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Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund

Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund

Titel: Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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merkwürdiges, leicht erregbares Geschöpf, so viel stand fest. Und sie war eine Außenseiterin. Auch in ihrer Runde fühlte sie sich ausgeschlossen.
    Kaitlyn fiel ein, wie es ihr ergangen war als Außenseiterin. In Ohio war sie nirgends dabei gewesen. Sie hatte sich von den anderen einfach zu sehr unterschieden. Die Leute hatten ihre Augen als unheimlich empfunden, ihre Zeichnungen als geradezu gespenstisch. Niemand in ihrer alten Highschool wollte mit der »Dorfhexe« etwas zu tun haben.
    Aber Lydia war ihr dennoch ein Rätsel. Und es missfiel ihr, wie sie in ihren Kreis einzudringen versuchte.
    Sag ihr nichts, wiederholte sie Gabriels Warnung an Lewis’ Adresse. Einen Moment später signalisierte Lewis mit einem Anheben der Schultern seine Zustimmung. »Wir wären dir wirklich sehr dankbar, wenn du uns nach Suquamish bringen würdest«, sagte Rob freundlich. Dann verfielen sie alle in Schweigen und hörten Radio.
     
    »Hier musst du abbiegen«, sagte Anna. »Es ist gleich dahinten, das Haus mit dem Oldsmobile davor.«
    Es dämmerte bereits, doch Kaitlyn sah, dass das Haus dieselbe rotbraune Farbe hatte wie Annas Korb. Das muss auch Zedernholz sein, dachte sie. Die Fichten
und Erlen rund um das Haus waren in der einbrechenden Dämmerung nur als turmgleiche Umrisse zu sehen.
    »Wir sind da«, sagte Anna.
    Ein Haus, dachte Kaitlyn. Ein richtiges Haus mit Eltern darin, Erwachsenen, die sich um sie kümmern würden. Im Moment war das alles, was sie brauchte. Sie streckte die steifen Beine aus. Gabriel öffnete die Tür.
    »Also seid ihr doch nicht davongelaufen! «, platzte es aus Lydia heraus. »Ich wusste nicht, dass ihr wirklich ein Zuhause habt. Tut mir leid.«
    »Macht nichts. Danke fürs Mitnehmen«, sagte Rob.
    Lydia zog die Schultern hoch. »Gern«, sagte sie. Sie klang wie jemand, der vor der Tür bleiben musste, während die anderen auf eine Party gingen. Dann fragte sie gedämpft: »Dürfte ich wohl mal eure Toilette benutzen?«
    »Aber natürlich«, sagte Anna. »Wartet kurz, am besten gehe ich vor.« Mom weiß ja gar nicht, dass wir kommen, fügte sie im Stillen hinzu.
    Leichtfüßig lief Anna zum Haus. Die anderen warteten im Auto und spähten durch die angelaufenen Scheiben hinaus. Nach wenigen Minuten kam Anna zurück, begleitet von einer kleinen, älteren Frau, die überrascht, aber freundlich wirkte. Kait sah auf den ersten Blick, wo Anna ihre heitere Art herhatte.

    »Kommt nur alle rein«, sagte die Frau. »Ich bin Mrs. Whiteraven, Annas Mutter. Meine Güte, ihr seid ja ganz nass! Kommt nur rein!«
    Sie gingen ins Haus, gefolgt von Lydia.
    Innen wirkte der Wohnraum der Familie vollgestopft, aber gemütlich. Im Wohnzimmer trafen sie zwei identisch aussehende Jungen an, die neun oder zehn Jahre alt sein mochten. Annas Mutter führte sie in den hinteren Teil des Hauses, wo sie im Badezimmer warmes Wasser in die Wanne einließ und saubere Kleidung bereitlegte.
    »Ihr Jungs müsst etwas von meinem Mann anziehen«, sagte sie. »Die Sachen sind euch wahrscheinlich zu groß, aber es wird schon gehen.«
    Kurze Zeit später saß Kaitlyn warm, aber noch etwas feucht vom Bad in Annas Kleidern vor dem Kamin.
    »Deine Mutter ist nett«, flüsterte sie Anna zu. »Es muss doch eine Riesenüberraschung für sie sein, dass wir hier so einfach auftauchen? Hat sie denn gar keine Fragen gestellt?«
    Noch nicht. Jetzt will sie uns erst einmal warm und satt bekommen. Aber eines ist klar: Vom Institut hat sie keine Nachricht erhalten. Sie dachte, ich sei in der Schule.
    In diesem Moment kamen Annas kleine Brüder ins Zimmer und löcherten sie mit Fragen über Kalifornien. Anna gab ihnen bereitwillig Auskunft, ohne
Mr. Zetes oder das Institut auch nur mit einem Wort zu erwähnen.
    Mrs. Whiteraven eilte wieder ins Wohnzimmer. »Anna, deine andere Freundin habe ich gerade nach oben geschickt, damit sie sich wäscht. Sobald die Jungs fertig sind, gibt es Abendessen.«
    »Aber sie ist nicht … «, begann Anna, brach jedoch ab, als Lydia ins Zimmer kam. Sie sah klein aus, fast bemitleidenswert. Es wäre unhöflich gewesen zu sagen: »Sie ist nicht meine Freundin«, nachdem Mrs. Whiteraven sie soeben zum Abendessen eingeladen hatte.
    Immerhin hat sie uns hergebracht, sagte Anna. Kaitlyn zuckte mit der Schulter.
    Rob, Gabriel und Lewis gesellten sich zu ihnen. Sie trugen weite Flanellhemden und Jeans, die mit einem Gürtel zusammengeschnürt waren. Kaitlyn und Anna rissen sich zusammen, doch Lydia konnte sich ein Grinsen nicht

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