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Visby: Roman (German Edition)

Visby: Roman (German Edition)

Titel: Visby: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Slawig
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Männer.«
    Geht nicht, wollte sie sagen, aber schon tauchten Bilder auf. Mäusezähne. Spitzes Gesicht. Der andere? Groß, ein Schrank. Er redete wenig. Der Kleine redete unaufhörlich.
    Von Jens stellte sich kein Bild ein. »Den könnt ihr euch im Internet ansehen. IAI Bindestrich Köln Punkt DE . Nilsson. Jens. Technischer Leiter und Sicherheitsbeauftragter.« Bitte sehr. Fehlerfrei ausgesprochen.
    Auf Deutsch. »Technical support and security. Oder so.«
    »Was heißt IAI ?«
    »Institut für Angewandte Informatik.«
    »Ein Forschungsinstitut mit einem Sicherheitsmann vom BND ?«
    Ausgerechnet sie sollte ihm das erklären? »Ex- BND . Glaube ich. Sie machen viel Rüstungsforschung.«
    »Und wie bist du an diese Leute geraten?«
    Meine Chefin hat mich an sie verkauft, dachte sie. Nachmittagssonne auf dem Wasser, Frohnert und Wiebecke auf der Terrasse. Du hast keine Ahnung, was Lassa-Fieber ist, stimmt’s, Dhani? »Sie haben mir eine Stelle angeboten.«
    »Am IAI ?«
    Sie nickte.
    »Als was?«
    »Mathematikerin.«
    Er grinste; dann verschwand das Grinsen. »Im Ernst?«
    »Dynamik komplexer Systeme. Kannst du auch im Internet nachlesen.«
    »Schon gut, ich glaube dir ja.«
    Sie versuchte an seinem Gesicht abzulesen, ob er log, doch es veränderte sich zu schnell, mit jedem Blinzeln war es wieder fremd, zeigte irgendetwas Neues. Spott. Ärger.
    Traurigkeit?
    Er hatte etwas gesagt, und sie hatte wieder nicht aufgepasst, ihr Verstand musste den Worten hinterherlaufen und sie aus Einzelsilben zusammenklauben. Einen Punkt müssen wir noch klären. Das hatte er gesagt. »Welchen Punkt?«
    »Woher wussten diese Leute, dass du mich suchst?«
    Sie dachte nach. »Aus meinem Notebook. Einer Mail.« In ihrem Glas war noch ein Rest Grappa. Sie trank ihn aus. »Von Lee.« Sie zeigte mit dem Glas auf Lees Bericht, und Eglund nickte. »Der eine – Jens – hat sich mein Notebook beschafft und deinen Namen entdeckt. Er hat seine Kollegen angerufen. Ex-Kollegen. Was weiß ich. Die kamen zu mir.«
    Janis sagte etwas. Eglund antwortete, dann wieder Janis. Er redete und redete.
    Sie sah aus dem Fenster. Auf dem Bootssteg saß ein Mann in einem Rest Abendsonne. Auf einem Klappstuhl. Ein Wachposten, was sonst, aber er sah so entspannt aus – man müsste sich dazusetzen, die Beine vom Steg baumeln lassen … sich sonnen, schwimmen, sich sonnen und alles vergessen.
    »Janis glaubt dir nicht«, sagte Eglund. »Er meint, sie hätten nicht gleich deine privaten Mails gelesen, nur weil du dich auf eine Stelle beworben hast.«
    »Das habe ich auch nicht gesagt.« Dann erklär es jetzt noch einmal, Kind, sagte Maria in ihren Gedanken. Kind. Maria, du redest wie dieser Mann, der aus den Kriegen in Afrika Geld saugt.
    »Sie hatten ein Problem. Am IAI . Eine Sicherheitslücke.«
    Janis stand jetzt neben Eglund, er versperrte den Blick nach draußen. Sie sahen sie an.
    Sie begriffen es nicht.
    »Zwei getrennte Systeme. Meine privaten Angelegenheiten: hier.« Sie legte die Hände so auf den Tisch, dass sie einen stehenden Zylinder formten: eine Mauer, eine Grenze zwischen Innen und Außen. »Meine Fragen. Lee. Wer meine Mutter gekannt hat.« Sie hob die Hände und setzte sie zehn Zentimeter weiter rechts wieder ab. »Das IAI . Geheime Projekte. Über die plötzlich was im Internet stand.« Sie löste die linke Hand aus der rechten und schob sie nach links, Daumen und Finger zum Kreis geschlossen. Dann bewegte sie die Hände aufeinander zu, bis sich die Daumennägel berührten. »Scheinbar getrennt, aber über Maria waren sie gekoppelt, darum ergab eine kleine Veränderung bei mir« – sie öffnete und schloss die linke Hand – »eine Riesenreaktion bei ihnen.« Sie spreizte die Finger der rechten, legte sie auf die linke, drückte beide flach auf den Tisch. Aus irgendeinem Grund war ihr rechter kleiner Finger mit Butter beschmiert. Sie leckte ihn ab. »Eine typische Eigenschaft komplexer Systeme. Habt ihr schon mal ein chaotisches Pendel gesehen?«
    Sie sah von Eglund zu Janis; aber Janis war gar nicht mehr da, und Eglund saß auf der Schreibtischkante und sagte: »Dass ein erwachsenes Mädchen von zwei Grappa betrunken wird. Wer ist Maria?«
    »Drei. Grappa. Maria ist meine Chefin in Århus. War meine Chefin. Ach, was weiß ich.«
    »Und sie hatte schon länger mit dem IAI zu tun? Ist es das, was du uns sagen wolltest?«
    »Sie … « Unmöglich, das alles zu erklären. »Ja. Genau.«
    »Gut, dann komm jetzt.« Er stand auf und streckte die Hand

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