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Virus - Rückkehr der Vogelgrippe (German Edition)

Virus - Rückkehr der Vogelgrippe (German Edition)

Titel: Virus - Rückkehr der Vogelgrippe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Bulther
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Das liegt vor allem an geografischen Veränderungen und am Wetter. Durch Langzeitbeobachtungen hat man festgestellt, dass sich die Routen auch langfristig ändern. Die Vögel reagieren damit auf klimatische Veränderungen. Die Routen sind genetisch gespeichert. Bei den Generationswechseln kommt es zu Mutationen. Dadurch entstehen Flugvarianten. Einige Vögel fliegen also andere Routen als die Mehrzahl ihrer Artgenossen.“
„Das ist bekannt.“ unterbrach Krentler.
„Gut.“ Rosen überlegte. Sie fuhren an einem gefrorenen See vorbei, auf dem einige Kinder Schlittschuh liefen.
„Haben sie sich die Flugrouten im letzten Jahr angesehen?“
Krentler nickte. Rosen fuhr fort.
„Die Routen liegen im Bereich des genetisch Vorhersagbaren. Es gibt keine extremen Abweichungen von den klassischen Routen. Stellen sie sich eine Karte vor, auf der alle je beobachteten Varianten eingezeichnet sind. Man bekommt dann ein breites Band. Normalerweise verlaufen alle Varianten eines Jahres als dünne Linie innerhalb dieses breiten Bands. Außer der vom letzten Jahr. Im letzten Jahr haben sie die gesamte genetisch verfügbare Bandbreite ausgenutzt. Dieses Jahr ist es nicht anders. Es sieht so aus, als würde jeder Schwarm seine eigene Route fliegen, mit fünfhundert bis tausend Metern Abstand zum Nachbarschwarm. Wenn man das mal militärisch betrachtet, wird dadurch ein riesiges Gebiet abgedeckt.“
Inzwischen hatte Rosen sich in Rage geredet. Er fuchtelte mit den Händen durch die Luft und es sah aus, als male er die verschlungenen Routen der Zugvögel selbst auf einer imaginären Karte auf.
„Die Schwärme fliegen in Formation wie Bomberstaffeln. Das Virus wird durch den Kot übertragen. Vögel koten in der Luft. Sesshafte Wildvögel wie Enten stecken sich an und sorgen für die lokale Verbreitung des Virus. Auf diese Weise wird durch die abgeworfenen Kotbomben die gesamte Landschaft kontaminiert.“
Rosen hielt inne. Als Krentler keine Reaktion zeigte, fuhr er fort.
„Die Frage ist: Warum tun sie das? Ich denke nicht, dass es bewusst geschieht. Auch das Wetter oder geographische Veränderungen können wir ausschließen. Es hat etwas mit den genetischen Mutationen zu tun. Normalerweise werden die meisten Varianten durch natürliche Auslese ausgesondert. Übrig bleibt dann eine Hauptroute. Was ich glaube ist, dass die Auslese nicht mehr natürlich ist. Ich glaube, die Vögel werden als Träger ausgewählt.“
„Von wem, von der CIA?“ entgegnete Krentler. Im Rückspiegel konnte er sehen, dass Schickelbach grinste.
„Vom Virus selbst.“ antwortete Rosen mit ernster Miene.
„Sie lesen wohl zuviel Science-Fiction.“ sagte Krentler. „Viren sind keine denkenden Wesen, die ein wie auch immer geartetes Bewußtsein entwickeln. Außerdem sind Vögel keine Fische und wir sind nicht die Hauptpersonen in einem Roman. Wir haben es mit einer realen Bedrohung zu tun, und nicht mit völlig neuen biologischen Strukturen oder irgendwelchen Aliens.“
Rosen schluckte.
„Der Minister war meiner Idee nicht abgeneigt.“ sagte er.
„Ach ja?“
„Ich habe vorgeschlagen, eine Untersuchungsgruppe einzurichten, die sich damit beschäftigt. Mit Ihnen, Frau Lohmann und einem von Reinhardts Spezialisten. Der Minister hat bereits zugestimmt, das Labor wird bis morgen eingerichtet.“
Sie fuhren durch einen Wald. Im Zwielicht sahen die winterlich entlaubten Bäume aus wie nackte, zu grotesken Formen erstarrte Skelette. Krentler konnte sich vorstellen, dass die Menschen sie früher für Geistererscheinungen gehalten hatten, und den Wald für ein verwunschenes Gebiet. Davon erzählten bis heute die alten Märchen und Geschichten. Rosens Erklärung war im Grunde nichts anderes. Nur daß im globalen Dorf das verwunschene Gebiet nicht mehr der heimische Wald war, sondern der asiatische Dschungel.
„Tut mir leid“, sagte Krentler, „aber da werden sie ohne mich auskommen müssen.“
    12
    Die Mutter hatte gesagt, dass es bald besser würde. Dass der Hustensaft erst wirken müsse. Aber es war nicht besser geworden. Sondern schlimmer. Das Fieber stieg, bis sie nicht mehr aufhörte zu schwitzen. Alle drei Stunden mussten die durchnässten Laken gewechselt werden. In der Nacht halluzinierte sie vom sterbenden Schwan, und schrie vor Entsetzen, als sich das Bild des schmerzverzerrten Schwanenkörpers mit dem der Ballerina vermischte, die als Poster am Schrank neben den Vögeln hing.
Nach zwei Tagen hustete sie blutigen Schleim. Die Mutter brachte sie ins

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