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Viscount und Verfuehrer

Titel: Viscount und Verfuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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ich ihn erbost anfunkeln und nach ihm schnappen würde wie eine zornige Schildkröte.“
    Die Vorstellung entlockte ihm ein Lachen.
    Sie lehnte sich auf der Bank zurück. In ihrem Gesicht zeigte sich eine plötzliche Einsicht. „Du hast aber recht. Großvater kann mich nicht zwingen zu heiraten. Ich will mich nur herauswinden, ohne dass es zu einer Auseinandersetzung mit ihm kommt. Es ... es geht ihm nicht besonders gut.“
    Christian nickte. Als er dem Mann zum ersten Mal gegenübergestanden hatte, hatte er dasselbe gedacht. „Die ganze Episode war für dich und für mich ein ziemlicher Schock. Bei dem Gedanken an die Ehe wird mir ganz komisch. Eigentlich ist mir jetzt schon schlecht.“
    In ihren Augen blitzte es amüsiert. „Von wegen.“ „Wirklich! Mir wird ganz elend bei dem Gedanken, dich heiraten zu müssen.“ Er grinste. „Kreuzelend.“
    Sie reckte die Nase in die Luft. „Ich mache dir nicht den geringsten Vorwurf; es wäre wirklich fürchterlich, mit mir verheiratet zu sein.“
    „Ach? Warum das?“
    „Morgens vor dem Frühstück habe ich schreckliche Laune.“
    „Ich auch.“
    „Ich niese jedes Mal, wenn ich in den Garten gehe.“
    „Wie entsetzlich.“
    „Auch im Rasentennis bin ich nicht besonders gut.“
    Er hob die Brauen. „Sonst noch etwas?“
    Diesmal sah sie ihn an. „Ich würde es nicht hinnehmen, wenn mein Ehemann fremdgeht.“
    „Als Ehemann würde ich auch nicht fremdgehen.“ „Niemals?“ Offensichtlich glaubte sie ihm kein Wort. „Niemals. Deswegen bin ich ja auch nicht verheiratet und habe auch nicht die Absicht, es je zu tun.“
    Sie spitzte die Lippen. „Ein großes Wort.“
    „Und tief empfunden. Sag mal ehrlich: Kennst du eine Ehe, der nachzueifern es wert wäre?“
    „Die meiner Eltern. Ich kann mich an nicht viel erinnern, doch selbst mein Großvater sagt, sie hätten sich sehr geliebt. Nach Mutters Tod hat Vater einfach ... aufgehört.“
    „Er hat aber wieder geheiratet, nicht?“
    „Ja. Charlotte. Jahre später.“ Sie lächelte reuig. „Es ist mir schwergefallen, meine Stellung als einzige Dame des Hauses aufzugeben. Ich war wohl ein bisschen verzogen und habe es ihr anfangs recht schwer gemacht.“
    „Ungefähr um diese Zeit wurde meine Mutter ins Gefängnis geworfen.“
    Beths Blick verdüsterte sich, „Das muss ungleich schwerer gewesen sein. Es tut mir leid, Christian.“
    Er schüttelte den Kopf. „Wir haben von dir gesprochen. Ist deine Stiefmutter nett zu dir?“
    „Ja. Wir stehen uns aber nicht sehr nahe, dazu sind wir viel zu verschieden. Aber wir kommen ganz gut zurecht. Großva-ter sagt, Vater hätte Charlotte nie so geliebt wie meine Mutter.“ Ein bekümmerter Blick trat in ihre Augen. „Ich war immer der Ansicht, dies sei der Grund, warum Charlotte ...“ Sie fing Christians Blick auf und errötete. „Ist ja egal. Das willst du sicher nicht wissen.“
    Aber er wollte es wissen. Er wollte alles über Beth erfahren, was es zu erfahren gab. Merkwürdig, aber je öfter er sie sah, desto mehr wollte er alles über ihre kleinen Schwächen herausfinden, ihre Vorlieben und Abneigungen, welche Farben ihr gefielen, welche Blumen sie mochte ... er wollte alles über sie erfahren, als würde ihm das helfen, einen kleinen Teil ihrer Persönlichkeit einzufangen. Etwas, was er mitnehmen konnte, wenn er schließlich gehen musste.
    Der Druck in seiner Brust verstärkte sich. Sie war so süß, so besonders. Und es hatte fast den Anschein, als wäre sie sich dessen nicht einmal bewusst ...
    Etwas in ihm löste sich, brach. Gefühle überfluteten ihn, drängten ihn vorwärts. Er beugte sich über sie und drückte sanft seine Lippen auf die ihren. Bereitwillig hob sie das Gesicht und nahm den Kuss entgegen. Verglichen mit den anderen Küssen, die sie schon geteilt hatten, war dieser erstaunlich keusch. Und doch sinnlich.
    Für Beth bedeutete er noch etwas anderes: ein Versprechen. Das Siegel für eine Kameradschaft.
    Warm und fest lagen seine Lippen auf den ihren, und sie sog seinen Duft ein und sehnte sich nach ... etwas. Etwas Neuem. Etwas Aufregendem.
    In letzter Zeit hatte ihr Leben nur aus Träumen bestanden. Stets geschniegelt und gebügelt, hatte sie in den schönsten Kutschen gesessen, die besten Soireen und Bälle besucht. Aber irgendwie war das kein richtiges Leben. Sich in der vornehmen Gesellschaft zu bewegen hatte mehr mit schönem Schein zu tun, weniger mit wahrem Sein. Und einmal im Leben wollte sie mehr. Sie wollte einfach sein.
    Der Kuss

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