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Virus - Rückkehr der Vogelgrippe (German Edition)

Virus - Rückkehr der Vogelgrippe (German Edition)

Titel: Virus - Rückkehr der Vogelgrippe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Bulther
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möglichst viel Abstand zu den anderen zu halten. Krentler merkte, dass er schneller voran kam, wenn er diese Lücken suchte.
An Kreuzungen stauten sich die Fußgänger, man musste sich zwischen den Stoßstangen der stehenden Autos hindurch schlängeln. Krentler wartete, bis er an die Reihe kam. Neben ihm sprang ein Jugendlicher mit Anlauf auf die Motorhaube des vor ihm stehenden Autos und hüpfte von dort aus mit Schwung auf das Dach des nächsten Autos und weiter bis zur gegenüberliegenden Straßenseite. Kurz entschlossen nahm Krentler ebenfalls Anlauf und folgte ihm.
Vor der Charité waren mehrere Räumpanzer der Polizei damit beschäftigt, die liegengebliebenen Autos von der Straße zu räumen, um Platz zu machen für die Krankenwagen und andere Einsatzfahrzeuge. Schon von weitem hörte Krentler das Krachen von sich verbiegendem Metall und das Splittern der Windschutzscheiben. An der Absperrung standen grimmig blickende Polizisten und hielten die Schaulustigen auf Abstand. Am Straßenrand türmte sich bereits ein beachtlicher Berg von verbeultem Blech.
Als Krentler Anstalten machte, über die Absperrung zu klettern, packte ihn einer der Polizisten hart am Arm. Krentler widerstand dem Reflex, sich zu wehren und zog seinen Dienstausweis aus der Tasche. Der Polizist ließ ihn los und salutierte.
„Ich muss in die Charité.“ sagte Krentler.
„Jawohl, Doktor Krentler.“ antwortete der Polizist. „Aber wie sie sehen, sind die Kollegen mit dem Räumen der Straße noch nicht fertig. Sie müssen sich noch einen Moment gedulden.“
Krentler schnaufte und wandte sich ab. Vor den Räumpanzern lagen noch etwa hundert Meter Straße mit liegengebliebenen Autos.
„Gibt es noch einen anderen Weg?“ fragte Krentler.
„Ja, aber da sind die Kollegen auch noch mit der Räumung beschäftigt. Am besten ist, sie warten hier.“
Aus den Augenwinkeln bemerkte Krentler das selbstzufriedene Grinsen, das der Polizist seinem Kollege zuwarf, der etwa zwanzig Meter weiter an der Absperrung stand. Demonstrativ zückte er sein Notizbuch und einen Stift.
„Name? Dienstgrad? Diensthabender Vorgesetzter?“ Er machte eine kurze Pause. „Ich schlage vor, sie sagen ihren Kollegen in den Panzern, dass sie einen Moment anhalten sollen, damit ich da durchgehen kann. Ansonsten muss ich mich über sie ärgern, und das will ich nicht. Und sie wollen das auch nicht. Verstanden?“
Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte sich Krentler um und lief die Straße entlang auf den Eingang des Krankenhauses zu. Nach einigen Schritten sah er, wie die Räumpanzer anhielten. Sie drehten sich aufeinander zu und setzten dann ein Stück zurück. Krentler lief durch die Gasse, die sie bereits frei geräumt hatten, direkt auf die Lücke zu, die sie jetzt mit ihren Räumschaufeln bildeten. Er hörte die beiden Motoren wummern und roch die Dieselabgase. Hatten sie ihn gesehen? Er spürte einen Anflug von Panik. Kurz bevor er die Lücke erreichte, fing er an zu rennen.
    35
    Obwohl die Straßenbeleuchtung noch immer nicht ging und auch die umliegenden Gebäude dunkel waren, brannte im Foyer des Krankenhauses das Licht. Am Empfangstresen standen mehrere Techniker über einen Plan gebeugt. Im Vorbeigehen schnappte Krentler Gesprächsfetzen auf. Die Notstromaggregate im Keller waren angelaufen, als der Strom ausfiel. Krentler wusste, dass das Krankenhaus so im Notfall ausreichend lange mit Strom versorgt werden konnte. Jetzt wurde diskutiert, wie lange die Agreggate im äußersten Fall durchhalten würden.
Krentler bat den jungen Mann am Empfang, Ralsmann von seiner Ankunft zu unterrichten und ihn in der Pathologie zu treffen. Dann wandte er sich den Aufzügen zu, überlegte es sich jedoch anders und ging zu den Treppen.
Im Hauptgang der Pathologie hatte man das Licht gedimmt, um Energie zu sparen. Krentler versuchte sich zu erinnern, wo die Neuzugänge aufbewahrt wurden. Langsam ging er den Gang entlang. Die Edelstahlgestelle der Transportbetten, die an der Seite standen, schimmerten kühl im gedimmten Licht.
Neben einigen Türen waren große Sichtfenster eingelassen, durch die man in die gekachelten Räume sehen konnte. Obwohl Krentler während seiner Studienzeit oft hier gewesen war und die Räumlichkeiten kannte, war ihm die Stille hier unten plötzlich unheimlich. Er blickte durch eine der Scheiben. Auf einem Seziertisch lag, zugedeckt mit einem grünen Tuch, eine Leiche. Schnell ging er weiter.
Vom Ende des Ganges kam ihm ein Pfleger entgegen, der ein Bett schob. Auf

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