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Vision - das Zeichen der Liebenden

Vision - das Zeichen der Liebenden

Titel: Vision - das Zeichen der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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ersten vier Wächter unsterblich sind. Aber der Letzte ist ein Mensch. Wir wissen, dass er schon auf der Welt ist, und der Prophezeiung zufolge werden die Klane an seinem siebzehnten Geburtstag ganz einfach aussterben. Sein Hass wird uns ausradieren!« Erik lachte gequält, es klang wie ein kläglicher Versuch, seinen Worten die Dramatik zu nehmen. Doch sein Blick war finsterer denn je.
    »Warum wollen sie euch vernichten?«, hakte Alex nach. »Warum hassen sie euch so?«
    Erik überlegte kurz. »Vielleicht glauben sie, wir hätten den Menschen etwas weggenommen, und wenn wir verschwinden, bekämen sie es zurück.«
    »Und stimmt das?«
    »Wahrscheinlich schon.« Erik zuckte die Achseln. »Jedes Symbol ist ja eine vereinfachte Darstellung der Wirklichkeit. Wenn wir einmal davon ausgehen, dass wir tatsächlich Symbole sind, dann hindern wir euch in gewisser Weise daran, die Welt in ihrer wahren Komplexität wahrzunehmen, also jede noch so kleine Farbnuance, jeden Laut, jede Empfindung, jede Berührung… Vielleicht besteht darin unsere eigentliche Macht: Wir bewahren etwas, das euch verloren gegangen ist. Und wir haben die Fähigkeit, es euch zurückzugeben – aber auch, es euch wieder wegzunehmen.«
    Alex musste an sein Tattoo denken und an die Lawine von Sinneseindrücken, die jedes Mal über ihn hereinbrach, wenn er in Janas Nähe war. »Die Tattoos helfen einem, die Welt so wahrzunehmen, wie sie wirklich ist? Darin besteht ihre Magie?«
    »Ja. Und ihre Gefahr. Es ist wichtig, dass du das genau verstehst, Alex. Die Tattoos sind ein Mittel zum Zweck. Wir setzen sie gezielt ein. Durch sie empfinden die Menschen mehr und leben intensiver. Aber wenn sie nicht aufpassen, machen sie sich von uns abhängig. Für immer. Dann werden sie zu Ghuls.«
    Alex wartete darauf, dass Erik fortfuhr.
    »Die Ghuls haben ihre Freiheit komplett verloren. Sie sind körperlich und seelisch Sklaven der Medu, sie leben und sterben für uns – wann, das bestimmen wir. Nicht jeder, der ein magisches Tattoo trägt, wird zu einem Ghul. Aber es ist der erste Schritt.«
    »Du meinst diese ganzen Jugendbanden, die sich auf Friedhöfen treffen. Die sich operieren lassen, um wie Tiere auszusehen…«
    Erik nickte. »Genau die. Ich hoffe, du verstehst jetzt, was ich dir gestern auf dem Schulhof gesagt habe: Lass dich nicht von Jana versklaven, Alex. Ich könnte es nicht ertragen, wenn sie dir das antut, ausgerechnet dir.«
    Alex musterte die aufrichtige, ernste Miene seines Freundes. »Und du?«, fragte er neugierig. »Wenn du auch einer von ihnen bist, warum sollte ich dir vertrauen?«
    Erik antwortete nicht gleich. »Weil wir Freunde sind. Ich glaube, das ist stärker als alles andere.«
    Alex strich sich über die feuchte Stirn. Aus irgendeinem Grund überraschte ihn das, was Erik ihm gerade erzählt hatte, kaum.
    Allerdings klang die ganze Geschichte von den Medu-Klanen nicht besonders logisch. Es gab so viel, was er gerne gewusst hätte. »Wie viele seid ihr? Gibt es euch überall auf der Welt?«
    »Zurzeit gibt es sieben Klane, jeder mit mehreren Hundert Angehörigen, dazu die Ghuls, die wir beherrschen. Jeder Klan hat sich auf eine bestimmte Magie ›spezialisiert‹, um es mal so zu sagen. Jana gehört zu den Agmar, das weißt du ja. Mein Klan sind die Drakul. Sie stehen an der Spitze der Medu. Mein Vater… mein Vater ist ihr Anführer. Unsere Stellung bei den Medu ist also ziemlich privilegiert. Aber auch besonders gefährlich.«
    »Warum?«
    Erik lächelte grimmig. »Die Anführer der anderen Klane versuchen, uns die Macht zu entreißen. Die Drakul haben nicht immer über die anderen Klane geherrscht. Erst seit der letzte Wächter uns beinahe ausgerottet hätte. Damals war es einer meiner Vorfahren, dem es gelungen ist, den Letzten zu besiegen. Aber er wird wiederkommen, das steht fest. Und uns wird er als Erste vernichten.«
    »Hast du nicht gesagt, dieser letzte Wächter ist ein Mensch und noch gar nicht lange auf der Welt? Wie konnte er dann mit einem deiner Vorfahren kämpfen?«
    »Damals ist er auch ein Mensch gewesen. Aber eben ein anderer Mensch«, erwiderte Erik rätselhaft.
    »Soll das heißen, er kehrt immer wieder auf die Erde zurück? In einem neuen Körper?«
    Alex’ Freund runzelte die Stirn. »Ja und nein. Jeder Mensch, in den sich der Letzte inkarniert hat, ist anders als der vorige, jeder hat einen anderen Körper, eine andere Seele. Das Einzige, was sie gemeinsam haben, ist ihr Wissen… und ihre Macht. Was in

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