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Viscount und Verfuehrer

Titel: Viscount und Verfuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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Die kleine Geste beruhigte ihn irgendwie.
    Reeves räusperte sich. „Gibt es in diesen Briefen irgendwelche Hinweise auf ihre missliche Lage?“
    Christian sammelte sich. „Es gibt einen Brief von einem gewissen Sinclair. Ich halte es für einen Decknamen, es ist alles sehr gestelzt formuliert. Der Brief kommt einem Geständnis gleich. Dieser Sinclair gibt zu, dass meine Mutter aufgrund gezielt lancierter falscher Informationen ins Gefängnis kam.“
    „Jemand sorgte dafür, dass sie ins Gefängnis geworfen wurde, und entschuldigte sich dann?“
    „Es war keine Entschuldigung. Der Ton ist höhnisch. Vermutlich war es für meine Mutter die letzte Ironie: Der Brief war ein Beweis, aber nachdem der Schreiber seine Handschrift verstellt hatte, konnte sie ihn nicht nutzen.“
    „Dann enthält der Brief kaum Anhaltspunkte.“
    „O doch. Dieser Brief führte mich zum Duke of Massingale, Lady Elizabeths Großvater.“
    „Wie das?“
    „Ich habe den Brief einem Freund gezeigt, der sich auf dem Gebiet auskennt.“
    Reeves runzelte die Stirn. „Mylord?“
    Christian lachte. „Mein Freund ist ein Urkundenfälscher, einer der besten.“
    „Ah.“
    „Er streute irgendeinen Puder auf die Oberfläche, und dadurch zeigte sich ein Abdruck, der von einem anderen Brief stammte. Es war ein Siegel. Vom Siegelring des Duke of Massingale. Der Brief kam also aus Massingale House.“ „Verstehe. Und was hat Master William nun herausgefunden?“
    „Er sollte den Priester finden, der Mutter damals auf dem Sterbebett begleitete. Willie ist schon auf dem Weg hierher. Er meint, er hätte etwas Wichtiges entdeckt, das beweisen würde, dass mein Verdacht gegen den Herzog begründet ist.“ Reeves schürzte die Lippen. „Ich kann Sie wohl nicht dazu überreden, einen Weg zum Duke of Massingale zu suchen, der nicht über Lady Elizabeth führt?“
    „Nein. Der Herzog ist ein Einsiedler. Lady Elizabeth ist meine einzige Möglichkeit.“ Christian schloss die Kiste und stellte sie sorgsam in die Schublade zurück. „Noch fehlt mir ein schlüssiger Beweis. Das weiß ich auch. Doch mit jeder Schicht, die ich aufdecke, rücke ich näher an Massingales Schwelle.“ Christian sah den Butler scharf an. „Irgendetwas hat er mit Mutters Tod zu tun. Ich weiß nur noch nicht genau, was.“
    „Es ist eine sehr schwierige und delikate Angelegenheit, Mylord. “
    „Sie wissen ja noch nicht alles. Aber ich höre nicht auf zu graben, ehe ich die Wahrheit kenne. Die ganze Wahrheit.“ Nachdenklich strich er über die raue Kiste. Er war der Wahrheit schon so nahe gekommen, allerdings war sie noch hinter Zeit und Täuschungen verborgen. Christian würde einen Weg finden, sie bloßzulegen. Das war er seiner Mutter schuldig. Plötzlich wurde er sich des abschätzenden Blicks des Butlers bewusst und zwang sich zu einem Lächeln. „Ich sollte zu Bett gehen. Lady Elizabeth reitet jeden Donnerstag im Park aus.“
    „Sie beobachten ihr Haus?“
    „Ich und jeder andere ernsthafte Verehrer. Die Dame ist ziemlich reich. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie in die Gesellschaft eingeführt wird.“ Christian zuckte mit den Schultern. „Aber ein Plan, der nicht abgewandelt werden kann, taugt auch nichts.“
    „Jawohl, Mylord. Sicher hat Ihnen Ihre Wandelfähigkeit im Leben schon oft gute Dienste erwiesen. Aber ich kann mir nicht helfen ... Mylord, was ist, wenn Lady Elizabeth im Lauf Ihres falschen Spiels echte Gefühle für Sie entwickelt? Werden Sie dann jeden Kontakt abbrechen?“
    „Wenn Sie sie gestern gesehen hätten, wäre Ihnen klar, dass sie nicht der Typ ist, der sich Hals über Kopf verliebt, ganz unabhängig von meinen Absichten.“
    „Ich will hoffen, dass dies der Wahrheit entspricht, Mylord.“ Reeves ging zur Tür. „Ich lasse Ihr Zimmer richten, nachdem Sie am Morgen eine so frühe Verabredung haben.“ Mit einer schweigenden Verbeugung ging Reeves aus dem Zimmer.
    Christian wartete, bis Reeves die Tür zugemacht hatte, und schloss dann die Schublade. Der Verleumder seiner Mutter war in Reichweite. Er spürte, dass es in seiner Macht lag, den Mann zu überwältigen, der sein Leben zerstört und ihn und seine Familie ins Elend gestürzt hatte. Seufzend wandte er sich ab.
    Schließlich schnitt er das Kopfende der Zigarre ab und griff nach der Zunderbox. Er lehnte sich im Sessel zurück, legte die Füße auf den Tisch und dachte an die Wochen, die vor ihm lagen. Es kam ihm so vor, als hätte er sich seit seinem zehnten Lebensjahr nur auf

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