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Virus - Rückkehr der Vogelgrippe (German Edition)

Virus - Rückkehr der Vogelgrippe (German Edition)

Titel: Virus - Rückkehr der Vogelgrippe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Bulther
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erzählt hat, ich würde es nicht glauben und eine Psychotherapie empfehlen.“ Er runzelte die Stirn. „Ich bin mir auch jetzt nicht sicher, ob ich es glauben soll oder nicht.“
„Sie wissen so gut wie ich, dass es die derzeit plausibelste Erklärung für den Tod von diesem Kortens ist.“
„Nein, das weiß ich nicht.“ fuhr Ralsmann auf. „Wissen sie eigentlich, was ihre tolle Erklärungen für Konsequenzen hätte?“
„Ja“, antwortete Krentler ruhig.
„Da ist noch etwas.“ sagte er. „Der Krisenstab geht von einer Epidemie aus.“
Ralsmann erstarrte.
„Das stimmt nicht.“ sagte er.
„Doch.“ antwortete Krentler. „Zur konkreten Vorbereitung auf Phase IV gehört auch die Beruhigung der Bevölkerung, solange nicht zweifelsfrei nachgewiesen ist, ob die Bedrohung epidemisch wird. Das medizinische Personal sowie Personen in leitenden Positionen werden bereits mit Flutamil versorgt.“
„Ich weiß.“ sagte Ralsmann mit leiser Stimme. „Aber ich wollte es nicht wahr haben.“
„Da sind sie nicht der Einzige. Bisher will es niemand wahr haben. Man geht von einer ernsten Übung aus. Aber das hier ist keine Übung mehr. Es ist eingetreten, wovor wir die ganze Zeit gewarnt haben. Das Virus ist mutiert.“
„Jaja, ich weiß – und sie sind der Wirt.“ Ralsmann kicherte. „Sie Killerwirt, sie.“
Krentlers Mobiltelefon klingelte. Überrascht fummelte er es aus seiner Tasche und klappte es auf.
„Krentler hier.“
„Hallo Herr Krentler, Lohmann am Apparat. Ich habe eine gute Nachricht und eine schlechte. Zuerst die gute: Die Infrastruktur hat sich erholt. Die Telefone gehen wieder und wir sind wieder am Strom. Sie haben die Kapazitäten der Kraftwerke erhöht.“
„Und die schlechte?“ fragte Krentler.
Lohmann zögerte.
„Unsere Statistik verzeichnet für die letzten 48 Stunden einen Anstieg der Anzahl eingelieferter Patienten mit Grippe-Symptomen.“
„Wie viel?“ fragte Krentler.
„Dreihundert Prozent.“ antwortete Lohmann.
Krentler schluckte.
„Es ist soweit.“ murmelte er.
„Wir warten noch auf die Analysen des RKI. Vielleicht ist es nur eine ganz normale Grippewelle.“
„Glauben sie das?“ fragte Krentler.
„Ich glaube gar nichts.“ sagte Lohmann, „ich suche nach Beweisen. Ich melde mich, sobald ich Näheres weiß.“
„Vielen Dank.“
Er legte auf. Ralsmann blickte ihn fragend an.
„Das war die Bestätigung. Anstieg der eingelieferten Fälle mit Grippesymptomen in die Berliner Krankenhäuser. Dreihundert Prozent. Brauchen sie noch mehr?“
Krentler war aufgestanden und lief hin und her. Schweiß stand ihm auf der Stirn.
„Meine Tochter ist gestorben. Sie hatte die gleichen Symptome wie ich einige Tage zuvor. Schwere Grippe mit anschließender Infektion der Lunge. Todesursache: schwere Lungenentzündung. So steht es in ihrer Akte. Das wissen sie genau. Sie haben es selbst geschrieben.“
Erschöpft sank Krentler auf einen Stuhl. Tränen traten ihm in die Augen. Er kämpfte gegen die aufkommende Traurigkeit und konnte sie doch nicht zurück halten. Zu stark wurde der Gedanke an seine Tochter. Er schloss die Augen und ließ es geschehen. Ein Schluchzen entrang sich seiner Kehle. Ralsmann setzte sich neben ihn und legte ihm den Arm um die Schultern. Krentler wandte sich wie Schutz suchend zu ihm, lehnte den Kopf an seine Brust und weinte.
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    Li lief durch eine Geisterstadt. Inzwischen waren keine Menschen mehr unterwegs. Die Schaufenster waren dunkel, Bars, Cafés und Kneipen hatten die Rolläden schon am Mittag geschlossen. Es hatte wieder begonnen, zu nieseln. Li fröstelte. Obwohl sie an einer vierspurigen Straße entlang lief, konnte sie das leise Rieseln der Tropfen auf den Dächern der Häuser und der Autos hören. Von der nächsten Kreuzung schallte das Klangsignal für Blinde einsam durch den Abend. Li fröstelte.
Ein dunkel gekleideter Mann kam ihr entgegen. Er versteckte sein Gesicht hinter einem Regenschirm und wechselte die Straßenseite lange bevor sie sich begegneten.
Eine Viertelstunde später erreichte sie die Charité.
Sie kannte das Gebäude. Dennoch war sie jedesmal überwältigt von seiner schieren Größe. Machtvoll erhob es sich zum Himmel und schien gleichzeitig durch die gedrungene Bauweise so kräftig, als könnte selbst das gewaltigste Erdbeben es nicht erschüttern. Und wenn alles andere zu Staub zerfiele.
Die Räumfahrzeuge hatten die meisten Autowracks inzwischen abtransportiert. Nach ihrem absonderlichen Spaziergang genoss Li diesen Schein von

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