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Virus - Rückkehr der Vogelgrippe (German Edition)

Virus - Rückkehr der Vogelgrippe (German Edition)

Titel: Virus - Rückkehr der Vogelgrippe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Bulther
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ihn.
Ralsmann deutete mit einer aussweifenden Geste auf die Aktenschränke an der gegenüberliegenden Wand.
„Na gut.“ Li lachte. „Du gehörst eben noch zur alten Schule. Aber ich nehme an, dass du auch genügend virtuelle Aktenschränke benutzt.“
„Ja.“ sagte Ralsmann. „Das tue ich. Aber oftmals geht das eine nicht ohne das andere. Das ist alles, was ich sagen wollte.“
„Du hast ja recht.“ sagte Krentler. „Es ist wohl am besten, wenn ich selbst hinfahre. Immerhin habe ich Zugang zu Rosens Labor. Wenn wir Glück haben, finden wir etwas auf dem Laborrechner. Ich fahre gleich morgen früh. Mit den Daten vom RKI haben wir bis dahin wohl genug zu tun.“
Die beiden anderen nickten und wandten sich ihren Computern zu. Krentler verließ das Büro, um Marianne anzurufen.
Im Foyer standen die Techniker und genossen den Feierabend. Mit ihren Bierflaschen in der Hand wirkten sie etwas verloren in dem großen leeren Raum. Die Anspannung der letzten Stunden stand ihnen noch ins Gesicht geschrieben. Krentler grüßte. Die Männer tippten sich mit den Händen an die Mützen.
Zuhause nahm niemand ab. Vielleicht war Marianne zu Freunden gegangen? Im Laufe der Ereignisse hatte er die Gedanken an seine Frau verdrängt. Jetzt machte er sich still Vorwürfe. Mit einem Blick auf das Display seines Handys vergewisserte er sich, dass sie ihn nicht angerufen hatte. Wie auch, dachte er, die Telefone funktionieren erst seit einer Stunde wieder. Er wählte ihre Nummer. Eine Männerstimme meldete sich.
„Wer ist da?“ fragte Krentler.
„Doktor Krentler?“
„Ja, verdammt, wer ist da?“
„Mein Name ist Jonat, ich bin von der Polizei.“
„Wo ist meine Frau?“
„Es tut mir leid, Herr Krentler. Wir haben sie vor einigen Stunden in ihrem Auto gefunden. Sie ist tot.“
Krentler spürte, wie sein Arm plötzlich taub wurde. Seine Lider fingen an, zu zittern.
„Herr Krentler? Sind sie noch da?“ fragte der Wachtmeister.
„Ja.“
„Ich muss sie bitten, für eine Aussage aufs Revier 223 zu kommen.“
„Wie ist es passiert?“
„Eine Überdosis Schmerztabletten.“
Krentler legte auf. Er lehnte sich an die Wand und weinte.
Mit dem Aufzug fuhr er in den obersten Stock. In einem der leeren Zimmer ging er zum Fenster und öffnete es. Dann holte er einen Stuhl. Er kletterte auf den Stuhl und setzte sich auf die Fensterbank. Langsam hob er die Beine nach draußen. Von unten drang der Lärm der Stadt. Sein Blick ging ins Leere. Er rutschte ein kleines Stück nach vorne. Für ihn gab es nichts mehr. Keine Angst, keine Wut, nichts mehr. Nicht einmal mehr Tränen.
Nach drei Stunden kletterte er zurück ins Zimmer und legte sich mitsamt Klamotten in eines der Betten.
    44
    Es war sechs Uhr morgens als eine der Krankenschwester ohne Anzuklopfen in Ralsmanns Büro stürzte. Li, die auf dem kleinen Sofa neben den Aktenschränken gelegen hatte, schrak auf und stieß einen kurzen Schrei aus. Die Krankenschwester hob beschwichtigend die Hände. Ohne ein Wort ging sie zum Regal und schaltete den kleinen Fernseher ein, der dort stand. Auf dem Bildschirm erschien ein Reporter. Im Hintergrund erkannte man das Kanzleramt.
„…ist, wie eben mitgeteilt wurde, die Pressekonferenz verlegt worden. Gründe dafür wurden nicht genannt.“
Das Bild wurde geschnitten und ein Mann mit wütendem Gesichtsausdruck sprach mit viel Spucke seinen Ärger in die Kamera. Die Krankenschwester wechselte den Kanal.
„… hat die französische Regierung mit sofortiger Wirkung sämtliche Grenzen zu Deutschland für den Personen- und Güterverkehr geschlossen.“ Die Kamera zeigte zwei Grenzbeamten, die demonstrativ einen Schlagbaum herunter ließen und schnitt dann auf die fassungslosen Gesichter der Wartenden in ihren Autos.
„..wie ich soeben erfahre, haben desweiteren auch die Benelux-Staaten, Dänemark, Österreich und die Schweiz die Grenzen geschlossen und sämtlichen Verkehr unterbunden. Man wolle alle Möglichkeiten einer Ansteckung unterbinden, hieß es dazu aus den jeweiligen Regierungskreisen.“
Li schaltete den Ton aus.
    45
    Das Klingeln seines Telefons weckte Krentler. Er ließ es klingeln. Draußen zeigten sich die ersten Sonnenstrahlen. Ein neuer Tag begann. Es gab Arbeit, die getan werden musste. Mit zitternden Fingern nahm er den Anruf an.
„Guten Morgen Doktor Krentler, Lohmann am Apparat. Sehen sie die Nachrichten?“
„Nein.“
„Haben sie schon versucht, den Minister zu erreichen?“
„Nein.“
„Aber ich. Er ist nicht erreichbar. Er

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