Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Virus (German Edition)

Virus (German Edition)

Titel: Virus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristian Isringhaus
Vom Netzwerk:
Herforth mehr zu sich. „Sieh einer an.”
    „Da ist noch etwas”, rang der
Beamte erneut um Aufmerksamkeit.
    „Ja?”
    „Kollege Metzger hat ihn auf den
Bildern in seiner Polizeiakte als den Rädelsführer identifiziert, der die
Ausschreitungen angezettelt hat, in deren Zug Hauptkommissar Wegmanns Auto
angezündet wurde.”
    „Interessant. Und was sagt
Wegmann dazu?” fragte Herforth.
    „Das weiß ich nicht”, erwiderte
der Beamte. „Hauptkommissar Wegmann ist bislang heute noch nicht zum Dienst
erschienen.”
    Es wurde immer besser, was
Wegmann sich erlaubte. Herforth beschloss, dafür zu sorgen, dass sein
Karriereweg fortan bergab führen würde. Später. Es galt Prioritäten
einzuhalten. Zunächst würde sie den Fall lösen, dann würde sie vierundzwanzig
Stunden schlafen, und im Anschluss daran würde sie Wegmann zum
Streifenpolizisten degradieren lassen.
    „Leiten Sie eine Fahndung nach
Hausmann ein”, trug sie dem Polizisten auf. „Für die Fahndung auf dem Zeltplatz
der Globalisierungsgegner sollen Kampfeinheiten zur Unterstützung bereitstehen,
aber bitte ohne provokatives Auftreten. Ausschreitungen könnten Hausmann die
Möglichkeit zur Flucht geben.”
    Der Beamte nickte und wandte sich
zum Gehen.
    „Und finden Sie verdammt nochmal
heraus, wo Wegmann sich aufhält”, fügte sie zornig an.
    Nachdem der Mann ihr Büro
verlassen hatte, nahm Herforth einen großen Schluck Kaffee. Sie war sich nicht
sicher, was sie von der Information halten sollte. Anonyme Anrufer waren stets
mit Vorsicht zu beurteilen, häufig wollten sie sich nur wichtigmachen. Wenn sie
wirklich valide Informationen hätten, bräuchten sie keine Angst davor zu haben,
ihren Namen zu nennen. Doch manchmal hatten Anrufer andere Gründe, anonym zu
bleiben, und Herforth hoffte inständig, dass dies hier der Fall war.
    Soeben wollte sie sich wieder an
ihre Kollegen wenden, als ihr Telefon klingelte. Mit einer entschuldigenden
Geste an die übrigen Anwesenden nahm sie ab. Bei dem Anrufer handelte es sich
um den Personenschützer, der die Nacht über vor Ashcrofts Zimmer gewacht hatte,
mit der Nachricht, die Amerikanerin sei nicht in dem Raum.
    Herforth seufzte tief. Hatte sie
nicht schon genug Probleme? Jetzt war auch noch Ashcroft verschwunden. Hatte
sie in der Nacht Recht gehabt mit ihrem Verdacht? Etwas hatte nicht gestimmt.
Aus eben diesem Grund hatte sie den Personenschützer ja vor ihrer Tür postiert.
    „Woher wissen Sie, dass Ashcroft
nicht in ihrem Zimmer ist?” fragte sie in den Hörer.
    „Es ist immerhin schon halb zehn”,
antwortete der Mann. „Aber aus dem Zimmer war absolut kein Geräusch zu
vernehmen. Also habe ich geklopft. Keine Reaktion. Schließlich habe ich ein
Zimmermädchen gebeten, die Tür zu öffnen. Das Zimmer ist leer, das Bett
unberührt. Hier war in der letzten Nacht niemand, auch nicht, bevor ich
eingetroffen bin.”
    „Gut, danke. Sie brauchen dann
nicht weiter vor dem Zimmer zu bleiben.” Herforth beendete das Gespräch. Im
Prinzip konnte das nur eines bedeuten: Ashcroft befand sich in der Gewalt des
Mörders, und er hatte sie gezwungen, ihren Anruf entgegenzunehmen. Aber auch
das passte nicht ganz. Viel zu unaufgeregt, viel zu normal hatte die
Amerikanerin bei ihrem Telefonat geklungen.
    Herforth entschuldigte sich ein
weiteres Mal bei ihren Kollegen für die Verzögerung des Meetings und wählte
erneut die Nummer der Virologin. Bereits nach kurzem Klingeln nahm diese ab.
    „Herforth, hallo Miss Ashcroft”,
meldete sich die Polizistin.
    „Was kann ich für Sie tun, Frau
Herforth?” Erneut klang die Stimme der Amerikanerin ruhig und unaufgeregt. Kein
Zittern, kein Zeichen von Angst. Herforth konnte sich keinen Reim darauf
machen.
    „Wo befinden Sie sich gerade?”
fragte sie.
    „In Petersdamm, Norddeutschland.”
    Herforth seufzte. Wollte Ashcroft
jetzt etwa auch noch Spielchen mit ihr spielen?
    „Wo haben Sie die letzte Nacht
verbracht?” fragte sie mit leicht gereizter Stimme.
    Ashcroft zögerte ein wenig, bevor
sie mit einer Gegenfrage antwortete. „Wieso wollen Sie das wissen?”
    „Weil Sie mich belogen haben,
Miss Ashcroft. Sie sagten letzte Nacht, Sie seien in ihrem Hotelzimmer und das
war nicht der Fall.”
    „Nein, das sagte ich nicht”,
erwiderte die Amerikanerin. „Ich sagte, ich sei im Bett. Wenn Sie daraus
geschlossen haben, ich sei in meinem Hotelbett, dann ist das nicht meine
Schuld. Wenn Sie es unbedingt so genau wissen müssen: Ich habe bei Holger
Petersen

Weitere Kostenlose Bücher