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Virus (German Edition)

Virus (German Edition)

Titel: Virus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristian Isringhaus
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hinüber, um
dann wieder mit gesenktem Blick geradeaus zu starren, die rüden Gesten des
Ordnungshüters einfach ignorierend.
    „Was ist los? Haufen in der Hose?”
provozierte dieser weiter.
    Mark ignorierte ihn.
    „Du bist ein Verlierer, Mann”,
rief ihm der Polizist zu. „Und du wirst immer einer bleiben.”
    „Ich bin lieber ein Verlierer,
als meine Seele zu verkaufen”, gab Mark schließlich zurück, bevor er scharf
nach rechts schnitt und in der Mitte des Trosses verschwand.
    Dora blickte ihm bewundernd nach
und plötzlich, von einer Sekunde auf die andere, verstand sie, was ihn
bedrückte.

102.
    Auf dem Petersdammer Marktplatz,
dafür hatte die vierte apokalyptische Posaune Sorge getragen, herrschte ein biblisches
Chaos. Jeder versuchte, so gut es ging, seinem Job nachzugehen. Leider
versuchten dies sehr viele Menschen gleichzeitig auf sehr engem Raum.
    Dr. Tremmel untersuchte den
Leichnam Professor Tran Quoc Tuans, konnte allerdings keine Anhaltspunkte liefern,
die die Ermittlungen in irgendeiner Weise voran getrieben hätten. Der
Todeszeitpunkt war bekannt, die Todesursache ohne Autopsie nicht eindeutig
feststellbar.
    Er schloss die Möglichkeit, dass
eine Reizüberflutung nach Wochen sensorischer Deprivation zu einem
Synapsenversagen im zentralen Nervensystem geführt habe, nicht aus, räumte aber
andererseits die Möglichkeit ein, dass der Reizschock im geschwächten Körper
lediglich zu einer Ohnmacht geführt habe, woraufhin der Sturz aus dem Auflieger
im Endeffekt den Tod herbeigeführt habe.
    Währenddessen untersuchten
Spurensicherer des BKA den Lastzug – auf Debbies Rat hin mit
ABC-Atemschutzgerät. Sie stellten fest, dass der Auflieger komplett
schallsicher ausgepolstert war. Dies, so vermutete Debbie, dürfte dreierlei
Zwecken gedient haben. Erstens vervollständigte es die sensorische Deprivation,
zweitens stellte es sicher, dass Tran Quoc Tuan nicht auf sich aufmerksam machen
konnte, und drittens verhinderte es, dass der Professor sich an scharfen Kanten
oder harten Wänden stieß und womöglich schon vor seinem großen Auftritt aus dem
Leben schied.
    Die Spurensicherer fanden neben
Exkrementen einen Wassereinlass, der – abgesehen vom Maßstab – dem in einem
Hamsterkäfig nicht unähnlich war, und einen Einlass für gasförmige Substanzen.
An diesen Einlass gekoppelt waren ein großer Tank komprimierten Sauerstoffs und
zwei kleinere Behälter, die nicht näher bezeichnet waren. Einen der beiden
identifizierte Debbie als einen Virenschutzbehälter, was ihre Anweisung an die
Spurensicherer, Atemschutz zu tragen, zu bestätigen schien. Es fiel ihr nicht
schwer, zu erraten, was sich in diesem Behälter befand.
    In der zweiten Katusche vermutete
Debbie entweder eine desinfizierende Substanz oder ein Breitspektrumantibiotikum,
um zu verhindern, dass der Professor vor seinem geplanten Ableben an einer Infektion
starb. Wie seine abgenagten Unterarme zeigten, war diese Vorsichtsmaßnahme
nicht übertrieben gewesen.
    Unterdessen verhörten BKA-Beamte den
Fahrer des Lastzugs René Breuer. Dieser gab an, ein hagerer Mann mit wenig
Haaren und runder Brille sei eines Tages mit dem Auftrag an ihn herangetreten,
den Hänger auf seinem Hof abzustellen und ihn am zehnten Mai um 15:45 Uhr auf
den Petersdammer Marktplatz zu ziehen. Der Mann habe gut gezahlt und auch
ansonsten seriös gewirkt, so dass Breuer nie Verdacht geschöpft habe, es könne
etwas faul sein. Trotzdem habe er zur Sicherheit einmal versucht, den Auflieger
zu öffnen, allerdings ohne Erfolg.
    Doch die direkt bezüglich der
Gräueltat Ermittelnden trugen nur einen kleinen Teil zum allgemeinen Wahnsinn
bei. Der Großteil fand um die konzentriert ihrer Arbeit nachgehenden
BKA-Beamten herum statt.
    Zwei uniformierte Polizisten
waren damit beschäftigt, den wütenden Wirt des ‚Dorfkrugs’ zu beruhigen, der
Zeter und Mordio schrie, die Polizei habe kein Recht gehabt, seine Gäste zu
‚deportieren’, wie er sich ausdrückte. Erst, als Mitarbeiter des BKA
hinzutraten und ihn darauf aufmerksam machten, dass der Profit, den er aus den
Morden schlage, ihn überaus verdächtig mache, begann er, sich langsam zu
beruhigen.
    Auch Wegmann war inzwischen
eingetroffen, sichtlich sauer, dass er so spät informiert wurde. Um seiner
Eitelkeit gerecht zu werden und seinen Hunger nach Respekt zu stillen,
versuchte er krampfhaft und mit teilweise schwachsinnigen, zu ihrem Selbstzweck
erteilten Befehlen die Einsatzleitung an sich zu reißen, was deshalb

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