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Virus - Rückkehr der Vogelgrippe (German Edition)

Virus - Rückkehr der Vogelgrippe (German Edition)

Titel: Virus - Rückkehr der Vogelgrippe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Bulther
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Ministeriums machte die nächtliche Putzkolonne gerade Feierabend, die Dame am Empfang hob nicht einmal den Kopf, als Krentler und Schickelbach an ihr vorbei eilten.
Im Sitzungszimmer waren bis auf Rosen, Reinhardt und den Minister bereits alle versammelt, und gerade als Krentler sich gesetzt hatte, traten Rosen und Reinhardt durch die Tür und setzten sich. Krentler holte seine Papiere aus der Tasche und legte sie vor sich auf den Tisch. Die Anwesenden rutschten nervös auf ihren Stühlen und raschelten mit den Akten, die sie fein säuberlich vor sich hingelegt hatten. Der Geräuschpegel stieg langsam an. Niemand sprach. Das Klingeln eines Mobiltelefons prallte in die gespannte Atmosphäre. Niemand nahm ab. Die Sekretärin des Ministers betrat den Raum und nahm das Mobiltelefon aus dem Jackett, das über der Lehne des Ministers hing. Im Hinausgehen nahm sie den Anruf an.
Als sie gegangen war, betrat Minister Sandhofer den Raum. Sofort war es totenstill. Alle Augen richteten sich auf den großen, fülligen Mann, der durch den Raum zu seinem Platz lief. Sein Oberkörper war zusammengesunken, die Arme hingen schlaff an den Schultern. Er setzte sich auf seinen Stuhl und nahm einige Papiere aus der Tasche, die unter dem Tisch stand. Dann ließ er die Arme mit einem dumpfen Klacken auf den Tisch fallen und faltete die Hände. Er lehnte sich nach vorne und blickte in die Runde.
„Guten Morgen, meine Damen und Herren. Ich danke ihnen, dass sie so schnell gekommen sind.“ Seine Gesichtszüge strafften sich. „Wir stehen heute vor einer schwierigen Aufgabe. Sie alle zählen auf ihren Gebieten zu den Besten. Deshalb sind sie in den Krisenstab berufen worden. Der Bedrohung, der wir gegenüber stehen, muss auf allen diesen Gebieten begegnet werden. Ich hoffe, dass wir gemeinsam dieser Aufgabe gewachsen sein werden. Das Schicksal dieses Landes liegt in ihrer Hand.“
Er räusperte sich. Dann goß er etwas Wasser in das Glas, das neben seinen Papieren stand und trank. Ruhig wandte er sich an den Vorsitzenden des Robert-Koch-Instituts.
„Bitte, Herr Meyer, bringen sie uns auf den neuesten Stand.“
Meyer nickte kurz.
„Wie sie wissen, haben wir vor einigen Tagen ein junges Mädchen aus dem Krisengebiet auf Rügen nach Berlin gebracht. Der Grund dafür war ein minimaler Verdacht. Dieser Verdacht hat sich bestätigt. Das Labor hat eine Infektion mit der H5N1/Asia-Variante festgestellt, die auf Rügen gewütet hat. Es grenzt an ein Wunder, dass das Mädchen noch am Leben ist. Sie wird derzeit in der Charité behandelt.“
Meyer blickte fragend zum Minister. Dieser nickte ihm aufmunternd zu. Zögernd fuhr er fort.
„Es gibt noch einen zweiten Fall. Ein Berliner Obdachloser, Kalle Kortens. Er ist vor zwei Tagen im Urban-Krankenhaus gestorben. Todesursache war eine schwere Lungenentzündung, und ich vermute mal noch einige weitere Krankheiten, aber das tut nichts zur Sache. Fest steht, dass er auch mit H5N1/Asia infiziert war. Einen Kontakt mit dem anderen Fall können wir ausschließen. Wir gehen deshalb davon aus, dass die Ansteckungen unabhängig voneinander passiert sind. Das Urban-Krankenhaus ist bis auf weiteres unter Quarantäne gestellt. Alle Mitarbeiter und Patienten werden vorsorglich mit Flutamil behandelt.“
Meyer blickte in die Runde. Seine rechte Hand knipste nervös mit dem Kugelschreiber.
„Bei dem kleinen Mädchen gehen wir davon aus, dass die Ansteckung aufgrund des Aufenthalts im kontaminierten Gebiet erfolgte. In Berlin hat es bisher nur einen infizierten Vogel gegeben. Das sind nicht die normalen Bedingungen für eine Übertragung des Virus auf den Menschen. Aber“, er nickte Krentler zu, „Doktor Krentler weiß dazu sicher mehr zu sagen.“
Krentler ordnete bedächtig seine Unterlagen, bevor er sprach. In seinem Kopf wirbelten tausend Gedanken auf einmal umher. Bilder schwer hustender Menschen, ein Markt voll schreiender Hühner, ihre Besitzer mit blutrünstigen Augen, dann eine Masse von Menschen, tausenden Menschen, die alle unisono husteten. Er schüttelte den Kopf.
„Es tut mir leid, Herr Meyer, aber für gesicherte Aussagen ist es noch zu früh. Lassen sie mich nur eines festhalten. Eine Übertragung des Virus auf den Menschen mit nur einem infizierten Vogel innerhalb eines Übertragungsgebiets, das mehrere Quadratkilometer groß ist – wenn ich mich nicht irre, geht statistisch gesehen die Wahrscheinlichkeit eines Kontakts gegen Null. Nach allem, was wir wissen, ist außerdem eine Übertragung auf

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