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Virus - Rückkehr der Vogelgrippe (German Edition)

Virus - Rückkehr der Vogelgrippe (German Edition)

Titel: Virus - Rückkehr der Vogelgrippe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Bulther
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Gehäuse von der Tür ab und flog nach vorne auf den Boden. Das Glas zersplitterte. Durch das Seitenfenster blickte sie den Fahrer an. Sein Gesicht zeigte eine Mischung aus Wut und Furcht. Bevor er aussteigen konnte, öffnete sie die Beifahrertür und schlug sie mit voller Wucht gegen den nebenstehenden Eisenpfeiler. Das Blech quietschte. Von der Wucht des Rückpralls fiel die Tür wieder zu. Der Abdruck des Pfeilers war deutlich zu sehen. Wutentbrannt stieg der Fahrer aus. Das andere Taxi war bereits beim ersten Tritt weg gefahren. Li stellte sich abwehrbereit in Position. Der Taxifahrer blieb stehen. Mit einem lauten „Scheiße!“ verzog er sich ins Auto, ließ den Motor an und fuhr davon.
Li atmete tief durch. Sie merkte, dass sie zitterte. Was für eine Drecksstadt, dachte sie, schulterte ihren Rucksack und ging zur Bushaltestelle.
    31
    Krentler träumte, dass er schrie. Er schrie so laut er konnte, aber niemand hörte ihn. Er schrie und schrie, bis ihm die Stimme versagte. Als er nicht mehr schreien konnte, kam ein Mann im schwarzen Anzug mit aufgeknöpftem Kragen, riet ihm, sich nicht anzustrengen und verschwand dann wieder. Krentler wollte weiter schreien, aber sein Mund fühlte sich an, als wäre er voll Sand. In seinem Kopf fing es an zu fiepen, erst leise, dann immer lauter, bis der Ton plötzlich abbrach und einem unterbrochenen Klingeln wich.
Er wachte auf. Vorsichtig bewegte er erst die Beine, dann den Kopf. Zuckend fuhr ihm der Schmerz durch die Schläfen. Mühsam setzte er sich auf. Das Klingeln hatte nicht aufgehört. Krentler stand auf und stolperte zum Telefon. Er hob den Hörer ab und ließ ihn sofort wieder auf die Gabel fallen. Die Uhr zeigte fünf Uhr morgens. Müde lehnte er sich mit dem Kopf gegen die Wand. Der kühle Stein beruhigte das rasende Klopfen in den Schläfen. Langsam kam die Erinnerung zurück.
Ralsmann hatte sie nach Hause gebracht. Unterwegs hatte niemand gesprochen. Zuhause hatte Marianne den Whisky aus dem Schrank geholt und zwei Gläser eingegossen. Sie hatten am Küchentisch gesessen und schweigend getrunken bis die Flasche leer war. Dann hatten sie eine weitere Flasche geöffnet und auch diese geleert. Kein Wort war gefallen. Es gab keine Worte mehr.
Später waren sie beide nacheinander auf’s Klo gegangen, hatten einen Teil des Whiskies wieder ausgekotzt und waren dann in einen tiefen Schlaf gefallen, Marianne im Schlafzimmer, Krentler auf der Couch.
Krentler zog sich aus und ging unter die Dusche. Eiskalt schoss das Wasser über seinen erhitzten Körper. Er hätte schreien wollen, wie im Traum, tat es aber nicht, aus Angst, Marianne aufzuwecken. Statt dessen ließ er sich das kalte Wasser in den Mund strahlen. Dann drehte er auf heiß. Er hielt sich den harten Strahl weiter ins Gesicht, bis ihm die Haut brannte, als würde sie gleich zerreißen. Er drehte wieder auf kalt.
Als er aus der Dusche trat, klingelten gleichzeitig die Türklingel und das Telefon. Er zog den Stecker für das Telefon aus der Wand und ging, nur mit dem Handtuch um die Hüften, zur Tür. Ärgerlich zog er sie auf. Draußen stand Schickelbach.
„Doktor Krentler, es tut mir leid, dass ich sie stören muss. Aber es gab einige unerfreuliche Entwicklungen. Sie werden dringend im Ministerium benötigt.“
Krentler widerstand dem Impuls, Schickelbach die Tür ins Gesicht zu werfen.
„Worum geht es?“ fragte er.
„Das Robert-Koch-Institut hat die Proben von Marie Steinhauser positiv auf H5N1/Asia getestet. Und es gibt noch einen weiteren positiven Test.“
„Was?“ Krentler versagte die Stimme. Er blickte verwirrt zu Boden.
„Herr Krentler,“ Schickelbach nahm seinen Arm, „ich habe vom Tod ihrer Tochter gehört. Es tut mir sehr leid.“
Krentler trat zur Seite und ließ Schickelbach durch die Tür treten. Dann drehte er sich um und ging ohne ein weiteres Wort zurück ins Bad.
Als er frisch angezogen in die Küche trat, hatte Schickelbach bereits die Espressomaschine in Betrieb genommen. Er hielt Krentler eine Tasse mit dampfendem Café hin.
„Hier, trinken sie. Das wird ihnen gut tun.“
Dankbar nahm Krentler die Tasse. Sie tranken schweigend. Auf dem Tisch standen noch die beiden Whiskyflaschen.
„Wissen Sie -“
„Schon gut“, unterbrach Schickelbach, „sie müssen mir nichts erklären.“
    32
    Eine halbe Stunde später jagte der blaue Mercedes über die Straße des 17. Juni der Innenstadt zu. Zu dieser frühen Uhrzeit gab es keine Autos, die hätten hupen können. Im Foyer des

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