während seine rechte noch immer ein zerrissenes Sixpack umschloss, in dem sich nur noch zwei Flaschen befanden. Dew wollte diesem verdammten Psychopathen nicht auch noch als Chauffeur dienen, aber er würde niemand anderen diesem Risiko aussetzen.

    »Wach auf«, sagte Dew.
    Perry rührte sich nicht.
    Dew schaltete in den Rückwärtsgang, setzte mit dem Lincoln etwa anderthalb Meter zurück, legte den Vorwärtsgang ein, trat aufs Gas und dann sofort auf die Bremse. Perrys mächtiger Körper bäumte sich gegen den Sicherheitsgurt auf.
    Sein Kopf schoss in die Höhe und er blinzelte verwirrt.
    »Home sweet home«, sagte Dew.
    Perry drehte sich zur Seite und sah ihn mit betrunkenen Augen an. »Danke, Papa«, sagte er.
    Dew sagte nichts. Perry starrte ihn noch ein paar Sekunden lang lächelnd an und schien auf eine Reaktion zu warten. Er bekam keine. Als er ausstieg, hob sich der Lincoln um mindestens fünfzehn Zentimeter. Verdammt, war dieser Junge groß.
    Dew stieg aus und schloss den Wagen. Sein Zimmer lag direkt neben dem von Dawsey. Wie immer.
    »Dawsey, wirst du heute Nacht in deinem Zimmer bleiben, oder suchst du noch ein paar Kinder, die du umbringen kannst?«, fragte Dew.
    »Ich dachte, Babys umzubringen ist mehr was für dich.«
    Dew schüttelte den Kopf. Diese verdammte Bemerkung über das Töten von Babys. Natürlich hatte er dem jungen Mann eine Steilvorlage geliefert, aber der Kerl wusste wirklich, auf welche Knöpfe er drücken musste, selbst wenn er betrunken war.
    »Weißt du, was?«, sagte Dew. »Ich bin zu alt und zu müde für das hier. Ich werde ins Bett gehen. Du kannst dich meinetwegen ins Koma saufen. Nur stirb nicht, solange ich in der Nähe bin, sonst bekomme ich Schwierigkeiten.«
    Er ging zu seinem Zimmer und schloss die Tür auf. Er trat
ein, zog die Tür hinter sich zu, verriegelte sie und ließ Dawsey im Schnee stehen.
     
    Perry nickte. Stirb nicht, solange ich in der Nähe bin. Das war alles, was er für diese Leute war. Eine Art Guthaben. Ein Freak. Er ging in sein Zimmer, zog die Tür hinter sich zu und fiel aufs Bett. Er ließ die Bierflasche los. Der Inhalt ergoss sich über den Teppich. Das war in Ordnung, denn er hatte noch zwei Flaschen. Er rollte sich auf den Rücken und starrte hoch zur Decke. Sie schwankte ziemlich heftig. Ohne den Blick von der Decke zu lösen, tastete er nach der nächsten Flasche und drehte den Kronkorken ab.

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