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Virus - Rückkehr der Vogelgrippe (German Edition)

Virus - Rückkehr der Vogelgrippe (German Edition)

Titel: Virus - Rückkehr der Vogelgrippe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Bulther
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jemand ein Seil nach unten ließ. An dem Seil hing ein Gurtzeug. Was sollte das? Die wollten gar nicht landen. Die wollten ihn hier abbergen. Vom Dach eines hundert Meter hohen Gebäudes. Die Person im Hubschrauber winkte mit den Armen und deutete erst auf Krentler und dann auf das Gurtzeug.
Krentler zögerte. Er nahm sein Telefon aus der Tasche. Steckte es wieder ein. Und ging los.
Der Lärm steigerte sich zu einem ohrenbetäubenden Gebrüll, als er sich dem Hubschrauber näherte. Die Rotoren erzeugten einen sturmartigen Luftstrom. Krentler kämpfte sich nach vorne. Aufgewirbelter Staub drang in seine Lungen, kleine Steinchen schlugen ihm ins Gesicht. Dann erreichte er das Gurtzeug. Mit einer Hand schützte er die Augen vor dem Staub, mit der anderen hielt er das Gurtzeug fest, um es sich anzulegen.
In dem Moment, in dem er die letzte Schnalle schloss, verlor er den Boden unter den Füßen. Adrenalin spannte seinen Körper. Der Boden kippte weg. Er schrie. Der Hubschrauber trug ihn über die Dachkante. Sein Blick stürzte in die Häuserschlucht. Jemand packte ihn am Kragen und zog ihn in den Hubschrauber. Hinter ihm schloss sich die Tür. Es wurde still.
Schickelbach half ihm, sich vom Gurtzeug zu befreien.
„Das haben sie gut gemacht, Doktor Krentler. Haben sie Übung?“
Krentler schluckte.
„Sie machen das vielleicht öfter“, gab er zurück, „aber mir macht das keinen Spaß. Sie hätten mich umbringen können!“
Schickelbach grinste.
„Immerhin sind sie jetzt wach. Ich nehme an, sie haben eine harte Nacht hinter sich.“
„Das kann man wohl sagen.“ Krentler grinste zurück. „Wie kommen sie eigentlich zu diesem schicken Schlitten?“
„Das ist der Diensthubschrauber des Ministers. Wir kommen direkt aus Helgoland. Die Minibar steht zu ihrer Verfügung. Was trinken sie?“
„Martini. Pur.“
Krentler sah sich um. An den Außenwänden der Kabine waren große Sessel angebracht. Er stand auf und ließ sich in den ersten hineinfallen. Erst jetzt spürte er die Erschöpfung. Ihm fielen die Augen zu.
Eine halbe Stunde später landete der Hubschrauber in Peenemünde. Ein Offizier begrüßte sie salutierend. Oberst Reinhardt könne selbst nicht anwesend sein.
Krentler genoß den frischen Wind, der über die Ostsee wehte. Nach dem Desinfektionsgeruch im Krankenhaus, der schmutzigen Luft der Großstadt und dem Staubangriff während der Bergeaktion durch den Hubschrauber war das hier eine Wohltat für seine geschundenen Lungen.
Schickelbach hatte Nachrichten aus Helgoland für den Kommandanten der Station. Der Offizier gab Krentler eine Magnetkarte für den Zugang zu Rosens Labor und begleitete dann Schickelbach zum Hauptquartier. Krentler sah kurz nach, wie sie die Straße entlang gingen. Fast sahen sie aus wie gute Freunde, die zum Strand spazieren. Nur die Uniform des Offiziers erinnerte daran, dass sie sich auf militärischem Sperrgebiet befanden. Außerdem war es diesig und regnerisch. Im Nordwesten zog eine Regenfront auf. Bei so einem Wetter ging man nicht an den Strand. Es sei denn, man wollte wirklich ungestört sein.
Der einsame Wachsoldat nickte Krentler zu, als er die Baracke betrat. Seit seinem letzten Besuch hatte sich nichts verändert.
Krentler fragte sich, wie Rosen reagieren würde, wenn er die Untersuchungsergebnisse forderte. Oder wusste Rosen selbst nichts von den geheimen Forschungen? Vielleicht hatte man das Labor hier eingerichtet, um mögliche Ergebnisse der am Krisenstab beteiligten Wissenschaftler besser überwachen zu können. Mit Rosens seltsamen Ideen hatte die Überwachung dann sicher ihren Spaß gehabt.
Da die Türen nicht numeriert waren, begann Krentler auf gut Glück ungefähr auf der Höhe des Ganges, wo sich das Labor seiner Erinnerung nach befand, seine Magnetkarte an die Schlösser zu halten. Bei der fünften Tür hatte er Erfolg.
Rosen war nicht zu sehen, als Krentler den Vorraum des Labors betrat. Aber am Kleiderständer hing sein dunkelgrauer Trenchcoat. Also musste er da sein. Das Licht im Vorraum war ausgeschaltet, nur durch die Sichtscheibe drang ein schwacher Schimmer aus dem Labor. Krentler trat neugierig vor.
Rosen saß im Labor am Mikroskopiertisch. Obwohl er alleine war, drang leises Gemurmel durch die Lautsprecher neben dem Sichtfenster. Es war seltsam, jemanden bei seinen Selbstgesprächen zu belauschen. Aber gerade als Krentler vorsichtig gegen die Scheibe klopfen wollte, stand Rosen mit einer solchen Heftigkeit auf, dass der Stuhl auf seinen Rollen nach

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