Viscount und Verfuehrer
wandte sie sich ab, stieß dabei aus Versehen mit dem Ellbogen gegen das Gestell mit den Queues. Klappernd fielen sie zu Boden.
„Oh!“, sagte sie und presste die Hände zusammen.
„Lassen Sie nur“, meinte Christian und begann die Queues aufzuheben und der Reihe nach in das geschnitzte Holzgestell zurückzuräumen. „Ich wollte Ihnen das alles nicht erzählen, aber ich brauche Ihre Hilfe. “
„Meine Hilfe?“
„Das Collier muss irgendwo in Massingale House verborgen sein, dessen bin ich mir sicher.“
„Meinen Großvater habe ich nie mit einem Halsband gesehen.“
„Dann haben Sie nichts zu befürchten. Wenn er es nicht hat, hat es vielleicht jemand anderes.“
Sie sah ihn an. Ihr Blick war ruhig und direkt. „Und wenn Sie das Collier doch bei uns finden? Was dann?“
Sein Kinn verhärtete sich. „Dann ist Ihr Großvater schuldig.“
Darauf trat langes Schweigen ein.
„Westerville, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Was ich denken soll. Ich weiß nur, dass Großvater nie einem anderen etwas zuleide täte. Das weiß ich einfach.“
„Ich kann Ihnen die Informationen zeigen, die ich bis jetzt zusammengetragen habe, und dann sehen wir weiter.“ Mit ernstem Blick sah er sie an. „Beth, werden Sie sich wieder mit mir treffen, mich erklären lassen, warum ich Ihren Großvater für schuldig halte? Warum ich glaube, dass jemand aus Massingale House für den Tod meiner Mutter verantwortlich ist?“
„Jemand aus Massingale House? Woher wissen Sie, dass es nicht einer der Dienstboten war? Oder Charlotte?“
„Keiner der Dienstboten hätte meine Mutter im Gefängnis mit einer Kutsche besucht, auf der das Wappen der Massingales prangt. “
Sie verzog das Gesicht. „Verstehe. Und Charlotte?“ Christian schürzte die Lippen und runzelte nachdenklich die Stirn. „Ich hatte sie eigentlich ausgeschlossen, weil ich dachte, sie sei zu so etwas nicht fähig. Glauben Sie, dass ich mich da vielleicht irre?“
Beth ließ die Schultern hängen. „Nein. Sie kommt kaum mit Großvater zurecht. Die meiste Zeit verbringt sie auf ihrem Zimmer oder mit Lord Bennington. “
Christian nickte. „Nun? Wollen Sie sich noch einmal mit mir treffen und meine Beweisstücke ansehen?“
„Das muss ich wohl.“
„Und wenn ich Sie überzeugen kann, dass mein Verdacht begründet ist?“
Sie schwieg lange Zeit. Schließlich nickte sie, als hätte sie eine Entscheidung getroffen. „Dann werde ich dafür sorgen, dass Sie zu uns nach Hause eingeladen werden, damit Sie nach dem Halsband suchen können.“
Das überraschte ihn. „Ja?“
„Natürlich“, erwiderte sie kühl. „Ich werde alles tun, um Großvaters Unschuld zu beweisen. Ich weiß, dass er es nicht getan hat, was also sollte ich befürchten?“
„Sie vertrauen ihm zutiefst.“
„Das würden Sie auch, wenn Sie ihn kennen würden. Großvater kann es nicht ausstehen, wenn jemand Lügen erzählt. Ich kann mir nicht vorstellen ..." Sie biss sich auf die Lippen und senkte den Blick. Abwesend strich sie über den Mahagonirand des Billardtisches.
Christian beobachtete sie eine Weile. Sie wirkte weniger verstört als nachdenklich. Er wünschte, er wüsste einen Weg, ihr alles besser zu erklären, bloß gab es keinen. Seine Finger krampften sich um den Queue. Eigentlich hatte er ihr das alles gar nicht erzählen wollen, doch als er in ihre ehrlichen braunen Augen geblickt hatte, war ihm irgendwie klar geworden, dass er nichts anderes tun konnte.
Das Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus, aufdringlich und unbehaglich. Der Wunsch, die unsichtbare Mauer zwischen ihnen zu durchbrechen, wurde immer größer.
Aber bevor er noch einen Weg finden konnte, hob sie den Kopf und sah ihn an. „Sie sollten wissen, dass Großvater nicht gesund ist.“
Christian versuchte, sich ein wenig Mitleid abzuringen, was ihm indes nicht gelingen wollte. „Ich weiß, dass er schon ziemlich alt ist.“
„Ja, aber geistig ist er noch voll auf der Höhe.“ Elizabeth biss sich auf die Lippe. „Westerville, wenn ich Ihnen nicht helfe, was würden Sie tun?“
„Dann werde ich einen anderen Weg finden, nach den Beweisen zu suchen, die ich brauche.“
„Wenn Sie das gewaltsam versuchen, wird noch jemand verletzt werden.“
„Das ist bereits geschehen. Meine Mutter starb in dem Gefängnis. Sie hat die Wahrheit verdient, und ich auch.“ Elizabeth schüttelte den Kopf. „Ich wusste, dass Sie das sagen würden. Lassen Sie sich gesagt sein: Meine Hilfe kostet etwas.“
„Was
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