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Vision - das Zeichen der Liebenden

Vision - das Zeichen der Liebenden

Titel: Vision - das Zeichen der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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und dem Rauch der Kanonen machte er in wenigen Metern Entfernung eine Kavallerieschwadron aus, die völlig verzweifelt den Angriff einer ganzen Kompanie Fußsoldaten abzuwehren versuchte. Letztere trugen lange Speere, mit denen sie die Pferde ihrer Feinde bedrängten und vereinzelt sogar die Reiter abwarfen. Auf ihren Fahnen und auf den silbernen Brustharnischen prangte ein aufgerichteter roter Drache. Am auffälligsten jedoch war, dass manche Krieger den Drachen ins Gesicht tätowiert trugen, was ihnen ein seltsam unmenschliches Aussehen verlieh.
    Das Wappen der Gegner war ein Pferdekopf mit wehender Mähne, eindrucksvoll hob er sich von den prächtigen schwarzen Rüstungen der Reiter ab. Alle trugen Helme mit langen roten Federbüschen und herabgelassenem Visier. Als einer der feindlichen Speere den Anführer der Reiter traf, klappte dieser das Visier für einen kurzen Moment auf. In dem ausgezehrten Gesicht mit dem stechenden Blick erkannte Alex den König der Kurilen.
    »Sie wurden besiegt, oder?«, hörte er sich mit einer Stimme fragen, die nicht seine eigene zu sein schien.
    »Sie wurden vernichtend geschlagen«, bestätigte Jana leise. »Alle Befehlshaber der Kurilen fielen in der Schlacht, die meisten Gefolgsleute wurden gefangen genommen, sie verbrachten den Rest ihres Lebens im Kerker. Der Klan wurde aufgelöst, man verbrannte seine Bibliotheken. Drakul, der General, der sie besiegt hatte, übernahm die Führung der Medu. Seitdem wird sie innerhalb seiner Familie weitergegeben.«
    »Und was wurde aus Zephyr? Ist er nie zurückgekommen?«
    Die Bilder der Schlacht verblassten und erloschen dann ganz. Innerhalb von Sekunden wich die blutige Vision den vertrauten Umrissen der Küchenmöbel.
    Alex fühlte sich schwindelig. Noch ganz benommen von dem raschen Szenenwechsel hielt er sich am Tisch fest und drehte sich zu Jana um. Sie ließ sich Zeit mit der Antwort, als wüsste sie nicht recht, was sie sagen sollte. »Das ist eigentlich das Spannendste an der ganzen Geschichte«, erwiderte sie nachdenklich. »Offenbar kamen Zephyr und die Witwe des ermordeten Medu-Anführers, mit der Zephyr sich verlobt hatte, irgendwann zurück, als Drakul immer noch Anführer der Medu war und verzweifelt versuchte, den Letzten zu besiegen. Zephyr half ihm, mit den Wächtern fertig zu werden. Aber den Drakul war seine Macht noch immer nicht geheuer und deshalb verbannten sie Zephyr unmittelbar nach Kriegsende. Deshalb wird er auch ›der Verbannte‹ genannt.«
    »Dann ist der Pferdekopf, den du in Schwarz gezeichnet hast, Zephyrs Symbol?«
    Jana nickte. »Dir ist bestimmt aufgefallen, dass der Pferdekopf bei den Kurilen nach rechts blickt und nicht nach links wie bei Zephyr. Vielleicht hat Drakul ihn gezwungen, diese Kleinigkeit gegenüber dem ursprünglichen Wappen der Kurilen abzuändern, keine Ahnung. Jedenfalls gilt der nach links blickende Pferdekopf bei uns seither als böses Omen.«
    »Aber wieso? Zephyr war doch eigentlich der Gute in deiner Geschichte.«
    »Das stimmt, aber trotzdem bekommen wir Medu, wenn wir seinen Namen hören, eine fast abergläubische Angst. Wenn du mich fragst, dann ist das einfach ein Schuldgefühl, das wir uns nicht eingestehen: Zephyr hat zwei Mal versucht, den Medu zu helfen. Beim ersten Mal haben sie ihn nicht ernst genommen und beim zweiten Mal wurde er in die Verbannung geschickt. Danach hat man ihn nie wiedergesehen. Es war ein großer Verlust für uns. Denn nach der Ausrottung der Kurilen war er der Einzige, der noch die Kunst beherrschte, auf dem Wind zu reiten. Drakul hätte ihm erlauben sollen, seinen Klan wieder aufzubauen. Es hätte uns allen genützt. Aber dazu war er zu feige.«
    »Dieser Drakul… Wenn ich richtig verstehe, war er der Begründer des Klans, der seinen Namen trägt.«
    »Genau. Der Klan, dem Erik angehört. Die Drakul fürchten das Symbol des Verbannten noch mehr als alle anderen. Nicht für alles Gold der Welt würden sie einen Gegenstand mit diesem Zeichen anfassen.«
    »Aber du bist keine Drakul.« Alex sah Jana an.
    Ihre Augen ruhten mit einer Mischung aus Grauen und Faszination auf dem schwarz nachgezeichneten Pferdekopf und einen Moment lang glaubte Alex, wieder eine rötliche Aura um sie herum zu sehen, als setze jeden Augenblick eine neue Vision ein. »In gewisser Weise schon«, widersprach sie. »Wie gesagt, mein Vater war ein Drakul. Auch wenn Ober ihn aus dem Klan verstoßen hat.«
    Bei ihren Worten packte Alex eine dunkle, namenlose Furcht. Was Jana ihm

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