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Visionen Der Nacht: Die Dunkle Gabe

Visionen Der Nacht: Die Dunkle Gabe

Titel: Visionen Der Nacht: Die Dunkle Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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sämtliche Spekulationen zur Seite. Sie hatte jetzt wirklich keine Zeit zum Nachdenken – sie musste handeln.
    Sie warf den Brief in die Ablage und schloss die Schubfächer des Aktenschranks. Dann machte sie sich an etwas, das sie noch nie getan hatte: Sie versuchte, einen Gedanken zu senden. Sie wusste nicht, wie das ging, aber sie versuchte es, konzentrierte sich auf die brennenden Rosen in ihrem Kopf. Gabriel, kannst du mich hören? Du musst Anna Bescheid sagen. Sag ihr, sie soll sich um die Hunde kümmern, bis –
    Ich kann dich hören, Kaitlyn. Ich bin’s, Anna. Die Antwort war leichter, gelassener als Gabriels Botschaft. Sie erinnerte Kait an Annas echte Stimme.
    Jetzt wurde Kaitlyn plötzlich alles klar. Sie konnte nicht nur Anna hören, sondern sie wusste auch, wo Anna war und was sie tat. Es war, als spürte sie Anna in sich. Und Lewis.
    Lewis, schließ die Geheimtür, dachte sie. Und geh nach oben. Anna, lass anschließend die Hunde gehen.
    Und was macht ihr?, fragte Lewis. Kait spürte, dass er schon daran arbeitete, die Tür wieder zu verschließen.
    Verstecken, erwiderte Rob knapp und schaltete die Lichter im Flur und im Büro aus.

    Kait kam es vor, als sei die Explosion in ihrem Kopf Stunden her, dabei waren seither nur wenige Sekunden vergangen. Diese merkwürdige Telepathie war zwar sehr befremdlich, gleichzeitig aber eine unglaublich wirkungsvolle Form der Kommunikation.
    Die Vertäfelung ist zu. Ich gehe nach oben, sagte Lewis.
    Ich lasse die Hunde frei – schnell, Lewis! Komm schon! Annas Ton wurde schärfer, und Kait konnte geradezu spüren, dass es eng wurde.
    Was ist los?, wollte Kait wissen.
    Warte – ich glaube, es ist alles in Ordnung. Ja, fügte Anna erleichtert hinzu, er ist aus dem Esszimmer gekommen, als wir noch auf der Treppe waren, aber ich glaube nicht, dass er uns gesehen hat. Er hat sich zu seinen Hunden hinuntergebeugt.
    Ihr beiden geht am besten ins Bett. Er kommt vielleicht nach oben, sagte Rob. Kaitlyn drehte sich im Dunkeln zu ihm um. Es war faszinierend – seine Stimme in ihrem Kopf klang genau wie seine natürliche, nur intensiver. Sie wirkte noch ehrlicher, schien noch mehr von ihm in sich zu tragen. Die Sorge um Anna und Lewis war deutlich zu spüren.
    »Oder er kommt hier runter«, flüsterte Rob Kait zu. »Komm mit.«
    Er nahm sie bei der Hand. Wie er sich hier im Dunkeln zurechtfand, war Kaitlyn ein Rätsel, aber er führte sie zum Schreibtisch.

    »Kriech da runter«, flüsterte er. »Die Aktenschränke verdecken von der Tür aus die Sicht.«
    Kaitlyn quetschte sich unter den Tisch, gefolgt von Rob.
    Und dann warteten sie – was blieb ihnen schon anderes übrig. Kaitlyns Herz schlug ihr bis zum Hals, schien in der Stille ohrenbetäubend zu hämmern. Rob hielt ihr die Hand, die zunehmend feuchter wurde. Unbeweglich auf engstem Raum auszuharren, war unglaublich anstrengend. Nach kurzer Zeit schmerzten sämtliche Gelenke.
    Eine weitere Angst erfasste Kaitlyn. Immerhin handelte es sich hier um Gabriels Kräfte. Das waren die Kräfte, die Iris, das Mädchen in Durham, das Leben gekostet hatten und mit denen er den Freiwilligen mit der Irokesenfrisur innerhalb 45 Sekunden fast in den Wahnsinn getrieben hatte. Wie lange hatte Gabriel ihre Gedanken vorhin miteinander verbunden? Wie lange würde es dauern, bis er ihnen sämtliche Energie entzogen hatte?
    Es wird zwangsläufig instabil, erinnerte sie sich. Das hat er selbst gesagt. Er hat es im Griff, wenn der Kontakt kurz ist.
    Doch die Angst blieb. Gabriel hatte zwar seit den ersten Sätzen nichts mehr gesagt, doch sie spürte, dass er noch da war. Eine starke Präsenz, umgeben von glatten, harten Wänden. Er verknüpfte sie alle miteinander.
Und mit jeder Sekunde, die verging, wurde die Verbindung gefährlicher.
    Sie spürte, wie sich Rob neben ihr anspannte. Hör mal.
    Kaitlyn lauschte. Ein ratterndes Schiebegeräusch – die Holztäfelung.
    Ich glaube nicht, dass das Lewis ist, sagte Rob.
    Nein, ich bin im Bett, warf Lewis ein.
    Annas Stimme kam klar und entschlossen. Sollen wir etwas unternehmen, Kait?
    Kait atmete tief ein und schickte dann einen Gedanken. Nein, wartet ab. Uns passiert schon nichts. Gleichzeitig spürte sie, dass Rob ihr die Hand drückte. Es gab Dinge, über die man sich auch ohne Telepathie verständigen konnte. Sie und Rob wussten natürlich, dass sie in Gefahr waren, aber wie hätte Anna ihnen helfen können?
    Plötzlich erschien auf dem Boden des Büros ein fächerartiges Muster aus diffusem

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