Virulent
aus, bevor er die Hälfte des Schlafsacks über seine Tochter ausbreitete.
Mit der anderen Hälfte bedeckte er sich selbst. Er hustete, putzte sich die Nase, verfluchte seinen Bruder noch einmal und lehnte seinen Kopf gegen die Kopfstütze.
Nur ein oder zwei Stunden, ein kleines Nickerchen, während der Sturm weiterzog und die Schneepflüge die Highways freiräumten, und dann wären sie wieder auf der Straße.
In Donnys Körper änderten sich die Verhältnisse: von »verdammt mies« in »verdammt viel mieser«.
Die Probleme begannen mit seinen Telomeren. Was ist ein Telomer? Dazu denkt man am besten an die kleinen Plastikstücke am Ende von Schnürsenkeln. Nur stelle man sich vor, dass man jedes Mal, wenn man sich die Schuhe bindet, ein kleines Teil dieser Plastikstücke abschneiden muss, damit die Schnürsenkel in die dafür vorgesehenen Löcher passen. Sobald man das häufig genug getan hat, ist das Plastikstück verschwunden, und die Schnürsenkel beginnen auszufransen. Wenn sie sehr stark ausgefranst sind, ist es unmöglich, die Schuhe überhaupt noch zu binden, und man läuft herum wie ein Schwachkopf.
Telomere sind bei der DNA das Äquivalent der Plastikstücke an einem Schnürsenkel. Wenn sich die Zellen via Mitose teilen, teilen sich auch die Chromosomen der entsprechenden Zellen. Aus einem doppelten Chromosomensatz werden zwei einfache Chromosomensätze. Der Körper verdoppelt jeden einfachen Satz, und aus einer Zelle werden zwei Tochterzellen.
So weit, so simpel. Doch es gibt einen Haken.
Wenn sich die Chromosomen teilen ist das so, als trennte man einen Reißverschluss in zwei Teile. Enzyme überfluten die gerade geteilten Chromosomen und ergänzen die fehlende Hälfte des Reißverschlusses, und zwar jeweils einen
Reißverschlusszahn nach dem anderen. Das Problem ist nur, dass die Zähne nicht bis direkt an die beiden Enden des Reißverschlusses reichen können; dort muss es vielmehr eine Art kleiner Kappen geben, und diese Kappen sind die repetitiven Telomere. Doch mit jeder Zellteilung werden die Telomere kürzer, gerade so, als schnitte man ein Stück der Plastikhülle am Ende eines Schnürsenkels ab.
Wenn sich Zellen mit verkürzten Telomeren weiter teilen, können unangenehme Dinge passieren. Bei der Zelle könnte es zu Apoptose kommen (in ihrer natürlichen Form, nicht in der durch die Dreiecke verursachten Kettenreaktion). Schlimmer noch, ein Schaden an einem entscheidenden Gen könnte eine Krebszelle entstehen lassen. Das kann mit Hautzellen, Muskelzellen, Lungenzellen … und sogar mit Stammzellen passieren.
Wenn sich eine Stammzelle in zwei Tochterzellen teilt, nutzt sie dabei einen Prozess namens Differenzierung, durch den aus einer Tochterzelle eine weitere Stammzelle wird, während aus der anderen eine ganze Reihe guter Dinge werden kann, zum Beispiel Muskeln, Knochen oder Nervenzellen. Doch bei der Teilung kommt es bei Stammzellen zur gleichen Reduktion der Telomere wie bei allen anderen Zellen auch.
Wenn man älter wird und die Zellen sich weiter teilen, werden die Telomere immer kürzer, und dadurch wird es immer wahrscheinlicher, dass es zu Problemen kommt. Wir haben ein einfaches Wort für dieses Phänomen: altern. Zellen, deren Telomere zu kurz sind, teilen sich überhaupt nicht mehr und erneuern sich also auch nicht mehr. Dass die Zellen sich nicht mehr so erfolgreich wie früher replizieren, ist der Grund dafür, dass im Alter die Haut dünner wird. Im Laufe der Jahre haben die Zellen ihre Telomere aufgebraucht.
Oder wenn man es noch einfacher ausdrücken will: Die Kopie einer Kopie einer Kopie kann ziemlich miserabel sein.
Die Dreiecke benutzten viele Stammzellen, um ihre Cellulose-Strukturen aufzubauen und zu Kreaturen heranzuwachsen, die schließlich aus dem Körper schlüpfen würden. Einige Reihen alter Stammzellen produzierten üble Dinge: kaputte Zellen und sogar Krebszellen. Wenn das geschah, wurden die schlechten Stammzellen von den Ableserbällen, den Hirten und den Erbauern identifiziert und einfach beseitigt.
Diejenigen Stammzellen jedoch, die die kriechenden Faserstränge schufen, fungierten als selbstständige Einheiten. Und sie hatten es eilig. Die Hirten konzentrierten sich darauf, Stammzellen zu finden und zu modifizieren; mit Qualitätskontrolle gaben sie sich nicht ab.
Als der Älteste der drei infizierten Jewells hatte Donald mehr kurze Telomere als Betty und bei Weitem mehr als Chelsea. Die meisten seiner modifizierten Stammzellen produzierten
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