Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Virus - Rückkehr der Vogelgrippe (German Edition)

Virus - Rückkehr der Vogelgrippe (German Edition)

Titel: Virus - Rückkehr der Vogelgrippe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Bulther
Vom Netzwerk:
erkannte Reinhardt, dass vor ihm auf dem Tisch eine Spritze lag. Das Labor selbst war nur schwach erleuchtet. Die Apparate und das Mobiliar aus Edelstahl schimmerten bläulich im gedimmten Licht. Die Kontrolllichter auf den Anzeigen pulsierten ruhig und gleichmäßig. Die Tür fiel ins Schloss. Überrascht drehte Rosen sich um. Mit entschuldigendem Ton erklärte er, die Blutkonserven seien ausgegangen, er brauche aber einige Milliliter für einen Test. Dann nahm er die Spritze und stach die Nadel zielgerichtet in eine hervortretende Vene des abgebundenen Arms. Dunkelrot sprudelte das Blut durch die Kanüle in das angeschlossene Gefäß. Rosen zog die Nadel wieder heraus, verschloss das Gefäß und legte es auf den Tisch. Dann klebte er sich ein Pflaster auf die Einstichstelle, krempelte den Hemdsärmel herunter und warf die gebrauchte Kanüle in den Mülleimer. Die Prozedur hatte nur wenige Sekunden gedauert. Rosen schüttelte Reinhardt die Hand.
    29
    „Doktor Ralsmann, wir haben einen Notfall auf der Kinderstation. Die kleine Sonja -“
„Ich komme sofort“, unterbrach er die Schwester. Im Laufschritt hastete er den Gang entlang, nahm im Treppenhaus zwei Stufen auf einmal, warf sich mit seinem ganzen Gewicht gegen die schwere Eisentür, wich einer Schwester aus, die plötzlich vor ihm den Gang betrat und erreichte, etwas außer Atem, die Kinderstation. Einer der Kinderärzte stand bereits an Sonjas Bett und horchte ihre Lunge ab. Als er Ralsmann sah, nahm er das Gerät aus den Ohren. Das Mädchen lag mit geschlossenen Augen auf dem Bett, die erschlafften Arme über den Bauch gelegt.
„Sie hatte einen starken Hustenanfall, blutiger Auswurf, und wurde dann hysterisch. Sie hat aus Leibeskräften geschrien und wollte aus dem Bett. Einer der Pfleger hat sie festgehalten. Kurz danach fiel der Kreislauf in den Keller.“
Der Pfleger, der neben dem Arzt stand, nickte schuldbewußt.
„Sie atmet kaum“, fuhr der Arzt fort, „und nur sehr oberflächlich. Kaum Blutdruck, schwacher Puls.“
„Holen sie ein Sauerstoffgerät, sofort.“ wandte sich Ralsmann an den Pfleger. „Und sie“, er drehte sich zu einer Krankenschwester, die am Fußende des Bettes stand, „benachrichtigen Krentler und die Mutter, sie sollen herkommen, wenn möglich. Ich will, dass die Kleine ihre Eltern sieht, wenn sie aufwacht. So etwas kann heilsamer sein als die beste Medizin.“
Der Pfleger kam mit dem Sauerstoffgerät und legte Sonja, die noch immer ohnmächtig war, die Maske über das Gesicht. Ralsmann blickte den Kinderarzt fragend an.
„Ich weiß nicht, wie das passieren konnte.“ sagte der Arzt. Ralsmann bemerkte erstaunt einen Anflug zitternder Rechtfertigung in der Stimme des Kollegen. „Erst schien es, als würde sie auf die Antibiotika gut reagieren, die Entzündung ging zurück. Und jetzt das.“ Er zeigte auf die bewusstlose Sonja.
Der verantwortliche Arzt hatte genug Erfahrung, dass Ralsmann ihm glaubte. Dennoch musste er etwas übersehen haben, und sei es nur ein Detail. Das hier war eine Lungenentzündung. Zugegebenermaßen eine schwere Lungenentzündung. Früher waren die Menschen daran gestorben. Aber heute gab es die moderne Medizin, die das verhinderte.
„Bitte bereiten sie alles vor, falls wir sie künstlich beatmen müssen. Wer weiß, was jetzt noch kommt. Aber lassen sie das Gerät erstmal im Nebenzimmer stehen.“ sagte Ralsmann und verließ dann das Zimmer, um seine eigene Visite zu beenden.
Krentler war sofort nach dem Anruf aus seinem Büro gestürmt und hatte die Sekretärin angewiesen, ein Taxi zu bestellen. Schickelbach erklärte sich bereit, zu fahren.
Als Krentler das Zimmer betrat, in dem Sonja lag, stand Marianne schon an ihrem Bett. Der Anruf aus der Klinik hatte sie im Taxi erreicht, mit dem sie bereits auf dem Weg zur Charité gewesen war.
Sonja war noch immer bewusstlos. Krentler trat neben Marianne an das Bett. Tränen liefen ihre Wangen hinunter. Sanft legte er seinen Arm um sie. Mit einem Schluchzen drehte sie sich zu ihm und vergrub das Gesicht an seiner Schulter. Er umarmte sie und streichelte ihren Kopf, während sie weinte.
Man hatte Sonja eine Infusion gelegt und ein Gerät zum Messen der Herzfrequenz angeschlossen, das mit seinem regelmäßigen Biepen die Stille vertrieb.
Der Kinderarzt hatte Krentler mit wenigen Worten informiert und ihm von Ralsmann ausgerichtet, dass er später gerne mit ihm sprechen wolle. Dann hatte er ihn und Marianne mit Sonja alleine gelassen. Gemeinsam warteten sie

Weitere Kostenlose Bücher